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Sonntag, 23. September 2012
The Cabinet of Curiosities
The Cabinet of Curiosities, by Douglas Preston / Lincoln Child
(Warner Books, 2003)
Man sagt von Michael Crichton, er habe geschrieben als hätte er bereits die Verfilmung im Hinterkopf gehabt. Für das Autorenteam Douglas Preston & Lincoln Child trifft das doppelt zu.
Kurzinhalt:
Bei Grabungsarbeiten für einen Hochhauskomplex stößt eine Arbeitergruppe auf einen verborgenen Tunnel. Darin entdecken sie die Leichen eines mutmaßlichen Serienmörders der im New York der Jahrhundertwende sein Unwesen getrieben haben muss. Der Enigmatische FBI Mann Special Agent Pendergast tritt an die Archäologin Nora Kelly heran um sie um ihre Mitarbeit bei der Aufklärung zu bitten. Als sie dabei sind der Vergangenheit des Killers, und dessen Identität auf die Spur zu kommen beginnt eine neue Mordserie, deren Opfer exakt die selbe Handschrift tragen wie die in der Kammer aufgefundene Leichen. Kann es sein das der Killer aus der Vergangenheit noch immer unter ihnen weilt?
Der eingangs erwähnte Schreibstil hat den Vorzug für schnelle, eingängige, actionbetonte Romane zu stehen, die ohne Längen daherkommen. Im Nachteil bietet er sich auch leider allzu sehr dafür an in altgediente Klischees zu verfallen, wie zum Beispiel:
Paul Karp could hardly believe he was actually going to get some. Finally. Seventeen years old and now finally he was going to get some. He pulled the girl deeper into the Ramble. It was the wildest, lest visited part of Central Park…
Diese ‘Heißes Pärchen findet auf der Suche nach einem geschützten Ort um Sex zu haben eine Leiche’ Situation ist inzwischen so beliebig geworden, das sie in dem Buch ein richtiger Showstopper ist. Schlimmer noch der Einsatz des ehrgeizigen aber etwas dümmlichen Ermittlers als komisches Element im letzten Drittel des Buches, gerade als die Spannung ihren Höhepunkt erreicht – wodurch sie nahezu komplett gekillt wird.
Im weiteren fand ich das Agent Pendergast diesmal nicht so sehr als der gebildete Südstaaten Gentleman, dieser moderne Sherlock Holmes der Vorgängerbände, auftritt, sondern etwas unangenehm Überhebliches hat und leider zu sehr an einen James Bond erinnert, sozusagen mehr zu Super Agent denn Special Agent Pendergast geformt wird – aber vielleicht fehlte mir hier auch einfach nur der Ausgleich durch den Streetsmarten Vincent D'Agosta.
Letztlich fällt an dem Roman eine ungeklärte Passage, ein im letzten Kapitel eingeführter, geheimnisvoller Beobachter, unangenehm auf. Eine "Charaktere" die für die Geschichte völlig unerheblich ist und auch keine Gestalt annimmt – geradeso als wäre da eine Idee hastig fallengelassen aber dann nur unvollständig entfernt worden.*
Davon abgesehen, ich mag den Preston/Child Stil, denn wie gesagt, er garantiert flüssige und spannende Unterhaltung. Und, getreu dem Crichton Vorbild, bemühen sie sich um einen (Populär-)Wissenschaftlichen Unterbau in ihren Geschichten – Thrillerunterhaltung mit Lernpotential. Da macht auch The Cabinet of Curiosities keine Ausnahme und bewegt sich aller Kritik zum Trotz noch immer auf sehr hohem Thriller Niveau. Die Geschichte ist grausam, blutig und erschreckend, aber ohne dabei je übermäßig Graphisch zu werden, die Autoren verstehen es die Phantasie des Lesers mit geschickten Anspielungen und Verhüllungen anzuregen. Es verwundert das Hollywood bisher nur von ihrem Debüt (Relic, 1995) Kenntnis genommen hat.
So kann ich den Roman ohne größere bedenken weiterempfehlen, allerdings mit der Gemahnung das er eben nie die Klasse früherer Werke erreicht - Relic, Thunderhead, Riptide, und natürlich Preston/Child’s Meisterstück: Mount Dragon, stehen da weit davor - und dem Hinweis darauf das man sich eben mit so einigen, nicht immer ganz stimmig verwendeten, Hollywood Mechanismen abfinden muss.
*Nachtrag:
Nach einem Gespräch auf GoodReads scheint es wohl so, das The Cabinet of Curiosities der quasi Start eines Zyklus ist und die an dieser Stelle eingeführte Charaktere im weiteren Verlauf der Romane an Bedeutung gewinnt.
Trotzdem finde ich diese Stelle im Buch eher unglücklich.
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