Rage Against the Night, Shane Jiraiya Cummings – ed.
(Brimstone Press, 2011)
Die Anthologie entstand nach Shane Jiraiya Cummings Vorwort nachdem der damalige Präsident der Horror Writer’s Association Rocky Wood mit der Krankheit ALS diagnostiziert wurde. Diese Krankheit schaltet nach und nach die Muskeln im Körper ab, bis der Patient nur noch seine Augen bewegen kann. Der Ertrag der Anthologie kam Rocky Wood zugute um ihn bei der Anschaffung eines speziellen Augenlesegeräts, welches nach seinem Tod an einen anderen Patienten weitergereicht werden sollte, zu helfen.
Irreführend ist hierbei das Motto der Sammlung: Triumph over Darkness, welches sich nur auf einen begrenzten Teil der Geschichten anwenden lässt.
Das einzige Element das alle Geschichten verbindet ist das sie uneingeschränkt der Phantastik und im weiteren Sinne dem Horror Genre zugerechnet werden können.
The Gunner's Love Song—Joe McKinney
Eine Vampir/Werwolf Erzählung die eher Vignette den Kurzgeschichte ist.
Keeping Watch—Nate Kenyon
Zwei Geschwister entdecken im Wald hinter ihrem Haus etwas Böses welches ihr ganzes Leben beeinflussen wird.
Etwas hölzern Geschrieben, jedoch nicht unatmosphärisch.
Like Part of the Family—Jonathan Maberry
Eine Noir Werwolfgeschichte, vom Autor der mit den „Rot & Ruin“ Zombie-Romanen bekannt wurde. Voraussehbar, aber durchaus unterhaltsam.
The Edge of Seventeen—Alexandra Sokoloff
Ein junges Mädchen gefangen in einem Zeitvortex erlebt gleichzeitig das Vor, Während und Nach einem Schulmassaker, gibt es einen Weg das Verhängnis abzuwenden?
Verwirrende Erzählung mit einem seltsamen Schluss.
The View from the Top—Bev Vincent
Unheimliche Erzählung im Stil früherer King Geschichten.
Fans von „Needful Things“ werden das Thema wiedererkennen.
Afterward, There Will Be a Hallway—Gary A. Braunbeck
Die Geschichte eines Mannes der nach dem Tod seiner Frau plötzlich mit den Geistern von Verstorbenen kommunizieren kann und diese auf ihre Weiterreise vorbereiten muss.
Meine persönliche Lieblingsgeschichte der Sammlung.
Eine emotional bewegenden Erzählung um Verlust, Reue und Wiedergutmachung.
Following Marla—John R. Little
Eine Variation auf das Orpheus und Eurydike Motiv.
Etwas zu langatmig aufgebaut und sehr vordergründig auf Drama getrimmt.
Magic Numbers—Gene O'Neill
Extrem konfuse Erzählung um einen jugendlichen Spanner, erinnerte mich stark an die Erzählung “Nocturne” aus der Jeff Gelb Anthologie „Heisses Blut“ (orig.: Hotter Blood)
Tail the Barney—Stephen M. Irwin
Dröge Erzählung um einen gestohlenen Glücksbringer, nur überblättert.
The Nightmare Dimension—David Conyers
Urban Fantasy Kurzgeschichte getragen von einem unerträglich selbstgefälligen Hauptcharakter, angefüllt mit ermüdenden Infodumps.
Zum Ende nur noch überflogen.
Roadside Memorials—Joseph Nassise
Unbekannte hinterlassen geheimnisvolle Kreuze an Unglücksorten, als ein Unfallsanitäter der Sache auf den Grund gehen will beginnt für ihn eine Fahrt in die Hölle.
Schwerfällig erzählt, mit unnötigen Längen.
Dat Tay Vao—F. Paul Wilson
Ein Vietnam Soldat der sich mit kleinen Deals einlässt, glaubt sein Glück gemacht zu haben als ihn das Schicksal mit einem Wunderheiler zusammen führt.
Eine etwas Satirisch angehauchte Geschichte vom "Repairman Jack" Autor, bei der es ein wenig braucht bis sie richtig in Gang kommt, sich das dranbleiben aber lohnt.
Constitution—Scott Nicholson
Ein Schauspieler muss nach seinem Tod das Ideal der Liebe neu definieren.
Bittersüße Erzählung, die ein wenig an einer zu altmodisch geprägten Idee von Eheglück krankt.
Mr. Aickman's Air Rifle—Peter Straub
Noch so eine Peter Straub Geschichte durch die ich nicht durchgekommen bin.
Agatha's Ghost—Ramsey Campbell
Ganz witzige Satire über eine allein lebende alte Frau die glaubt vom Geist ihres Enkels heimgesucht zu sein.
Blue Heeler—Weston Ochse
Toll geschriebene Geschichte mit einer dichten, bedrohlichen Atmosphäre. Leider löst das Ende das gegebene Versprechen nicht ein. Aber auf seine Art eine überraschend positive Erzählung in der sich das Gute auch durch Unrecht nicht unterkriegen lässt.
Sarah's Visions—Chelsea Quinn Yarbro
Mehr SF denn Horror.
Vermutlich Satirisch gemeint, aber nicht bis zum Ende gelesen.
More Than Words—David Niall Wilson
Unnötig verschachtelte Reinkarnationserzählung.
Ein paar gelungene Momente, doch im ganzen zu lang geraten.
Chillers—Lisa Morton
Lesenswerte Horrorgeschichte die atmosphärisch ein wenig an die Stephen King Erzählung „Der Nebel“ erinnert.
Changed—Nancy Holder
Junges Mädchen begibt sich in mitten der Vampirapokalypse auf die Suche nach dem Jungen den sie Liebt. „Cannibal Cats come out tonight“ autorin Nancy Holder reduziert das Young Adult Vampirhorror Genre auf eine zwanzig Seiten Erzählung und schafft es ihm damit neues Leben einzuhauchen. Lesenwert.
Dead Air—Gary Kemble
Eine Kurzfassung von Plane Dead, die Aufgrund eines unsympathischen Erzählers aber weniger Spaß macht als das B-Movie.
Das der Autor sich seiner Anleihen bewusst ist und diese durch selbstironische Dialoge zu überspielen sucht, lässt das ganze einfach nur ermüdend Prätentiös wirken.
Two Fish to Feed the Masses—Daniel G. Keohane
Eine lose and Matheson’s „I am Legend“ angelehnt scheinende Erzählung um Gottesglaube und die „Entrückung“.
Weder schlecht noch wirklich gut.
Fenstad's End—Sarah Langan
Lanagan’s Erzählung ist diejenige welche mich am meisten geärgert hat.
Eine epidemische Ausbreitung von sexueller Gewalt, Mord und Wahnsinn läutet das nahe Ende der Menschheit ein. Fenstad, einer der wenigen Überlebenden, befindet sich zu beginn in einem verlassen geglaubten Hospital auf der Suche nach Nahrung und Drogen, dort trifft auf eine weitere Überlebende. Das Mädchen war einst eine Patientin von ihm welche er sexuell missbraucht hat. Am Ende nimmt er die Vaterrolle für sie an und beschließt sie in dieser neuen Welt nach der Katastrophe zu Beschützen.
WTF?
Dies ist eine Geschichte bei der ich wirklich gerne wissen wollte was sowohl der Autorin beim Schreiben durch den Kopf ging, als auch dem Editor als er beschloss sie in die Sammlung aufzunehmen... aus offensichtlichen Gründen keine Empfehlung meinerseits.
Fair Extension—Stephen King
Eine selbst für Kings Verhältnisse außergewöhnlich bitterböse Satire um eine Vertrag mit dem Teufel.
Rocky Wood, Skeleton Killer—Jeff Strand
Zum Abschluß leichte Kost von Jeff Gelb.
Die humoreske inszeniert Rocky Wood als eine Art Superheld im Kampf gegen des Böse.
Inhaltlich hat die Anthologie Stärken und Schwächen, einen Mix aus bekannten und unbekannten Autoren, manche erfahrener, manche weniger erfahren.
Trotz ihrer qualitativen Schwächen bietet sie ihren Unterhaltungswert, und präsentiert einen stilistischen Querschnitt durch das Genre, bei dem die extreme ausgespart bleiben (obwohl zumindest Nancy Holder mit ihren früheren Geschichten durch aus den Splatterpunks zugerechnet werden konnte).
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Heisses Blut, Jeff Gelb ed. - Bastei 1992
Der Nebel, Stephen King, dt. in Im Morgengrauen - Heyne, 1985
Cannibal Cats come out tonight (dt. Die Nacht der Kannibalenkatzen), in Feuertanz - Heyne, 1990
Hallo Gerd,
AntwortenLöschenwenn ich so das Cover und deine Einführung lese, dann stellen sich bei mir die Nackenhaare auf. Das hört sich ja schon sehr gruselig an!
Deinen Einblick in dieses Buch finde ich sehr gelungen. Kurz und knackig ein Statement zu jeder Geschichte. So erfährt man sehr gut, was einen hier erwartet. Einige der Geschichten klingen sehr interessant.
Bei dem Lesen deiner Beschreibung zu Fenstad's End habe ich gedacht: "Huch!" Ja, ich kann da deinen Abschlusskommentar nachvollziehen ;o)
Ganz liebe Grüße
Tanja