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Dienstag, 23. Juli 2013

Alle sieben Wellen








Alle sieben Wellen, Daniel Glattauer
(Goldmann, 2011)

Von der Unentschlossenheit der Liebe im Netz.

Kurzinhalt:
 Etwa vier Monate nach seiner Flucht, eine Zeit in der sich Emmi Rothner mit autogenerierten Nachrichten des Systemmanagers begnügen musste, kehrt Leo Leike zurück in die Heimat. Natürlich nehmen die beiden sofort ihren eMail-Verkehr wieder auf; und es knistert nach wie vor zwischen den beiden digitalen Turteltäubchen. Leo hat endlich seine Marlene überwunden, sich jedoch aus den Staaten dafür ein Souvenir mitgebracht: "Pam", an die er im Begriff steht sein Herz zu binden und auch Emmi steckt noch immer mitten in ihrer Ehe.
Auch im zweiten Anlauf scheint dem Pärchen kein Glück beschert.
Trotzdem beschließt man ein gemeinsames Treffen, endlich von Angesicht zu Angesicht.
Danach ist nichts wie es war...


Sequels, so heißt es, sind eine sichere Bank.
Statistisch gesehen spielt eine Fortsetzung eines erfolgreichen Filmes etwa zweidrittel seines Vorgängers ein. Und weil das so sichere Zahlen sind liebt Hollywood seine Fortsetzungen - ungeachtet dessen ob sich eine Story für eine Fortsetzung anbietet oder nicht.
So kommt es mir vor war wohl auch die Überlegung bei Alle sieben Wellen.

 Nicht das sich vorgänger Gut gegen Nordwind nicht für eine Fortsetzung angeboten hätte, immerhin endete dieser mit der Flucht eines der Protagonisten und zahlreichen offenen Fragen bezüglich der Beziehung zwischen, dem geflüchteten, Leo und Emmi, und Emmi und ihrem Mann, und dessen Kinder.

 Nur weiß Glattauer dem Thema der Online-Beziehung nur wenig neues abzugewinnen und so zieht sich der Roman in einem unglaublich nervenden Mittelteil, mit einem unglaublich nervig, ewig jammernden, ewig unentschlossenen "Ich liebe dich so quasi, Emmi, aber wir können uns nicht weiter schreiben deshalb mache ich jetzt Schluss, oder auch nicht weil ich liebe dich, aber wir können uns nicht weiter schreiben..." Leo Leike, bis man ihn so gar nicht mehr lesen mag, den Leo, und den Roman.
Die Fortsetzung macht aus dem irgendwie sympathischen Kopfmenschen einen, ja, einen Leo Unlike, möchte man sagen.

 Das Treffen der Charaktere schadet den beiden, schadet der Geschichte, schadet dem Lesevergnügen - zwar blitz immer noch ab und an der Geistreiche Witz des Vorgängers auf, sei es in Leo Un-Leike's wortgewandten Mails, die nun leider häufiger wortreiche Jammerarien wiedergeben, oder in Emmi's gewohnt spitzer Erwiderung vorgenannter Mails, man merkt einfach dass der Autor sich diesmal schwer damit tat einen natürlichen Ton zu treffen und die Geschichte seiner Charaktere logisch fortzuführen.

 So werden dann mehr oder minder glaubwürdige Hindernisse aufgestellt zur Überwindung durch die Beiden, sei es "Pam" aus Amerika oder Emmi's fortdauerndes Ehedrama, sei es Leo's Unentschlossenheit die nur gelegentlich der Alkohol zu durchdringen mag, was dann in eben den Jammerarien mündet von denen sich der wieder nüchterne Leo dann prompt genauso zu distanzieren sucht wie von seiner Emmi - zu mindest bis zum nächsten Liebes- und Alkoholrausch (und muss es folgerichtiger Alkohol- und Liebesrausch heißen?).

 Nein, das Buch ist nicht unlesbar, aber es lebt, für mich, so sehr von dem Bild das der Vorgänger von den beiden Charakteren zeichnete, so sehr vom Abglanz dessen fabelhaften Humors, so sehr von der Erinnerung an dessen virtuose Wortgewandtheit, ich könnte das Buch niemandem empfehlen der Gut gegen Nordwind nicht gelesen hat und würde auch jenen die es gelesen haben den Nachfolger nicht guten Gewissens nahe legen können.

 Nur wenn man sich wirklich, wirklich, wirklich ein Happy end für die Beiden wünscht (und mir fiel das zum Ende von Alle sieben Wellen schwer, da mich Em & Leo immer mehr and Em & Dex aus Zwei an einem Tag gemahnten), dann lest es.
Dass es nämlich ein Happy end gibt, dieses mal, das ist nicht zuviel verraten - denn dafür, als dass es das nicht geben könnte oder als Überraschung daher käme, entwickelt Daniel seine Fortsetzung viel zu vorhersehbar.

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