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Montag, 12. November 2012

Das verbotene Eden


 







Das verbotene Eden: David und Juna, Thomas Thiemeyer
(Pan, 2012)

Endzeit SF aus deutschen Landen, im Jugendbuchgewand.

 Erster Eindruck von Das verbotene Eden:
Etwas generisches, doch keineswegs unansehnliches Jugendbuch Cover – Junge mit Mönchskutte und Kettenarmband (zurückhaltend, keusch aber nicht unmännlich), Mädchen mit Tattoo (Rebellisch), ein Hauch von Phantastik und jugendgerechter Erotik – aber, oy vey, das Verlagslogo; da ist jemand wirklich den Weg des geringsten Widerstands gegangen und hat sich den Font mit dem höchsten Wiedererkennungswert ausgesucht: Bleeding Cowboys.
Ganz ehrlich, ich hätte nie gedacht das ein Font nerven kann, aber die konsequente Benutzung für alles und jedes, und die daraus folgende ständige Präsenz hat genau das Geschafft. Diese Fontwahl lässt böses ahnen.*

 Kurzinhalt:
In 2080 ist das Land in zwei Lager gespalten: Männer und Frauen leben, einem verheerenden Krieg folgend, unter einem zerbrechlichen Friedenspakt der jeder Seite die Herrschaft über ein eigenes, gegeneinander abgegrenztes Gebiet zugesteht. Auf Seiten der Männer hat die Traditionelle Kirche die Kontrolle übernommen, und unter einem neuen Anführer, der ein fanatischen Frauenhasser ist, wurde das Reich in eine neue Inquisitionszeit zurückgeführt. Die Frauen auf der anderen Seite haben sich der Landwirtschaft und einem Leben mit der Natur, geführt vom Glauben an eine dreifalt Keltisch anmutender Göttinnen. Der einzige Kontakt zwischen den Geschlechtern findet bei der Abgabe eines vereinbarten Tributs an die Kirchlichen Herrscher über das Reich der Männer statt. Doch Missernten (und wohl das fehlen einer produktiven männlichen Landwirtschaft) zwingen zum Eintreiben höherer Tribute, und dienen als Vorwand für Plünderung und Brandschatzung. In Folge dieser Überfälle planen die Frauen einen Vergeltungsschlag und Entführen zwei Kirchengetreue um ihnen Informationen abzupressen. Dabei fällt ihnen David in die Hände, ein Mönchsnovize der mehr am Studium von Büchern als an Kriegskunst interessiert ist. Die Kriegerin Juna ist fasziniert von dem sanften wesen des jungen Mönchs, welcher so ganz anders ist als die feindlichen Krieger der Lanze. Als David gefoltert wird um Informationen zu erhalten beschließt sie ihn zu befreien, wissend das weitere Folter seinen Tod bedeuten würde, auch wenn das heißt sich gegen ihre Kameradinnen stellen zu müssen...


 Das verboten Eden, das weckt ersteinmal Erinnerungen an das B-Movie America 3000, kommt aber glücklicherweise nicht so albern daher; von der Atmosphäre die der Roman aufbaut musste ich gelegentlich an Pat Murphy's Die Stadt, nicht lange danach denken, in dem ein ähnlich anmutendes Verhältnis herrscht.**
 Thomas Thiemeyer erzählt seine Geschichte in einem einfachen, aber einnehmenden Stil, wobei allerdings so manches Plotelement mich an das Pop-Kultur Phänomen Star Wars erinnert. Das nicht um zu sagen das Thiemeyer's Geschichte nur aus Versatzstücken anderer Stoffe gestrickt ist, es ist allerdings schon so, dass sich beim Lesen sehr schnell eine Familiarität mit dem Stoff einstellt die so mancher Wendung das Überraschungselement schon im Vorfeld nimmt. Trotzdem liefert der Autor ein überaus unterhaltsames, romantisches Jugendbuchabenteuer.

 Kritikpunkte wären allerdings dass Thiemeyer, in dessen Vita mehrere sogenannte Wissenschaftsthriller aufgelistet sind, sich zur Bemühung eines Hollywoodmythos hinreisen lässt: "Holz splitterte, Dreck flog auf, und das teuflische Surren von Querschlägern war zu hören."
 Sprachlich gelegentlich an Grenzen stößt: "Der große Markt von Glânmor war die Attraktion im Umkreis von mehreren hundert Kilometern, ein beliebter Treffpunkt für Händler und Käufer, Schausteller und Schaulustige, die aus sämtlichen Ortschaften rund um die Hauptstadt herbeiströmten."
Hier wirkt sich, nach meinem Empfinden, das weitgehende Fehlen geschlechtsneutraler Begriffe in der deutschen Sprache negativ aus auf den Roman: Ein Markt der nur von Frauen betrieben und besucht wird sollte wohl eher ein Treffpunkt für Händlerinnen, und Käuferinnen sowie Schaustellerinnen sein.
 Sowie die Geschwindigkeit mit der sich die Beziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren entwickelt; wenn die Kriegerin Juna, welche selbst bei einem Überfall die Grausamkeit der Männer miterlebt hat, schlagartig ein vorbehaltloses Vertrauen fasst in den ihr eigentlich völlig unbekannten David, dann strapaziert das, nach meinem dafürhalten, die Glaubwürdigkeit der Geschichte doch sehr.


* Das letzte Buch das ich in Händen hielt, welches einen ähnlich weitverbreiteten Internet Font benutzt hat (Buffied) war Nicholas Pekearo’s Wolfsrache; Schlecht beschreibt noch nicht einmal annähernd die unterirdische Qualität dieses Werkes.
** Keine Trennung der Geschlechter, aber eine Landarbeitende Bevölkerung die in einem Nachkriegs-Amerika in Mittelalterlichen Verhältnissen lebt, beherrscht von einer militärtechnisch gestützten Regierung.

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