Shadow and Bone*, Leigh Bardugo
(Henry Holt and Co., 2012)
Kurzinhalt:
Alina Starkov und Malyen Oretsev sind zusammen als Waisen aufgewachsen.
Nun dienen sie beide in der Armee des Zaren, Alina als einfache Gehilfin des Kartenschreibers, Mal als bewunderter Fährtenleser dessen Talent an das Übernatürlich grenzt. Nicht nur Malyens Talent ist bewundert, er ist auch umschwärmt von jungen Frauen, sehr zu Alinas Verdruss die schon lange heimlich in ihren besten Freund verliebt ist, ihn dies aber nicht wissen lassen will.
Beim Versuch die Unsee zu queren, einem einst versehentlich von einem mächtigen Grisha geschaffenen Streifen aus Dunkelheit, welcher nun Ravka in zwei Teile spaltet, wird die Crew an Bord eines Sandgleiters von den im dunklen hausenden, dämonenartigen Volcra angegriffen. Mal rettet Alina zunächst das Leben, doch eine weitere Angriffswelle scheint das Schicksal der beiden zu Besiegeln.
Darauf findet sich Alina unter schwerer Bewachung auf dem Weg in das Zelt des Kommandanten wieder, sie hat keine Erinnerung daran was an Bord passiert ist, wie es gelang aus Unsee wieder zurückzukehren, aber ihre Bewacher und ihre einstigen Kameraden behandeln sich plötzlich mit Ablehnung und Furcht.
Im Zelt des Kommandanten wird sie dem Darkling vorgeführt, dem ältesten und mächtigsten der Grisha und dieser scheint überzeugt das Alina etwas besonderes ist, das sie der Schlüssel dazu ist, die Unsee zu bannen und das geschwächte Ravka wieder gegen seine Nachbarn zu einen...
Unter dem Eindruck einer ihrer empfehlenswerten Kurzgeschichten aus dem Grisha Universum, The Witch of Duva, bin ich mit großen Erwartungen in das Buch hinein gegangen, und Ernüchtert wieder daraus aufgetaucht.
Nach einem sehr angenehm zu lesenden Prolog, tauscht die Autorin in Shadow and Bone zunächst nur die Erzählperspektive von dritter zu erster Person, und geht noch einmal über bereits Etabliertes, was dem Prolog ein wenig seinen Sinn raubt.
Bestenfalls die Dynamik zwischen Alina und Malyen hat sich von Prolog zu erstem Kapitel etwas verändert, wobei Alina noch immer die graue Maus ist, nur Malyen ist nun ein von allen Mädchen begehrter Jüngling. Begehrt auch von Alina die aber natürlich nur ewige Freundin ist.
Nun spricht ja aus sich heraus nicht gleich etwas dagegen mit erprobten Formeln zu hantieren, aber von hier an fort wird die Sache nie besser. Leigh Bardugo erzählt ihre Geschichte so stringent nach dem Handbuch, man weiß bereits was geschehen wird und die Autorin weiß dem leider nichts hinzuzufügen, dass groß Erwähnenswert scheint.
Formal ist die Geschichte dabei gar nicht schlecht erzählt, man kommt gut durch die ersten Kapitel und trotz dieses eher lahmen Anfangs wagt man noch auf eine interessant ausgestaltete Fantasy Welt zu hoffen, wenn im Zuge der versuchten Durchquerung der Unsee etwas Spannung aufkommt. Doch wie bei so vielem bleibt die Autorin hier an der Oberfläche hängen - man erfährt immer nur gerade das Notwendigste von ihr. Dass zum Beispiel Ravka ein alternatives Fantasy-Russland ist bekommen wir gerade so noch mit aus an russischen Vorbildern angelehnten Gebietsnamen und Titeln, darüber hinaus scheint sich aber die Schreiberin selbst kein klares Bild ihrer Welt gemacht zu haben. Was vor allem deshalb unangenehm auffällt weil im Mittelteil des Buches praktisch nichts passiert, beziehungsweise was passiert so vage gehalten ist, das es genauso gut nicht geschehen sein könnte.
Alinas Erziehung und Ausbildung zur Grisha? In wenigen Nebensätzen abgearbeitet, wie sie es schafft trotzdem zum Ende hin überraschend ihre Kräfte zu Meistern bleibt jedermanns Vermutung überlassen.
Die Kleidung der Grisha, welche im Mittelteil ungemein viel beschreibenden Raum einnimmt? Es wird trotz der Zeit welche die Autorin darauf verschwendet Alina von einem Klamottenkoma ins nächste Sinken zu lassen und mit Genya darüber zu plaudern nie so richtig Klar wie man sich diese vorstellen kann.
Am meisten ärgerte mich ganz Persönlich aber Alinas Verhältnis zu Genya, oder besser ihr nicht Verhältnis, denn Alina Starkov interessiert sich die meiste Zeit über nur für eine einzige Person: Alina Starkov. Ironischerweise ist es genau dass was sie im sich ziehenden Mittelteil ihren Mitschülern beständig vorwirft - Heuchelei dein Name ist Alina.
Wie auch immer, das Alina sich, selbverständlich! möchte man da rufen, auf einer rein sexuellen Ebene vom Darkling im Sinne des Wortes Magisch angezogen fühlt, bin ich ja noch bereit zu akzeptieren (von wegen gleiches ruft nach gleichem wie ihre Mentorin Baghra wie ein Mantra wiederholt), dass sie aber zum Ende praktisch aus allen Wolken fällt als sich dieser eben doch als Böse erweist?
"When Genya's abilities began to show themselves, I could have had her choose between becoming a Fabrikator or a Corporalnik. Instead, I cultivated her particular affinity and made a gift of her to the Queen."
Er sagt es ihr praktisch ins Gesicht, das er Böse ist.
Auch wenn sie zu diesem Zeitpunkt Genya noch nicht als beste Freundin sieht, was denkt sie steht zu erwarten von einem Mann der ihr sagt er habe eine junge Frau zu einem Leben als Sklavin verurteilt?
Zu mal wir später erfahren das es im Palast ein offenes Geheimnis ist dass der Zar sich an seinen weiblichen Leibeigenen vergeht. Aber Alina schafft es diesen Austausch sofort bequem wieder zu vergessen, selbst als sie bereits Genya als beste Freundin tituliert hinterfragt sie deren Schicksal nie. Es belastet sie offenbar in keiner Weise, das sie zumindest ahnen muss durch welches Martyrium die ihr so bezeichnete Freundin geht.
Auch dass mir beim Lesen eigentlich nie ganz klar geworden ist wie alt Alina eigentlich sein soll hat mich ehrlich gesagt gestört, mal erscheint sie einem naiv wie eine zwölfjährige, obwohl ich da hinzufügen sollte das ich zwölfjährige kannte die über weit mehr emphatisches Einfühlungsvermögen verfügten als Alina je zeigt, eine recht intensive Begegnung mit dem Darkling jedoch weist dann wieder darauf hin dass sie doch älter sein muss, alt genug um Sex zu haben zumindest.**
"I won't return to the party," he said. "But you should, at least for a while."
I nodded again. I was suddenly acutely aware of the fact that I was standing in a dark room with a near stranger and that only a few moments before I'd nearly had my skirts around my waist. Ana Kuya's stern face appeared in my mind, lecturing me about the foolish mistakes of peasant girls, and I flushed with embarrassment.
Mein Eindruck vom hochgelobten ersten Grisha Band?
Die Geschichte ist hier leider von der Autorin nie über ihre groben Grundzüge hinaus ausgearbeitet, und ein zu lange gezogener Mittelteil lässt einem viel Zeit über all das Nachzudenken was die Autorin immer nur andeutet - mal ist dies zwar Effektiv im Bezug auf den Spannungsaufbau, Genyas nie ganz ausgesprochenes Martyrium verleiht dem Roman eine notwendige Düsternis um die Geschichte am funktionieren zu halten, zumeist aber lässt es alles einfach nur unausgegoren und auf zu altbekannte Schema aufgebaut, die mit Leben zu füllen die Autorin sich keine wirkliche Mühe macht, erscheinen.
Es ist Schade darum, denn das Setting hätte sich für einen spannenden, mit Dramatik erfüllten Abenteuerroman für junge Mädchen angeboten, dafür aber bleibt die Autorin durchgehend zu oberflächlich - zeigt sie zu wenig Mut von erprobten Schemata abzuweichen.
Das beste was mir noch zu erwähnen einfällt ist das Shadow and Bone weitestgehend in sich abgeschlossen ist. Man kann die Trilogie weiterlesen, muss es aber nicht.
* Kein original Cover, die Kindle Ausgabe welche ich gekauft habe kam ohne Coverbild.
Das oben Abgebildete habe ich aus dem Netz gefischt und mit Hilfe von Calibre dem eBook hinzugefügt.
** Es klärt sich später das sie zumindest alter als fünfzehn ist, sollte aber ihr genaues Alter irgendwann einmal erwähnt worden sein, so muss ich das überlesen haben.
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