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Montag, 25. Juli 2016

Die (beinahe) größte Liebesgeschichte des Universums







Die (beinahe) größte Liebesgeschichte des Universums, Sarvenaz Tash
(Magellan, 2016)


Kurzinhalt:
 Graham Posner und Roxana Afsari sind die besten Freunde.
Seit sein Vater, nach dem Tod von Grahams Mutter, vor acht Jahren mit dem damals neunjährigen Graham in die Nachbarschaft gezogen ist, hängen die beiden zusammen. Mit "Harry Potter" zusammengekommen, verbindet sie nun unter anderem eine gemeinsame Leidenschaft für die Comic Serie "Die Chroniken von Althena", zudem arbeiten sie gemeinsam an ihrer eigenen Comic Reihe, mit Roxana als Illustratorin und Graham als ihr kongenialer Texter.
Nur für Graham haben sich die Dinge ein wenig verändert, er sieht Roxana nicht mehr nur als beste Freundin, er ist positiv in sie Verliebt. Graham hat sich fest vorgenommen Roxy an diesem Wochenende seine Liebe zu gestehen, und dafür bedarf es, wie er sich ganz sicher ist, einer einmaligen Geste.
Das Schicksal scheint es dabei gut mit ihm zu meinen, der Schöpfer der "Chroniken von Althena", Robert Zinc, welcher sich zwanzig Jahre lang vor der Öffentlichkeit verborgen gehalten hat, erscheint eigens für ein Interview mit dem Regisseur des kommenden "Chroniken" Films auf der New Yorker Comic Con. Graham verpflichtet seinen besten Freund Casey mit ihm für ein Eintrittsband anzustehen, das sich dieser dafür ein Date mit Grahams Stiefschwester erbittet, ein Ding der Unmöglichkeit, ist ein dabei Detail über das sich Graham später Gedanken zu machen gedenkt - nachdem der Roxy im Anschluss an das Robert Zinc Interview seine Liebe gestanden hat, denn einen perfekteren Moment dafür könnte es gar nicht geben.
Doch das Schicksal ist ein launiger Gefährte, und ein Run der Fans macht Grahams Plan zunichte.
 Das war's dann wohl mit meinen Plänen, Roxy gleich nach dem Treffen mit ihrem Lieblingskünstler in ein lauschiges Eckchen zu entführen und ihr endlich die drei kleinen Worte zuzuflüstern.
 So ein Reinfall.
 Ohne Zutritt zum Zinc Interview muss sich Graham etwas neues Ausdenken für seine grandiose Liebesgeste, aber nachdem Roxy auf der Comic Con dann auch noch einen unverschämt gutaussehenden, charmanten Jungen kennen lernt, der Zeichner ist wie sie und mit dem sie sich ganz hervorragend versteht, läuft für Graham die Zeit davon.
Es bleiben ihm nur die drei Tage des Comic Con, um Roxy doch noch seine Liebe zu gestehen...
 Ein Künstler, genau wie Roxana.
 Und dann macht Devin den Mund auf, um Hallo zu sagen, und mir rutscht das Herz in die Hose.
 Der Arsch ist auch noch Brite!



 Sarvenaz Tash erzählt ihre Geschichte mit realistisch anmutenden jugendlichen Charakteren, ohne großartig prätentiöses Drama. Es gilt kein dunkles Geheimnis der Vergangenheit zu bewältigen, vielmehr steht Graham sich und seinem Glück ganz Menschlich einfach nur selbst im Weg. Nach Jahren inniger Freundschaft zu Roxy, gelingt es ihm nicht einfach ihr seine Gefühle offen zu gestehen, auch wenn diese, eben so Menschlich, für alle anderen längst offensichtlich sind. Er ist in die Idee verrannt das sein Liebesgeständnis ein besonderer, magischer Moment sein muss - eine Szene wie im Film.
Selbstverständlich gilt für Roxy das sie genauso wenig von Grahams Gefühlen für sie ahnt, wie er sich dazu bringen kann diese ihr gegenüber auszusprechen, oder aber dass sie sich diese einfach nicht eingestehen will, denn für beide steht damit natürlich der mögliche Verlust einer tiefen Freundschaft und einer funktionierenden kreativen Partnerschaft im Raum.


 Die Autorin verwendet für ihre Erzählung den dieser Tage immer beliebten Present Tense, und macht dabei die ganzen üblichen Fehler. Das reißt zwar gelegentlich aus dem Lesefluss, mehr dazu siehe unten, aber beeinträchtigt den Unterhaltungsfaktor nicht erheblich. Mit dem Comic Con als Hintergrund zitiert die Autorin munter die Popkultur und vermischt dabei reale Personen mit frei erfundenen, das persönliche Highlight ist hierbei ein fiktives Panel mit den Darstellern aus Pretty in Pink.
Nicht von ungefähr liest sich Die (beinahe) größte Liebesgeschichte des Universums wie beseelt vom Geist der 80'er Jahre US-Jugendfilme, Sarvenaz Tash studierte Filmwissenschaft und liebt nach eigener Aussage die John Hughes Klassiker (Roxy übrigens genauso, also Hand aufs Herz, wer wäre einem solchen Mädchen nicht verfallen?). Beides schlägt sich positiv im Text nieder.

 Die Geschichte entwickelt sich ohne Längen von Episode zu Episode logisch fort und bietet ihren handelnden Charakteren dabei genügend Raum um sich glaubwürdig weiterzuentwickeln. Kleiner Wermutstropfen für deutsche Leser ist das die Autorin erst relativ spät im Buch darauf eingeht wie alt die Charaktere sind, beziehungsweise ist der frühere Hinweis für die Leser schwer zu entziffern da wir zunächst nur erfahren das sie die High-School in der elften Klasse Besuchen (entspricht einem Alter von ca. Siebzehn).



Etwas Kritik:

Leider scheint es beim Buch ein wenig mit der Recherche zu hapern, wer sich in Folge einer Szene auf die Suche macht, wird feststellen müssen dass es das dort beschriebene Flash Cover nicht zu geben scheint (tatsächlich klingt die Pose auch eher nach Supes):
 Er steht breitbeinig vor der Wäscheleine, die Hände streitlustig in die Hüften gestemmt, und ich glaube, er hat keine Ahnung, dass er gerade unfreiwillig genau das Cover nachstellt, dessen Ehre er so entschlossen zu verteidigen versucht.

Auch die Verwendung des Present Tense lässt, wie üblich, Konsequenz vermissen. Der Held spricht regelmäßig von in der Zukunft stattfindenden Ereignissen, in einer Art die in dieser Zeitform bestenfalls störend, schlimmstenfalls anachronistisch wirkt:
 Aaron gibt uns zur Begrüßung die Hand und fragt Samira lächelnd: "Wie geht's?", woraufhin sie feuerrot anläuft. Wenn auch noch nicht so sehr wie kurz darauf, als er ihr für das Foto den Arm um die Schulter legt. Das fällt mir aber erst ein paar Minuten später auf, als wir das fertige Bild abholen.

 Diese Kritik beiseite ist Die (beinahe) größte Liebesgeschichte des Universums ein nicht nur beinahe empfehlenswerter Jugendroman, dem man die Liebe der Autorin zu den Filmen des zu früh verstorbenen Regisseur und Drehbuchautor John Hughes deutlich anmerkt. Es gibt  eine realistisch anmutende Geschichte um Freundschaft und die Liebe, in besondere Umstände verpackt, die nicht mit weisen Worten spart und uns mit einem Ende abseits des üblichen Klischee entlässt.
Ein Roman der gekonnt den Geist des John Hughes mit dem Lebensgefühl der Internet Generation verbindet. Und dafür drückt man als Fan dann gerne ein Auge zu, wenn  das Buch sich als nicht ganz so vergeekt entpuppt.


Meinen Dank an:
Autorin Sarvenaz Tash, für beste Unterhaltung
den Magellan Verlag, für das Leseexemplar
Lovelybooks, für die Leserunde
und last but not least alle meine Mitleser.

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