Tipsys sonderliche Liebesgeschichte, Else Hueck-Dehio
(Eugen Salzer Verlag, 1962)
Das Else Hueck-Dehio zu ihren Tagen eine Bestseller Autorin war, war mir anfangs, als ich auf ihre Romane stieß, nicht klar, aber es überraschte mich auch nicht als ich später davon hörte. Sie ist nun mal zum einen eine begnadete Schreiberin die es unvergleichlich versteht mit Worten umzugehen, und zum anderen müssen in jenen Nachkriegsjahren da Deutschland weitgehend Flüchtlingsland war, diese Geschichten mit ihrem nostalgisch verklärten Blick zurück auf eine verlorene Heimat, in ihren Lesern eine besondere Saite zum klingen gebracht haben.
Tipsys sonderliche Liebesgeschichte hat dabei einen stärkeren Jugendbuch Charakter als es bei Ja, damals... der Fall ist. Else Hueck-Dehio entwirft darin eine beschwingt romantische Liebesgeschichte, die eigentlich nur im Schlusswort ein Spur von vertriebenen Melancholie zeigt. Auch bei dieser Geschichte ist es vor allem der sachte Humor der es einem leicht macht sich mit ihren Figuren anzufreunden:
"Wenn nun einer der Knechtssöhne sich bereit erklärte, das Katte-rattas im Trabe über die Parkwege zu ziehen, dann konnte man sich selber draufstellen und träumen, man sei eine Zirkustänzerin, die schwebend und grüßend durch das Rund der Arena gefahren wurde. Die Bäume am Weg waren das Publikum, sie neigten sich und applaudierten mit ihren grünen Ast-Händen. Die Fichten waren die alten Herren, die Birken waren natürlich junge Mädchen; die Silberpappeln aber, die immer auch im leisesten Windhauch, flüsterten und ihre Blätter regten, waren die Tanten, die dauernd etwas zu tuscheln hatten."Dabei setzt die Autorin auf aus frühren Geschichten vertraute Formeln; da ist die Haupcharaktere, die junge Tispy, welche eigentlich Maria-Gabriele heist, Tochter von Großgrundbesitzern und da ist die unverheiratete Tante, Addi, die sie ein wenig unter ihre Fittiche nimmt. Zusammen mit eben dieser Tante fährt die junge, bezaubernd naive Tipsy als Brautjungfer zu einer Hochzeit. Als dort zum Ende des Festes hin das Wetter umschlägt beschließt man Vorort zu übernachten; natürlich teilen sich Tipsy und ihre Tante ein Zimmer. Aber des Nachts schleicht sich das junge Mädchen schnell noch einmal aus dem Zimmer um ihr liegengelassenes Tagebuch zu holen. Auf dem Weg zurück verwechselt sie jedoch die Türe und landet prompt im falschen Bett...
Das ganze geht natürlich vollkommen jugendfrei ab, das einzige wofür man Else Hueck-Dehio kritisieren könnte, so man das wollte, dürfte wohl der charmant fesselnde Schreibstil sein, dessen sie sich bedient, und der es einem nahezu unmöglich macht ihre Geschichten vor dem unvermeidbar kommenden Ende aus der Hand zu legen.
*Spoiler* (Highlight to read)
Eines hat mir dann aber doch den Lesespaß ein wenig verdorben:
Nicht nur ist ihr Galan 16 Jahre älter als sie (während sie
gerade mal 17 Jahre alt ist, er ist also zu diesem Zeitpunkt praktisch doppelt so
alt), sondern er kennt sie auch noch von Kindesbeinen an. Das hatte einen etwas
unangenehmen Geschmack für mich.
*Spoiler*
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