My own Mr. Darcy, Karey White
(Orange Door Press, 2013)
Kurzinhalt:
Nachdem die sechzehnjährige Elizabeth Barrett von ihrer Mutter in eine Vorstellung der Keira Knightley Version von Stolz und Vorurteil geschleppt wird, während derer sie sich prompt in Matthew Macfadyens Mr Darcy verliebt, verspricht sie sich, sich auf niemand geringeren mehr einzulassen als auf ihren eigenen Mr Darcy.
An diesem unbedachten Schwur hält sie für die nächsten sechs Jahre fest, und gönnt keinem ihrer Verehrer mehr als zwei Verabredungen. Keiner ist ausreichend Darcy für sie.
Als Chad sie beim Gemüsehändler anspricht um eine Verabredung bittet, greift Elizabeths beste Freundin Janessa ein, sie ringt Elizabeth das Versprechen ab, sich auf wenigstens zehn Verabredungen mit ihm einzulassen, ehe sie ihn Abserviert. In der Zeit in der sie sich mit Chad trifft betritt ihr Persönlicher Mr Darcy die Bank in der sie arbeitet. Der Kultivierte Buchhändler Matt Dawson, Sohn wohlhabender Eltern, ist Elizabeths Traummann wie aus dem Gesicht geschnitten. Natürlich muss Elizabeth ihrem Traum folgen, doch Janessa bindet sie auch an ihr Versprechen.
Je mehr Zeit sie zwischen Chad und Matt verbringt, um so mehr muss sie sich Fragen was es eigentlich ist, dass sie an Mr. Darcy liebt?
Die Autorin selbst sagt zu ihrer Geschichte, dass man Stolz & Vorurteil nicht unbedingt kennen muss. Persönlich denke ich dass es wahrscheinlich sogar besser ist wenn man Jane Austens Roman (noch) nicht kennt, da man so nicht in Versuchung gerät die Autorinnen stilistisch zu Vergleichen. Oder einfacher ausgedrückt, My own Mr. Darcy hat mit Stolz & Vorurteil soviel gemein wie z.B. Der Jane Austen Buchclub mit Austens Gesamtwerk. Der Roman baut einfach auf diesem Spruch auf, dass jede Frau, zumindest jeder Austen Fan, sich nach einem Mr. Darcy sehnt.
Ich mochte die Geschichte sehr.
Es ist eine nette, einfache, Sweet Romance (d.h. kein Sex) die gelegentlich in Chick Lit übergeht. Die Grundidee ist natürlich ein wenig überzogen - aber eben nur ein wenig wenn ich mir so manche Kontaktanzeige ansehe. Ja, Elizabeths Idee von Perfektion kommt einem extrem oberflächlich vor, doch fand ich die Entschlossenheit mit der sie nach Übereinstimmung zu Mr. Darcy sucht ("Matt Dawson. Matt. Matthew. Like Matthew Macfadyen. Dawson. It was pretty close to Darcy. The only way it could be better is if his name was Fitzwilliam but I'd never met a Fitzwilliam in my life.") recht anrührend.
Närrisch, auch, aber nachvollziehbar. Ich bin mir sicher das ich mich in meinem Leben kaum weniger Närrisch verhalten haben wann ich für jemande Geschwärmt habe; ihr wisst schon, dieses Ausschau halten nach Zeichen und guten Omen und all das. Wie jedoch eine vernünftige Person auf den Gedanken gelangen kann Dawson sei nahe zu Darcy, abgesehen von einem gemeinsamen Startbuchstaben, muss wohl jedem ein Rätsel bleiben der im Moment nicht Verliebt ist - und jene die es sind, sind per Definition nicht Vernünftig.
Ich finde Karey leistet gute Arbeit dabei eine einfache Idee zu nehmen und diese ohne große Längen über nahezu 250 Seiten auszuspinnen. Es gab einen Punk zum Ende des ersten drittel hin, wenn Elizabeths Darcy, Matt, dabei ist den männlichen Hauptpart zu übernehmen, an dem ich mich schon gefragt habe wie sie es schaffen will es glaubwürdig zu gestalten, das Elizabeth so lange an ihm und ihrer Illusion von Perfektion festhält, denn Matt ist zu beginn kein sehr liebenswürdiger Charakter. Er ist jedoch keines jener typischen Ekel, wie sie so oft die Romance bevölkern, er wirkt einfach nur sehr Gleichgültig ihr gegenüber.
Aber Tatsache ist, er ändert sich. Er zeigt sich gewillt sich zu bessern für Elizabeth, und ja, es schien mir das er sie aufrichtig Liebt, auf seine Art. Dadurch fühlte ich dann doch etwas Mitleid mit ihm, denn auch wenn Elizabeth perfekt für ihn ist, hat er eben keine Chance gegen Chad zu bestehen - für den Nett, Zärtlich und Fürsorglich sein ganz Natürlich ist, einfach fester bestand seines Wesens. Matt hingegen muss um all das gegen seine Erziehung kämpfen, gegen das Vorbild von Eltern die das Wort "Liebe" nicht in einem Wörterbuch finden könnten, weniger noch ihren Kindern vermitteln.
Ein weiteres Plus war für mich der gelegentlich perfekte Realismus den Karey einzubringen versteht, welcher einen oft an Situation aus dem eigenen Leben zu erinnern vermag, da ist die Unbeholfenheit mit der sich völlig Fremde versuchen ein Gespräch in gang zu bringen (über Kokosnussmilch!) wenn Chad Elizabeth im Lebensmittelladen anquatscht, und dann die allzu vertraute Szene in der wir endlich Matts Eltern kennen lernen und dessen Mutter erst mal so ziemlich jeden mit dem Matt bekannt ist heruntermacht - das Erinnert an wirklich jedes Familienfest beim ich je zugegen war.
Was der Grund dafür sein mag, das ich für Matt mehr Sympathie empfand als die meisten anderen Leser zeigen.
Elizabeth ist ein Charakter zum Verlieben, Kindisch aber Entschlossen, Närrisch aber Zielgerichtet. Es hat mich besonders gefreut das Elizabeth auch Karrierepläne verfolgt, und nicht nur ihre Beziehung zu Matt, was ja oft das einzige zu sein scheint das Frauen in der Romance zugestanden wird.
Zur Kritik:
Das eBook hätte manches mal besser editiert sein können. Es kommt in ein paar Kapitel zu Schriftgrößenwechseln, fehlende Worte fallen einem auf und ein Satz endet gar in Punkt und Komma - allerdings sind das immer nur kleinere Sachen, nichts das einen zu sehr ablenkt und nichts das man aus dem Kontext heraus nicht hätte erschließen können.
An zwei frühen Stellen Stolperte ich zudem mal kurz über Kareys Wortwahl-
"The screen changed to a lawyer with perfect helmet-hair who could defend my rights if I was hurt in an auto accident."Ich glaube dies ist das erste mal, das ich in einem englischen Text jemanden das Wort "Auto" als Kurzform von Automobil verwenden sehe, es scheint üblicher im Englischen "Car" zu verwenden und "Auto" nur als Kurzform von "Automatic".
"During the forty-five seconds that Mr. Darcy walked across the meadow, my life changed. Each long stride he took toward me-I mean Elizabeth-lodged itself in my heart and I would never be the same. The mist, the sunrise, the trench coat, and the sweet declaration of his love melded into the most beautiful few minutes I'd ever seen and I was bewitched body and soul."*Le sigh!
Äh, moment mal - Darcy trägt was?
Dazu zwei Dinge, erstens glaube ich mich zu erinnern zum Thema Trench Coat gelesen zu haben das der Terminus geprägt wurde für ein Kleidungsstück das in den Grabenkämpfen des 1. Weltkrieg zum Einsatz kam. Also lange nach dem Jane Austen sich zu grüneren Wiesen aufgemacht hatte. Einen Reitrock, ja sogar einen Duster hätte ich akzeptiert - aber ein Trench Coat?
Zum anderen: Im meinem Kopfkino entsteht bei diesen Worten eine Szene in welcher ein so gar nicht nach Macfadyen aussehender Mr. Darcy Elizabeth/Keira bei den Schultern fasst und ihr drängend sagt:
"Uns bleibt immer Paris. Wir hatten es nicht, bis zu dem Moment da du nach Pemberley kamst."
Fazit:
Wie gesagt, persönlich habe ich es geliebt.
Ich fand es eine mitreißende, süße, sorgenfreie Geschichte mit einer wunderbaren Charakterriege (ehrlich, Chad ist der Typ Darcy). Es hat zugegeben seine Längen, aber es gab keine Zeit zu der ich nicht zu den Charakteren zurückkehren wollte oder zu der ich aufgehört hätte mit ihnen mitzufühlen.
Kurz gesagt, es ist literarisches Seelenfutter.
Es ließ mich nicht ganz so verzückt zurück, nicht ganz so erfüllt von diesem "Gott, ich möchte mich wieder Verlieben" Gefühl, aber es hat mich gut Unterhalten und ich fand es leicht in Kareys Welt einzutauchen, wenn auch nicht immer meinen Zweifel am Realismus abzulegen, und es bietet eine Reihe zum seufzen romantischer Szenen.
Wie viel mehr will man von einer Liebesgeschichte schon verlangen.
* Nachtrag:
Der "trench coat" dürfte ein "Macintosh" sein - den gibt es seit 1766. Trench coats sind hingegen erst mit der Entwicklung von Garbadine als Stoff aufgekommen, welches um 1870 gebräuchlich wurde; bald sechzig Jahre nach Austens Roman.
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