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Freitag, 10. März 2017

Ich wollte nur, dass du noch weißt / What If?

Zwei kurz Vorstellungen zu Büchern dies sich vor allem an junge Leser richten und sich perfekt zum Verschenken eignen:









Ich wollte nur, dass du noch weißt..., Emily Trunko und Lisa Congdon
(Loewe, 2017)

Dear my blank heisst das Buch im Original und ist, wie auch das zweite vorgestellte Buch, ein Ableger aus einem Internetblog. Der Dear my blank blog konnte mich persönlich jetzt weniger in seinen Bann ziehen, dafür verstehe ich tumblr zu wenig und erscheint mir die Gestaltung zu schlicht, allerdings begrüsse ich die Idee dahinter, Menschen eine Plattform zu geben auf der sie Anonym öffentlich aussprechen können, was sie bewegt.

 Das Buch präsentiert eine Auswahl dieser Anonym verfassten Briefe und Gedanken. Die Einträge wurden hierfür unter verschiedenen Kategorien zusammengefasst, wie
 Liebes Ich, Liebe Welt, Liebe, Freunde, Familie, Verrat, Trauer...

 Die Texte sind simpel ohne tiefere Botschaften vermitteln zu wollen, sie variieren dabei von einfach nur Nachdenklich, zu witzig Verrückt, über Traurig, Berührend und auch schon mal Betroffen machend. Die Texte sind dazu mit liebevoll naiven Illustrationen versehen.
Ich wollte nur, dass du noch weißt..., das ist eine moderne, jugendliche Version von Poesie Büchern und dergleichen.
Etwas das man aus dem Regal greift und darin Blättert.
Ein Buch dessen Botschaft in der einfachen Ehrlichkeit seiner Texte entsteht.












What if?, Randall Munroe
(John Murray, 2015)

 Autor Randall Munroe ist vermutlich am bekanntesten für seine XKCD comics, aber er hat auch die What If? Website auf der er kuriose Fragen wissenschaftlich beantwortet.
Ein Teil dieser Fragen wurde im gleichnamigen Buch zusammengefasst. What If? ist mit sicherheit das witzigste populär wissenschaftliche Werk, das mir seit langem untergekommen ist. Aufgrund der (zumeist, mehr oder weniger) wissenschaftlichen Betrachtung seltsamer Ausgangssituationen (What if? = Was wenn?) dürfte die deutsche Übersetzung zum Original kaum einen Unterschied machen, und das Buch regt dazu an sich mehr mit wissenschaftlichen Zusammenhängen auseinanderzusetzen, beziehungsweise greift es ein paar beliebte Irrtümer auf (e.g.: Könnte man das Space Shuttle nicht einfach so weit Abbremsen das es ohne Hitzeschild wieder in die Erdatmospäre eindringen kann?).
Auch hier gibt es eine Teilung in Kategorien, nämlich jene Fragen die der Autor ausführlicher beantwortet und Seltsame (und beunruhigende) Fragen von What If? welche der Autor nicht so ausführlich beantwortet (wenn überhaupt):
Wäre es möglich menschliche Zähne soweit herabzukühlen das sie bei Berührung mit einer warmen Flüssigkeit zerspringen?
Die Antworten sind dabei mehr oder minder Lehrreich, aber immer Amüsant zu Lesen, was auch What If? zu einem jener Bücher macht, die man immer wieder gerne aus dem Schrank greift um ein wenig darin zu Blättern.


Mittwoch, 4. Januar 2017

tucking fypos


 Für diesen Monat habe ich in Siegried Schmidt-Joos' Das Musical (dtv, 1965, S.65) etwas ausgegraben dass vermutlich kein Druckfehler ist, aber die Verwendung des Wortes Espressos ist mir so nie untergekommen und beschwor ein entsprechend komisches Bild beim Lesen:

 Der Scheidersohn Lionel Bart, Jahrgang 1930, kommt aus den Slums des Londoner East End. Er besuchte eine Kunstschule, trieb sich in Espressos herum, traf den damals noch unbekannten Schlagersänger Tommy Steele, trat in dessen Rock'n'Roll- und Skiffle-Gruppe ein, schrieb ein paar Schlager und war selbst überrascht, als seine Songs "Rock with the Cavemen" und "Living Doll" zu nationalen Hits avancierten.

Freitag, 4. März 2016

tucking fypos


 Die freie Kindle-Edition von S. Baring-Goulds The Book of Were-Wolves (1865) ist von einer zum niederknien schlechten Qualität. Die Anzahl der Scanos die sich darin finden lässt, überschreitet vermutlich die Anzahl der Seiten im Buch und macht es gelegentlich mühsam den Text zu entziffern.

Doch gibt es ein paar Passagen bei denen sich meine Stoßseufzer mit einem Grinsen vermischten. Wenn zum Beispiel aus down ein clown wird, sorgt dies beinah schon für einen Lacher
 Thereupon he had paid her clown a hundred sols to buy the lad a dress, and had obtained permission to carry him off.
(S. 98)

 Fast schon passend wirkt dies im folgenden Satz*
 On his way to the magistrate of the district. the wretched man flung himself repeatedly on the ground, struggled with his guards, and endeavoured to suffocate himself by gulping clown clods of earth and stones, but was prevented by his conductors.
(S. 124)


Und dann ist da noch dieser witzige Satz in dem Wölfe Menschen katzen...**
 They are apparently wolves which cat men and children, and that happens on seven accounts:-
(S. 131)



*   Clod: Ein Erdklumpen oder Ein tölpelhafter Mensch.  
** Es gibt scheinbar im Britischen tatsächlich den Slangausdruck to cat welcher da Kotzen bedeuten soll, was dem Satz dann schon wieder fast was treffendes verleiht. Es handelt sich schließlich um einen Scanfehler des Wortes eat.

Freitag, 22. Januar 2016

Mythology









Mythology, Edith Hamilton
(Signet, 1942)


 Was Edith Hamiltons der Neuzeit angepassterer Blick auf die klassischen Sagengestalten, von zum Beispiel einem Gustav Schwab, aber auch diversen jüngeren, vornehmlich männlichen Betrachtern der großen griechischen Tragödien, unterscheidet, ist ihr weiblicher Blick auf die alles andere als tadellosen Götter und Helden, beziehungsweise ihre präzises heraus arbeiten dessen was die wichtigen weiblichen Charaktere Motiviert.
Hamilton bedient sich wenig Schwarz-Weißmalerei, es wird nicht über die maßen Heroisiert, noch verteufelt, dabei spart sie nicht das charakterlose Verhalten manches Mythencharakters aus, wie zum Beispiel Paris, noch kaschiert sie allzu sehr die, nach modernem Menschenrechtsempfinden, Kriegsverbrechen der griechischen Truppen bei der Belagerung von Troja.

 Überhaupt, sexualisierte Gewalt ausgehend von den "Helden" und Göttern der griechischen Sagenwelt ist ein permanentes Thema, und selbst wenn Göttervater Zeus oder andere helfend einschreiten, endet es für die Frauen nahezu immer böse. Hamilton anerkennt, das ein zentrales Thema der griechischen Tragödie darauf aufbaut das wenn Frauen Gerechtigkeit wollen, sie diese selbst in die Hand nehmen müssen - und selbst dann werden selbst noch zu Opfern, eine Ausnahme ist hier bezeichnender weise Medea, welche sich mit Mitteln rächt die der Willkür der Männer in nichts nachsteht und damit ungeschoren davon kommt.

 Hamilton weißt im Text aber auch auf den sich durch die Jahrhunderte verändernden Blick der Griechen auf ihre eigene Sagenwelt hin, ein Wandel der sich unter anderem an der Einschätzung des Trojanischen Kriegs zeigt, was dem einen Dichter noch ein Heldenepos ist, nimmt der spätere zum Anlass um aufzuzeigen das Krieg nur in Elend, Zerstörung und Unrecht münden kann.
 So erkannte man schon in der Wiege der Zivilisation "Krieg ist immer Gewalt gegen Frauen".
 Überhaupt, die größere Moral der griechischen Sage spiegelt zumeist Wankelmütigkeit und Willkür der Herrschenden, ob sterblicher oder unsterblicher Natur.

 Die alten Griechen hatten offenbar gespaltenes Verhältnis zu ihren Göttern und dies schlägt sich in deren zugeschriebenem Temperament nieder. Es gilt der Grundsatz "Vermeide es die Aufmerksamkeit der Götter auf dich zu lenken."
 Trotzdem werden in schöner Regelmäßigkeit die Götter um Hilfe angefleht, wohlwissend das die Hilfe des einen nicht selten den Unbill eines anderen nach sich ziehen konnte. Im Grunde ist oft gleich ob einem die Götter wohlgesonnen sind oder grollen, ob sie einem zu Hilfe eilen oder zu strafen gedenken, eine Begegnung mit ihnen endet öfter denn nicht Tragisch für sterbliche, und wehe sie haben ein Auge auf einen geworfen...


 Als moderner Leser fällt einem weiteres auf wie sehr die antike Mythenbildung, besonders den zwar mächtigen aber nicht sehr gescheiten Herkules betreffend, der neuzeitlichen, in Herkules Fall besonders sich in beliebten  Internetmemes und diversen Witzen niederschlagenden Mythenbildung um einen Chuck Norris ähnelt,
    Intelligence did not figure largely in anything he did and was often conspicuously absent. Once when he was too hot he pointed an arrow at the sun and threatened to shoot him. Another time when the boat he was in was tossed about by the waves he told the waters that he would punish them if they did not grow calm.
 In einer späteren Geschichte um den Helden stellt er gar dem Tod höchst selbst nach um eine kürzlich verstorbene zu den Lebenden zurückzuholen.
 Wo Odysseus zumeist mit Verschlagenheit und Trug agierend dargestellt wird, ist Herkules eine simple, aufrichtige Figur die nahezu alle Hindernisse mit bloßer Muskelkraft aus dem Weg zu Räumen versteht. Als ein Flussgott ihn mit Worten zu besänftigen sucht entgegnet Herkules ihm:
"Lass uns erst gegeneinander Kämpfen, danach magst du meinetwegen mit Worten gewinnen."


 Hamilton bemüht sich um eine zwar kurz gehaltene aber möglichst präzise Einführung in die wandelnden Mythen, dafür greift sie auf unterschiedliche klassische Schreiber griechischer und römischer Abkunft zurück, zitiert gelegentlich einzelne Passagen, und schafft es damit ihren kurzen Blick auf diese faszinierende Sagenwelt zu einen möglichst umfassenden zu machen.
Mythology empfiehlt sich allen die ihr Wissen auffrischen wollen oder einen sachkundigen Einstieg suchen.


 Lediglich die  Geschichte von Clytemnesta und Agamemnon, wiedergeben unter The House of Atreus im Kapitel Agamemnon and his Children, hat einen kleineren Schluckauf, wenn die Autorin, wohl mit Bezug auf unterschiedliche Quellen widersprüchliche Szenen wiedergibt:
    First he pointed to the girl in the chariot. She was Cassandra, Priam's daughter, he told his wife - the Army's gift to him, the flower of all the captive women. Let Clytemnestra see to her and treat her well. With that he entered the house and the doors closed behind the husband and the wife. They would never open again for the both of them.
 The crowd had gone. Only the old men still waited uneasily before the silent building and the blank doors.
(S. 242)

    A cry rang out, the voice of a man in agony: "God! I am struck! My death blow-" and silence again. The old men, terrified, bewildered, huddled together. That was the King's* voice. What should they do? "Break into the palace? Quick, be quick," they urged each other. "We must know." But there was no need now of any violence. The doors opened and on the threshold stood the Queen*.
(S. 243)
 Heißt es in der ersten, der hier wiedergegebenen Szenen noch "Sie (die Türen) würden sich nicht mehr öffnen, für die beiden." Straft der Schlusssatz der zweiten Szene diese Aussage lügen, wenn es zu lesen steht dass "Die Türen öffneten sich und auf der Schwelle stand die Königin."

 Das Buch teilt sich in mehrere größere Abschnitte in denen zuerst die wichtigsten Götter vorgestellt werden, darauf folgend maßgebliche Heldensagen, und daran im Anschluss die wichtigsten Hauptwerke der Antike, sprich die Suche nach dem goldenen Flies, der Trojanische Krieg, die Odyssey und die Aeneis, dem folgt ein Überblick über die einzelnen Herrscherhäuser, welcher sich meist auf die bekannten Tragödien stützt, und schlussendlich eine alphabetische Übersicht über kürzere, mehr oder minder bekannte Sagen.


 Dem Ende des Buches ist noch eine kurz gehaltene Einführung in die nordische Sagenwelt angehängt, welche aber kaum ins Gewicht fällt, da aufgrund der geringen Seitenzahl die Autorin hier nur ein wenig an der Oberfläche kratzen kann ohne nennenswert Parallelen herausarbeiten zu können und somit lediglich dazu dienlich ist dem Leser zu Veranschaulichen wie sehr sich die darin widergespiegelte Mentalität oft von einander unterscheidet.
Womit diese angehängte Kapitel nur zu dem Schluss führen können das eben eine jede Sagenwelt zu komplex ist um ihr auf nur wenigen Seiten gerecht werden.
 Zwar lesen sich auch diese wenigen Seiten sehr flüssig, stören nicht wirklich, und schüren Neugierde auf die Nordischensagen, trotzdem trübt jedoch ihre Platzierung den sonst durchweg positiven Eindruck.


*Agamemnon und Clytemnestra.

Montag, 7. September 2015

Wenn es in Casablanca Dezember 1941 ist, wie spät ist es dann in New York?

"If it's December 1941 in Casablanca, what time is it in New York?"

 Die geneigten Mitfans werden es nicht verpasst haben, dieser Tage flimmerte mal wieder Casablanca über den Bildschirm, und obwohl ich den Film, neben einigen anderen Bogart Filmen, nun schon so einige Jahre auf Video aufgezeichnet habe und ein paar Jahre weniger auf DVD mein eigen nenne, schaue ich ihn mir dann, wie eigentlich jeden Bogart der im Fernsehen kommt, eben doch immer wieder an wenn er läuft.

Dagegen kommt kein noch so beliebter Hollywoodblockbuster an.


 Angespornt zu dem noch von der veröffentlichung eines Bildbandes zu 2001 - Odyssey im Weltraum (Muss ich haben!) bin ich über Booklooker.de beim Versandantiquariat Schmitz auf zwei Buchpakete gestoßen an denen ich dann einfach nicht vorbei konnte:
 4x Casablanca für unter 25.-€, gebraucht aber in sehr gutem bis neuwertigen Zustand: Ein Schnäppchen.


  Zu den Büchern selbst:
 Das 50th Anniversary Commemorative von Frank Miller* welches seinerzeit auch bei Heyne aufgelegt wurde ist zwar von hoher Verarbeitungsqualität - aber vom Inhalt her eher enttäuschend, da sich weder Miller mit seinem Text noch Turner bei der Präsentation viel Mühe gegeben haben. Imer mal wieder wirkt hier alles etwas gedankenlos zusammengewürfelt, die Gestaltung orientiert sich dabei stark an den einst beliebten Time-Life Buchreihen.
Alles in allem kein schlechtes Filmbuch, aber eines das letztendlich hinter seinen Versprechungen und Möglichkeiten zurück bleibt.



"You despise me, don't you?"
"I gave you any thought, I probably would."
  



Behind the Scenes von Harlan Lebo bietet gewohnte Kost.
Nichts das sich vom Massenmarkt der Filmpuplikationen abhebt, aber ein Band der aufgrund eines eingängigen, mehr an Anekdoten denn Fakten interessierten Begleittexts, mehr aber aufgrund der Vielzahl an illustrierenden Photos sicher zum immer mal wieder darin Blättern einlädt. Ein Buch für Fans, dessen Verarbeitungsqualität zum Preis jedoch nicht überzeugen kann, neu kostet der Band bei Amazon z.Z. 19,81€ und ist damit für ein Softcover von eher durchschnittlicher Papierqualität zu Teuer.



"And remember, this gun is pointed right at your heart."
"That is my least vunerable spot."




 Damit kommen wir zum Herzstück:

Round up the usual suspects / Verhaften sie die üblichen Verdächtigen, von Aljean Harmetz, welches auf diesem Weg dann gleich im Original (Winfeld & Nicolson, UK) wie der deutschen Übersetzung (Berlin Verlag) bei mir einziehen durfte.

 Auf etwas über vierhundert Seiten (402 S. / 479 S.) beschäftigt sich die Autorin ausführlichst mit der Entstehung des Films, geht dabei auf das Politische Klima jener Tage und auf das damals noch herrschende Studiosystem ein. Solchermaßen eingebettet in Zeitgeschehen und Filmgeschichte ist Aljeans beschäftigung mit Casablanca ein Filmbuch das sich jedem Filmenthusiasten nur Empfehlen lässt, Fans des Klassikers kommen sowieso nicht daran vorbei.

 In einem angenehm Flüssig zu Lesenden Schreibstil dem man durchaus Aljeans Journalistischen Hintergrund anmerkt, präsentiert die Autorin gleichermaßen erhellend wie unterhaltend die Geschichte von der Entstehung des Films. Eingebettet in Fakten, Anekdoten und Analysen des Zeitgeists, berichtet sie davon was wirklich vorging, und rückt populäre Mythen, wie jene dass Schauspieler Ronald Reagen einmal für die Rolle des Richard Blaine vorgesehen gewesen wäre, in das richtige Licht.














Noch ein Wort zur deutschen Ausgabe:
Zwar lese ich gerade die englische Ausgabe, aber die deutsche gefällt mir in ihrer Aufmachen einen Tick besser. Das für die deutsche Umschlaggestaltung gewählte Bild gibt den Ton des Buches gelungener wieder. Man erkennt auf den ersten Blick das man es hier mit einem Filmsachbuch zu tun hat.
 Es heißt das der Text in dieser Ausgabe leicht gekürzt wurde, mit Einverständnis der Autorin, aber bei einer Seitenzahl von 479 Seiten gegenüber 402 Original Seiten kann diese kürzung tatsächlich nicht erheblich gewesen sein.
 Beim blättern im Buch fallen zur UK Ausgabe einem zwei Dinge auf:
Die Papierqualität erscheint nicht ganz so hoch, aber die Qualität bei der Reproduktion der textbegleitenden Photos ist tatsächlich höher. Hier setzte man oft auf eine großformatigere, nicht selten weniger körnige Darstellung, bezehungsweise machte sich tatsächlich die Mühe Bilder welche im englischen Text nur Ausschnittweise verwendet wurden in der deutschen Ausgabe komplett abzubilden.
 Eine wohl im englischsprachigen Raum nicht so verbreitete Angewohnheit die einem an deutschen gebundenen Ausgaben immer wieder angenehm auffällt ist außerdem natürlich das eingebundene Lesebändchen.













So am Rande bemerkt:
Ich glaube nicht das der Titel der Orignalen Hyperion Ausgabe von 1992, Round up the usual suspevts war, wie es im Buch zu Lesen steht. Hi-hi.
Fazit zur deutschen Ausgabe:
 Fans des Films kann man hier nur nahelegen tatsächlich diese Ausgabe dem Original vorzuziehen, oder falls sie einen Fan des Films in ihrem Familien-/Freundeskreis haben der das Buch nicht besitzt - jetzt Wissen sie was sie ihm oder ihr nächstens zum Präsent machen können.

"It's been a long time."
"Yes, ma'am. A lot of water under the bridge."

*Nicht der Comic Zeichner / Autor

Sonntag, 26. Oktober 2014

50 Schlüsselideen Kunst









50 Schlüsselideen Kunst, Susie Hodge
(Spektrum Verlag, 2014)


Klappentext:
 Ein Besuch in einer großen Kunstgalerie kann einen überwältigen - eine erstaunliche Parade von rätselhaften Bildern, Gegenständen und Installationen, von Künstlern und Kunstrichtungen, die uns kaum einen klaren Blick dafür vermittelt, wie das, was da alles zusammenhängt, auch zusammenpasst. Die 50 Schlüsselideen Kunst helfen, den Überblick zu behalten. Für alle, die Schwierigkeiten haben, Degas von Dalí oder Monet von Mondrian zu unterscheiden, bietet dieser informative Ratgeber Hinweise auf 50 der wichtigsten und einflussreichsten Grundkonzepte in der Kunst - von den Ideen der alten Griechen bis zu solchen der Gegenwart.

 Aufgenommen sind dabei einerseits Stilepochen wie Barock, Renaissance, die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts, altägyptische Kunst oder klassische Antike, andererseits werden unterschiedliche Stilrichtungen betrachtet wie Romantik, Kubismus, Minimalismus, Surrealismus, Pop-Art, Konzeptkunst und Medienkunst. Die wichtigsten Schlüsselbegriffe werden in einem Glossar, das dem klaren, kompakten und auch kunstvollen Text von Susie Hodge beigegeben ist, sowie durch Mini-Essays und Kurzbiografien von epochemachenden Künstlern vertieft.

 Mit einer instruktiven Auswahl von Bildern, die beispielhaft Stilmerkmale und künstlerische Ideen zeigen, und mit einer übersichtlichen historischen Zeitleiste wird jede Kunstrichtung in ihren Kontext gestellt und insgesamt ein breiter Überblick über die weltweit bedeutendsten Entwicklungen von Kunst und Design vermittelt. Wem die künstlerische Ausdrucksweise jemals ein Rätsel war und wer sich einen groben Überblick verschaffen möchte, der wird bei diesem Buch voll auf seine Kosten kommen.



 Man sagt zurecht, das man ein Buch nicht nach seinem Cover beurteilen soll, welches ich in diesem Fall weder gut noch schlecht gewählt nennen wollte, mir als Laie aber doch etwas belanglos scheint. An seinem Klappentext hingegen, daran sollte man es schon messen können. Dazu lässt sich dann aber einfach nur Feststellen, das Werk fällt kurz bei der Erfüllung seines vollmundigen Versprechens.

 Ganz Knapp gesagt, wer in dieses Buch geht ohne einen Degas von einem Dalí oder Monet von Mondrian unterscheiden zu können, dem fehlt für das Verständnis des Textes notwendiges Grundwissen. Nun gut, einen Degas von einem Dalí zu unterscheiden lernen braucht es nicht viel, und das schafft das Buch dann doch, aber die Autorin schlägt einem im Text so viele Namen um die Ohren das selbst ich, der ich aufgrund des Kunstinteresses meines Vaters denke mich mit einem soliden Grundwissen über die alten Meister brüsten zu können, mehr als nur einmal ins Straucheln kam. Oft verweist zudem die Zeitleiste auf Werke von denen man vermutlich einfach mal annahm das diese dem Leser geläufig genug sein müssten um ohne größere Erläuterung als Beispiel dienen zu können.
(z.B. Im Kapitel Rokoko finden wir unter der Jahreszahl 1767 Jean-Honoré Fragonard: Die Schaukel; das einzige erwähnte Bild aus dieser Zeitleiste das ich zufällig kenne und zu dem ich mir deshalb, man verzeihe das Wortspiel, ein Bild machen konnte.)

 So geht es auch im Text selbst des öfteren, Susie Hodge greift auf Bilder zurück, die Teils bekannter oft aber eben weniger bekannt sind und versucht dann rein über Text zu erläutern was diesen oder jenen Stil kennzeichnet. Die dem Text (nur zu meist, nicht jedes Kapitel kommt mit einer Illustration) beigefügten Bilder sind dabei nur bedingt hilfreich, da man, wohl aus Kostengründen, auf eine reine Schwarz/Weiß Reproduktion baut.
Zwar lässt sich an der Druckqualität nichts bemängeln, auch die teils nur viertelseitig wiedergegeben Bilder lassen hinreichend Details erkennen, aber es hilft einem wenig wenn im Text erwähnt wird das sich dieser oder jener Stil zum Beispiel in einer anderen Handhabung von Farbe hervortut.

Pastel oder nicht Pastel?


 Weltweit, das meint im Kontext des Buches nahezu ausschließlich die westliche Welt umfassend, und auch noch überaus Eurozentrisch. Auch Amerikanisches Kunstschaffen wird praktisch ausschließlich im Kontext der Einwanderer Kunst beleuchtet. Zugegeben, dieser Überblickt genügt um sich in den modernen Museen zurechtzufinden, wer aber auf Abstecher zu afrikanischer, nah- oder fernöstlicher Kunst baut, und die Inuit lassen wir einfach unerwähnt, der hat eben eine zu umfassende Vorstellung von "Weltweit".
  

 Was Susie Hodge vermag, und das möchte ich keinesfalls unter den Tisch kehren oder Kleinreden, ist aufzuzeigen wie und warum sich (Europäische-)Kunst über die verschiedensten Stilrichtungen hinweg verändert hat. Sie weist einleuchtend auf die jeweiligen kulturell politischen Gegebenheiten hin, und wie diese sich in einem veränderten Kunstverständnis, teils vom Künstler, teils vom Kunstbetrachter ausgehend, niederschlugen.

 Ihre Erläuterungen zum Außen- und Innenpolitischen Selbstverständnis von Künstlergruppen entbehren hierbei gelegentlich nicht einer gewissen Ironie, wie im Fall von Dalí und den Surrealisten (Seiten 152-155):
 Die surrealistischen Bedingungen waren insofern außerordentlich radikal, als Breton jeden aus der Gruppe ausschloss, der nicht mit den gemeinsamen Überzeugungen konform ging oder sich nicht einfügte.

Zeitleiste:
1937 - Dalí wird wegen seines klassizistischen Malstils und seiner Unterstützung des Faschismus aus der Gruppe der Surrealisten ausgeschlossen


 Als Fazit lässt sich von meiner Seite nur sagen dass wer sich noch nie mit Kunst befasst hat, der wird entgegen den gemachten Versprechungen mit dem Buch eher wenig Freude haben. Wer jedoch ein gewisses Grundverständnis mit einbringt, wenigstens genug um bei der Erwähnung eines Lucas Cranach d.Ä., oder eines Tizian nicht einfach nur Fragezeichen über dem Kopf zu haben, und zu sagen weiß das Donatello keine Schildkröte ist, wer letztlich aber sich einfach nur eine grundlegende Einführung in Kunstgeschichte und Stilentwicklung erhofft, ja, der kann mit dem Band auf seine Kosten kommen.

Mittwoch, 10. September 2014

50 Schlüsselideen Psychologie








50 Schlüsselideen Psychologie, Adrian Furnham
(Spektrum Verlag, 2014)

Pop- Sachbuch die Zweite.

Klappentext:
 Wie unterscheiden sich die Gehirne von Männern und Frauen?
 Gibt es echtes altruistisches Verhalten?
 Ist unser Geist bei der Geburt ein noch unbeschriebenes Blatt? 
 Und drücken Träume unsere unbewussten Wünsche aus?

 Psychologie durchdringt heute unsere gesamte Gesellschaft.
Kein Krimi, kein Dokumentarfilm, keine Talkshow, kein Arzt-Patienten-Gespräch kommt ohne die Einführung eines psychologischen Blickwinkels aus. Die Psychologie versucht Verhaltensäußerungen und Geistesblitze, Gefühle und Gedanken zu verstehen und zu erklären, und sie berührt dabei verblüffend viele Felder - von Größenwahn und Computerscheu über Krebsursachen, Alkoholabhängigkeit und soziale Mobilität bis hin zur Speicherung von Erinnerungen und zur Herausbildung von Überzeugungen und Vorurteilen.

50 Schlüsselideen Psychologie ist die ideale Einführung in die Theorien und Denkweisen dieser Disziplin. Das Buch, das auch neueste Erkenntnisse aufgreift, präsentiert zahlreiche Fallbeispiele und erläutert die Argumente der wichtigsten Köpfe der Psychologie. Adrian Furnham macht in 50 kompakten und leicht verständlichen Essays die zentralen Konzepte der Psychologie nachvollziehbar und vermittelt dem Leser die Begriffswelt der Psychologen zur Beschreibung und Erklärung menschlichen Verhaltens.



Leider hat mir meine erste Begegnung mit den 50 Schlüsselideen weniger Freude bereitet, und entsprechend verhalten waren meine Erwartungen nun an diesen Band. Dazu kommt das meine einzige andere nennenswerte Begegnung* mit der psychologischen Literatur Louise J. Kaplans Female Perversions war (der deutsche Titel ist mir leider entfallen). Da die Autorin aber eine überzeugte Freudianerin ist, die den ganzen Quatsch mit "Penisneid" und "Sich in den Mutterschoß zurück sehnen" todernst nimmt, kann man eigentlich da nicht von einem Sachbuch Sprechen - zumindest keines das Ernstzunehmen lohnt.


Und wie schlägt sich nun ein Adrian Furnham?

 Ich muss sagen ich war begeistert von dem Band. Für mich als kompletten Laien war es eine hochinteressante Leseerfahrung. Allerdings muss ich dazu Beifügen das für mich auch wenn es "nur" ein Pop-Sachbuch ist, dasselbe gilt wie für alle anderen Publikationen in diesem spezifischen Feld: Es sollte ein "Kann depressionsfördernd wirken" auf dem Cover warnen. Ich finde es zwar immer etwas schwer Psychologie als seriöse Wissenschaft zu sehen, aber in dem Buch findet man sich so oft in Verhaltensbeschreibungen wieder, das es kaum zu Bestreiten ist das an der Psychologie - fernab ab von Freud - sehr viel dran ist.

 Furnham hält sich dabei wenig mit Historischem auf, was nicht zu sagen meint das er etwa nicht auf die Historie dieser Forschung eingeht oder sie nicht genügend kritisch Beleuchtet, er fühlt sich nur nicht gemüßigt dafür zu Adam und Eva zurückzugehen und das schon gar nicht für jeden einzelnen Punkt. Furnham wirft, dort wo es notwendig ist, einen durchaus kritischen Blick auf das was war, zeichnet aber von der modernen Psychologie ein positiveres, humanistischeres Bild, ohne das man ihm Schönmalerei vorwerfen wollte.

 Seine Texte sind prägnant, und stellen dabei zumeist den gegenwärtigen Stand der Forschung in den Mittelpunkt. Hierbei kommt der Autor sehr Sachverständig rüber und kann die Themen auch für einen kompletten Laien verständlich aufarbeiten.


Und das Haar in der Suppe?

 Es gibt keines. Zumindest keines das sich so einfach greifen ließe. Natürlich gilt das dies kein Wissenschaftliches Buch ist. Es muss einem schon die Logik sagen das jedes einzelne der hier besprochenen Themen für sich genommen zu komplex ist um es auf den zur Verfügung stehenden drei Seiten dafür auch nur exakt genug zu umreißen.
Woran ich mich ganz persönlich etwas geschabt habe ist ein Abschnitt bei dem ich das Gefühl nicht loswerde das hier Furnham vielleicht doch eher Urbanen Mythen denn fundierter Forschung den Schnabel redet, wenn er aus der Evolutionspsychologie die These wiedergibt
  Frauen achten dagegen auf Anzeichen für Gesundheit, Dominanz und Reichtum und suchen daher nach einem großen Mann mit breiten Schultern und kräftigem Brustkorb, aber schlanker Taille. Sie fühlen sich zu einer tiefen Stimme und Anzeichen sozialer Intelligenz hingezogen. Wohlstand ist ebenfalls wichtig, da er in den Augen einer Frau Ressourcen zur Aufzucht kleiner Kinder bietet.
Aber ich bin natürlich kein Psychologe, und Menschliches Verhalten ist mir oft ein Buch mit sieben Siegeln, vielleicht bin da zu optimistisch wenn ich von den Frauen besseres denke, als das sie nur nach einem Ernährer für ihre Kinder suchen (wobei Reichtum, Evolutionsbiologisch da wenig Sinn machen würde, ist dies doch ein Konstrukt der Modernen Gesellschaft - Ich bin dann schon eher bereit zu glauben das die selben Anlagen die einen Mann für eine Frau Attraktiv machen, auch jene sind die es ihm erlauben sich in der Herde durchzusetzen, eben erfolgreich machen, sprich Frauen blicken nicht auf die Geldbörse**, Geld ist nur ein Nebeneffekt).


* Wenn man von meinen regelmäßigen Besuchen bei OnFiction (siehe Blogleiste) absieht, aber dort beschäftigt man sich primär mit der Psychologie des Lesens.
**Selbstverständlich gibt es Frauen und Männer die sich nur an Reichtum/Macht/Einfluss orientieren bei der Partnersuche - aber ich glaube nicht an eine angeborene Prädisposition dafür, wie dies der Text nach meinem Empfinden in den Raum stellt.

Freitag, 15. August 2014

tucking fypos



  Diesen Monat sind sie spät dran, die tucking fypos. Ich war gar schon versucht sie für diesen Monat zu streichen, als mir beim Blättern im Band Psychologie der Reihe 50 Schlüsselideen (Spektrum Verlag, 2014) das folgende ins Auge fiel. Es ist dabei nicht vollständig geklärt ob es sich hier wirklich um einen Druckfehler handelt, oder ob es sich um einen cleveren Auswuchs Britischen Humors seitens des Autors (Adrian Furnham) handelt, oder ob es gar der unbewusste, Freudsche Humor war dem wir dies verdanken. Jedenfalls findet sich in der Kategorie Kognition, im Unterkapitel Es liegt mir auf der Zunge ... (s.150), dieser Zitatabdruck ohne Quellenangabe*:

 Der Rhythmus eines verlorenen Wortes mag vorhanden sein, doch ohne den Klang ihn zu kleiden. Ein jeder muss die verheißungsvolle Wirkung des baren Taktes manch vergessenen Verses kennen, im Geiste ruhelos tänzelnd, sich sehnend nach der Erfüllung durch


* Das komplette original Zitat von William James findet sich hier.
    "The rhythm of a lost  word may be there without a sound to clothe it; or the evanescent sense of  something which is the initial vowel or consonant may mock us fitfully,  without growing -more distinct. Every one must know the tantalizing effect  of the blank rhythm of some forgotten verse, restlessly dancing in one's  mind, striving to be filled out with words."

Donnerstag, 19. Juni 2014

50 Schlüsselideen Literatur









50 Schlüsselideen Literatur, John Sutherland
(Spektrum Verlag, 2014)

Pop-Sachbuch auf Niveau der Time-Life Publikationen.


Klappentext:
 Die Literatur hat ein Problem - sie erscheint trügerisch einfach und zugleich entmutigend kompliziert. Wir wiegen uns gerne in der Gewissheit, dass wir einen Roman lesen können und wissen, was "Genre", "Stil" und "Erzählung" bedeuten. Doch durchschauen wir diese Begriffe wirklich? Können sie dazu beitragen, unsere Freude an einem Buch zu vertiefen? Wie sollen wir uns den Werken großer Schriftsteller wie William Shakespeare, T. S. Eliot, Charles Dickens und Jane Austen nähern? Welchen Nutzen können wir aus augenscheinlich schwierigen Konzepten wie "Hermeneutik", "Allusion" und "Bricolage" ziehen?

 50 Schlüsselideen Literatur ist eine grundlegende Einführung in alle wichtigen Formen, Begriffe, Themen und Strömungen der Literatur. Das Buch bietet einen klaren, pointierten und umfassenden Überblick über Theorien, die sich mit dem Wesen von Sprache und Bedeutung auseinandersetzen, und skizziert die Gedanken hinter zentralen literarischen Begriffen wie Postmoderne, Semiologie, Postkolonialismus und Strukturalismus.

 Der erfolgreiche Autor und Literaturkritiker John Sutherland stellt Literaturkonzepte und -theorien auf frische und zugleich anspruchsvolle Weise vor - von scheinbar vertrautem Terrain bis hin zu unbekannten Gefilden. Randvoll mit klugen Einblicken und Zitaten aus klassischen wie aus populären Werken, zieht dieses Buch alle in seinen Bann, die jemals fragend vor dem Fachjargon der Literaturkritik standen und die das Lesen und Schreiben auf eine tiefere und bewusstere Weise genießen möchten.



Große Versprechen die einem da gemacht werden.
Leider hat es Sutherland, für mich, nicht geschafft diese einzulösen. Zu umfangreich ist die Thematik, zu gering der gewährte Raum für Erläuterung und dazu noch fehlt es dem Autoren an Prägnanz, so das selbst an Stellen, an denen mehr möglich gewesen wäre, man am Ende von ihm nur wenig brauchbare Information geliefert bekommt.

Die Kritikpunkte im Einzelnen.

Zu wenig Raum:
 50 Schlüsselideen auf 200 Seiten, das bedeutet nominal vier Seiten je Terminus. Real werden aber nur etwa drei genutzt, der Rest geht an großzügige Textaufteilung, großformatige Zitate, eine Zeitleiste und einen Anekdotenkasten. Die Zitate wirken dabei oft etwas willkürlich gewählt; die Zeitleiste wiederholt Eckdaten des Textes; der Anekdotenkasten ist nur wechselhaft informativ.
Das Problem um den wenigen Raum wird vom Autor noch verschärft da er trotzdem so quasi eine Quadratur des Kreises versucht, in dem er sowohl Entstehungsgeschichte wie auch Bedeutung einzelner Termini zu erläutern sucht, beziehungsweise sich der Thematik auch zu Umständlich und/oder zu Flapsig annähert, beziehungsweise sich auch schon mal ganz unsachlichem Geschwafel hin gibt.

Fehlende Prägnanz:
 Mit Passagen wie dieser
 Zum Milieu passen zwei weitere französischstämmige Wörter - Clique oder auch Coterie. Letzteres bedeutet wörtlich "sich gegenseitig befruchtende kreative Gemeinschaft".
Verspielt sich Sutherland in der ersten Hälfte des Buches seine Glaubwürdigkeit, er Verscherzt sie sich wörtlich, denn natürlich heißt Coterie nichts dergleichen; es lässt sich als Leser aber kaum ableiten ob bei diesem fast schon Inzucht Vorwurf* an Künstlergemeinschaften nur wieder der ironisierende Witz des Autors mit ihm durchgegangen ist, oder ob er wirklich nicht weiß was Coterie wörtlich heißt, bzw. nicht Willens oder in der Lage ist zwischen Sinngemäß und Wörtlich zu unterscheiden.

Zum Begriff Ironie sagt Sutherland
 Die schlichteste Definition von Ironie lautet, dass sie etwas sagt und damit etwas anderes meint.
Stimmt schon, dies mag wirklich die schlichteste Definition sein.
Die treffendere wäre aber, wie später im Text auch herausgearbeitet, das Ironie "das andere" meint, oder genauer noch das Gegenteilige sagt.

Diese Ungenauigkeit im Text und dieses den Leser nicht wirklich ernst nehmen kulminiert schließlich im Kapitel "Maßstäbe der Literaturkritik", in dem, nach einer kurzen Einführung in den Booker Preis, drei Seiten lang nichts von Bedeutung gesagt wird und der Autor sich statt dessen darauf Beschränkt eine Gruppe von Internet Proleten zu Zitieren die ihrem Unmut über die Preisträger Luft machen und deren Werke, vereinfacht ausgedrückt, "nicht das Papier Wert auf dem sie gedruckt wurden" nennt.

Danach geht es dann zwar eine Zeitlang aufwärts, aber zum Beispiel der Versuch Sutherlands den Begriff New Historicism zu erklären verzettelt sich so sehr in einem historischen Überblick zum Begriff, was irgendwie wieder ironisch ist, und bleibt ansonsten so vage, das man am Ende des Textes ungefähr genauso schlau ist wie zuvor.

Als weiteres Manko der Aufbau:
 Im Kapitel "Klassiker" heißt es paraphrasiert (und gestützt mit einem stark Rassistisch anmutenden Zitat, das er an mehreren Stellen einbaut) das "Klassiker" nur kultureller Imperialismus sind. Dies wird mehrere Kapitel später ausführlicher begründet wenn ein Blick auf die grundlegenden ökonomischen Strukturen geworfen wird, welche Literatur zum entstehen benötigt. Zu dem kommt dann natürlich das Imperium welches seine Kultur gegen andere behaupten oder ihnen gar aufzwingen kann um eben "Klassiker" zu erschaffen.

Zum angemerkten Zitat gilt zu sagen das ich es am interessantesten fand was Sutherland hier zwischen den Zeilen über die Ahnherren seines Berufsstandes sagt, nämlich das sie elitäre, extrem nationalistische Denker waren, welche nicht selten zum Rassismus neigten.

Mein ganz persönlicher Aufreger:
 Letztlich mein Vertrauen verspielt, und meine Zorn auf sich gezogen hat Sutherland dann mit folgendem Absatz
 Eine verräterische Verlagslektorin, die über die (in ihren Augen existierende) Frauenfeindlichkeit des Romans empört war, spielte Druckfahnen anderen Feministinnen zu.
An diesem Satz ist viel auszusetzen, zuvorderst aber stört mich Sutherlands arrogante Überheblichkeit, die er durch seinen Klammersatz noch unterstreicht, mit der er Verächtlich auf diese Verlagslektorin und ihre feministischen Unterstützerinnen herabblickt. Von jemandem der sich als Sachbuchautor darstellt sollte man etwas mehr Sachlichkeit erwarten dürfen.
Was die Frauenfeindlichkeit im Text des in Frage stehenden Werkes (und welche Sutherland ihm implizit abspricht) angeht, so habe ich noch niemanden getroffen der das Buch gelesen hätte, und danach noch hätte ernsthaft sagen können diese existiere nicht.


Mein Fazit:
Sutherland macht nicht alles falsch, weiß gar mit manch erhellendem Kommentar, und gelegentlichem Witz zu Punkten, lässt es aber als Sachbuchautor zu sehr an Disziplin und Sachlichkeit vermissen, als dass ich persönlich das Buch weiterempfehlen wollte.

Zum Aufbau des Buches muss ich sagen das eine besser geordnete Struktur hier geholfen hätte ein informativeres Werk zu schaffen, einige der Erläuterung hätten zur besseren Klarheit zusammengefasst werden können um somit eine konzentriertere Analyse auf mehr Raum zu ermöglichen, andere als Überflüssig auch ganz gestrichen.

Eines aber möchte ich lobend hervorheben, das Covermotiv ist perfekt gewählt.
Hätte es Sutherland geschafft mit ähnlicher Prägnanz zu Schreiben, wie hier der angestrebte Inhalt des Buches dargestellt wird, es wäre ein literarisches Juwel geworden.


*Coterie bezeichnet sinngemäß übersetzt eine geschlossene Gruppe, wörtlich heißt es in etwa Bewohner oder Wohngemeinschaft.

Mittwoch, 6. November 2013

tucking fypos


Beim stöbern in alten Büchern bin ich in Das Science Fiction Jahr (Heyne; 1987) im Artikel Science Fiction und Fantasy im Kino 1985/86 (Peter Gaschler; s.230) auf diese Stilblüte gestossen - bei der die Braut zur Brücke wird:


 DIE BRAUT lehnt sich zu Beginn zwar noch etwas an ihren nicht zu vergleichenden Vorgänger und  Inspirator, James Whales THE BRIDGE OF FRANKENSTEIN an,

Donnerstag, 20. Juni 2013

ophelia speaks









ophelia speaks, Sara Shandler
 (Harper Perennial, 1999)

 Nach Sara Shandler's eigenen Worten entstand ophelia speaks als Antwort auf Mary Pipher's Reviving Ophelia* (Riverhead Trade, 1994), ein Buch das die Probleme heranwachsender Mädchen zum Thema hat und in welchem, laut Shandler, sich alles um sexualisierte Gewalt, Essstörungen und selbstverletzendes Verhalten dreht. Da Sara Shandler dem Buch zwar inhaltlich zustimmte, aber sich durch die Worte Mary Pipher's nicht repräsentiert fühlte, plante sie ein Projekt auf die Beine zu stellen in dem Jugendliche ihren Weg zum Erwachsen werden in ihren eigenen Worten schildern konnten, eben ophelia speaks.
Ein löbliches Ansinnen.

Leider stellt Sara, nach meinem Empfinden, ihren jungen Autorinnen ein Bein in dem sie das Buch aus ungeklärten Gründen** mit eben genau den oben angeführten Themen, sexualisierte Gewalt, Missbrauch, Essstörungen und Selbstverletzung, startet, ehe sie sich dann zu den alltäglicheren, oder besser, zu den weiter nachvollziehbaren Themen herabarbeitet.

Damit möchte ich nicht jene Beiträge abwerten in denen es um nicht minder gravierende Lebenserfahrungen im Umgang mit Eltern, Geschwistern, Freunden geht, oder gar um deren Verlust. Es ist nur so das nach dem Horror sexualisierter Gewalt, einem der Tod eines Angehörigen, oder "nur" die Sorge um das Rollenbild das man seiner jüngeren Schwester vermittelt, einem vergleichsweise banal vorkommt.

Es fehlt dem Buch an leider etwas positiven Beiträgen, doch gibt es es durchaus wie zum Beispiel den herrlich melodramatisch, romantischen Text von Laverne Difazio, der das Phänomen erster Liebe wunderbar unterhaltsam und selbst ironisch aufzeigt.

Auch verpasst Sara, nach meiner Ansicht, die Chance einzelne Texte in einen Bezug zueinander zu stellen, so finden wir zu beginn des Buches einen Abschnitt der sich dem Thema Körperimage und Essstörungen widmet, den folgenden Text dann aber erst im Abschluss unter dem Header Feminist Pride:
"Did you know that when I was anorexic and looked like a beanpole, I felt more powerful than I do now? Now I can eat cereal without feeling bloated and no longer have increased risk of heart failure, but I don't feel the same power? Wearing a crop top was definitely better than consuming enough protein to live on. Try eating nothing but apples for a month. It produces an incredible head rush. That's girl power."***
(Fight Girl Power, by Emily Carmichael, 15)


Mein Hauptproblem jedoch mit Ophelia Speaks ist das eher negative Bild das es von der modernen Jugend und ihrem Verständnis vom Aufwachsen zeichnet, ein Bild das sich in folgendem Satz, aus dem letzten Beitrag, zusammen fassen lässt:
"No longer I was Sarah Bright, hot chick who let Jeff Shepard fuck her. I was Sarah Fucking Bright, woman who fucked Jeff Shepard and wore a sly smirk as she floated through campus."****
Es geht nicht darum zu einem Miteinander zu finden, es dreht sich zumeist nur darum zu klären wer gerade wen benutzt.


Was heißt dass nun im Abschluss?
Ist ophelia speaks für mich ein schlechtes, oder nicht empfehlenswertes Buch?
Nein, im Gegenteil. Trotz seiner erheblichen Schwächen finde ich dass ophelia speaks ein gutes Buch für Jugendliche abgibt, gerade wegen der oftmals überraschend einsichtigen Beiträge, wie dem oben auszugsweise wiedergegeben Text von Emily Carmichael in dem sie uns erklärt warum "Girl Power" Mädchen in Wirklichkeit schadet.
ophelia speaks fehlt zwar die tiefe und die repräsentative Breite eines Frauen und Liebe von Shere Hite (Goldmann, 1988), die für ihre Studie auf Tausende von Beiträgen zurückgreifen konnte (Sara nennt uns keine abschließenden Zahlen, aber hier scheint es nur in die Hunderte zu gehen) und ist leider auch sehr stark durch amerikanisches Moralitätsdenken geprägt,  macht dies jedoch in einem Teil seiner Texte durch hohe Nachvollziehbarkeit und Offenheit wieder wett (in dem Buch finden sich allerdings auch in Free Verse verfasste Texte deren inhaltlicher Sinn sich mir zumeist nicht erschloss).


* Benannt nach der tragischen Frauenfigur aus Shakespeare's Hamlet, welche, fremdbestimmt durch die Männer in ihrem Leben und vom Gram um den Tod ihres Vaters in den Wahn getrieben, den Freitod im Wasser sucht.

** Meine Befürchtung ist hier das sie einem sensationalistischen Medienimperativ folgt der nach einem "Hook", einem den Leser einfangenden Haken verlangt.

*** Freie Übersetzung: "Wusstest du das ich, als ich Magersüchtig war und aus sah wie ein Bohnenstock, mich mächtiger fühlte als ich es jetzt tue? Jetzt kann ich Müsli essen ohne mich aufgebläht zu fühlen und habe kein erhöhtes Herzinfarktrisiko mehr, aber ich fühle nicht mehr die selbe Macht? Ein kurzgeschnittenes Top zu tragen war definitiv besser als genug Protein zum Überleben aufzunehmen. Versuch nichts zu Essen als Äpfel für einen ganzen Monat. Es führt zu einem unglaublichen Schwindelgefühl. Das ist girl power."

*** Freie Übersetzung: "Nicht länger war ich Sarah Bright, heisse Tussie welche sich von Jeff Shapard hatte ficken lassen. Ich war Sarah Verdammt Bright, die Frau welche Jeff Shpard gefickt hat und ein durchtriebenes Grinsen trug während sie über die Schulflure glittt."

Dienstag, 18. Dezember 2012

Musik, die uns bewegt








Musik, die uns bewegt, diverse Autoren
(dotbooks, 2012)

 Verlagswerbung.

Musik, die uns bewegt ist ein bei dotbooks erschienenes Verlagsportrait der besonderen Art.
In 65 kurzen Aufsätzen stellen sich da Mitarbeiter, Autoren und Freunde des Verlags auf knapp 200 Seiten der Frage nach dem Lieblingstitel und beantworten diese auf einer bis mehreren Seiten mal Humorvoll, mal Nostalgisch, mal Besinnlich und irgendwie immer anrührend.
Auf weiteren knapp 600 Seiten gibt es im Anschluss daran Leseproben aus etwas über vierzig Büchern aus dem Verlagsprogramm.
Es ist also Verlagswerbung eben, aber mit so viel Elan, Humor, Gefühl und vor allem Offenheit präsentiert, das es sich wohltuend abhebt vom Werbeeinerlei - es ist ein freies (Link) Lesevergnügen das es tatsächlich wert ist sich die Zeit dafür zu nehmen, welche dann auch prompt wie im Fluge vergeht.
Und ist die Frage nach dem persönlichen Soundtrack des Lebens nicht sowieso eine der beliebtesten?

An dieser Stelle übrigens ein Dank an Deborah (Deborah's her name) auf deren blog ich von dem Buch erfahren habe: Link.

Man erwischt sich bei Lesen nicht selten dabei wie man selbst ins Schwärmen über die eigene Vergangenheit gerät und denkt über den eigenen Soundtrack des Lebens nach. Witzigerweise ist mir dabei erst so richtig klar geworden, dass die Hollywoodmomente meines Lebens alle ohne Score daherkamen - der Song kam immer erst danach dazu. Das, obwohl ich zu den meisten Stationen meines Lebens einen Song benennen kann (z.B. In the Army Now für meine Zeit beim Bund - "Ach je, Klischee!" höre ich sie nun rufen) und für eine jede in die ich in meinem Leben (un-)glücklich verliebt war einen Song habe (für meine erste, und eigentlich noch immer herzschmerz Liebe, wäre da zum Beispiel der Cook Da Books Song Your Eyes, zu nennen - "Ein Song aus einem Film über erste Liebe für die erste Liebe? Ja kann denn der Mann nur Klischee!?"). Zugegeben das ist nicht sonderlich originell, und wenn ich jetzt noch zu erwähnen wage das Country Roads (das John Denver Original bitte) mit zu meinen Lieblingssongs gehört... na, lassen wir das.


Aber traditionell lautet meine Antwort auf die Frage nach dem Lieblingssong immer:

The queen and the soldier

Das warum ist dabei eher unspektakulär.
Ich habe als junge zufällig auf der damaligen Musiksendung Formel Eins den Song Marlene on the Wall von Suzanne Vega gehört und spontan gemerkt, diese Platte muss ich haben, das ist meine Musik!
Damals wie heute löst Folk in mir das Gefühl aus endlich Angekommen zu sein, endlich ein Heim gefunden zu haben - ich höre noch immer gerne John Denver, oder Country allgemein, bin dem Blues ein wenig zugetan und habe diverse Jazzstandards unter meinen Lieblingstiteln, aber der Folk ist die Musik die mein Herz berührt, ihm gehört meine große, unsterbliche Liebe. Das dabei diese Musik-Liebe von einer Frau geweckt wurde die den selben Vornamen trägt wie meine erste Liebe, beweist vielleicht das da ein klein wenig Bestimmung im Spiel war.

Dienstag, 9. Oktober 2012

Watching the English









Watching the English, by Kate Fox
(Hodder and Stoughton, 2004)

 Mit typisch britischem, pardon, englischem Witz bringt uns Kate Fox in ihrem Sachbuch die Eigenheiten ihrer Landsleute nahe, erläutert warum für den Engländer der Vorname solch eine private Angelegenheit ist,
 "I ended up explaining, as kindly as I could, that the English do not want to know your name, or tell you theirs, until a much greater degree of intimacy has been established – like maybe when you marry their daughter."
liefert eine Erklärung wofür zur Hölle Handys gut sind, und warum der schlechte Ruf der Englischen Küche durchaus gerechtfertigt ist.
Dazu gibt es natürlichen den unvermeidlichen englischen Weather-Talk.

 Dabei schont sie weder ihre Landsleute noch spart sie mit Seitenhieben auf die geographischen Nachbarn:
"But are we more obsessed than the Germans? We do not, as they do, construct our lavatory-bowls with a little shelf for the anxious inspection or smug contemplation of our faeces (at least I assume that's what those shelves are for: they seem to have no other discernible purpose). In fact our bogside-reading customs indicate a degree of embarrassment about the whole process: we would rather distract ourselves with words than focus too intently (Germanically? anally?) on the products of our bowels."
Das Buch ist dabei vor allem deshalb ungemein unterhaltsam, und auch lehrreich, da viele der identifizierten Eigenheiten sich eins zu eins auf das deutsche Wesen übertragen lassen, so das man auch jenseits des Kanals beim Lesen sich oft zurücklehnt und für sich denkt: Den typ kenn ich genau!
Nur um schon wenig Sätze darauf, nicht ohne Scham, sich zugestehen zu müssen das man selbst genau so ist – hätten wir jetzt noch einen Sinn für Humor von dem wir wüssten, wir wären mehr als nur Nachbarn; Seelenverwandte, keine Frage.