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Freitag, 20. Februar 2015

Von Herzen








Von Herzen, Juliane Käppler
(Im Eigenverlag, 2015)


Kurzinhalt:
 Als die Kommissare Natalie Sperling und Markus Svoboda in der Wohnung des ermordeten Andreas Wilkens eintreffen, scheint es um eine simple Beziehungstat zu gehen. Dem Arzt wurde im Verlauf einer Auseinandersetzung die Kehle mit einem Küchenmesser durchtrennt.
Es gilt somit nur Dr. Wilkens Beziehungen zu durchforsten um die wahrscheinliche Täterin einzukreisen. Leichter gesagt als getan, erweist sich doch bald das  der Doktor kein Kind von Traurigkeit war, und seine Affären zahlreich
Während die Kommissare noch das üppige Beziehungsgeflecht durchforsten kommt es im Beerdingungsinstitut in welches die Leiche verbracht wurde zu einem Einbruch mit makabrem Raubdelikt.
Wenig später geschieht ein weiterer, brutalerer Mord, dessen Einzelheiten dennoch darauf hinweisen das die neue Tat mit der Tötung des Doktors in Zusammenhang steht.
Das Ermittlerteam gerät unter Druck, denn die geplante Grausamkeit mit welcher die Tat ausgeführt wurde stellt außer Frage das die Täterin nicht zum letzten mal Zugeschlagen hat. Wenngleich es auch gelungen ist zwischenzeitlich eine Hauptverdächtige einzukreisen, so gibt es von der geheimnisvollen Miss O nur eine einschlägige Aktaufnahme welche keine Identifizierung erlaubt, lediglich der Name und das Sujet des Bildes liefern einen verweis in die SM-Szene.


 »Wenn Ihnen etwas anderes einfällt, Frau Busch …« Sie zog eine Karte aus der linken, nicht von Inspektor Harvey belegten Jackentasche und reichte sie der Frau. »Rufen Sie mich bitte an!«
 Unterstützung erhält Kommissarin Natalie* Sperling bei ihrer Ermittlungsarbeit neben ihren Kollegen, durch einen Plüschhasen**. Inspektor Harvey, benannt nach dem bekannten Bühnenstück, dient der Kommissarin als Projektionsfläche für ihren internen Monolog, verleiht aber auch angelegentlich ihrem unterbewussten Stimme.
 Harvey lockert mit unverblümt frechen Bemerkungen die Geschichte auf und findet sich mit Recht als zweiter Star auf der Coverillustration wieder. Dabei erdet Natalies Eingeständnis das der Ermittlungsbegleiter eine persönliche Macke von ihr ist dass ganze in der Realität, ohne je dem Humor damit Abbruch zu tun. Tatsächlich wird Harvey dadurch zum Bestandteil eines Gesamtstorybogens in dem sich vieles um Zwangsstörungen angelt.
Kleinere wie größere, von Unterhaltungen mit Plüschhasen, zu Kleidungsroutinen und klammernden Müttern, bis hin zu verstörenderen und eben mörderischen.

 Mit Von Herzen liefert Autorin Juliane Käppler eine sich ruhig entwickelnde Kriminalgeschichte die zwar zum Ende durchaus mal etwas blutiger wird, und sich zumindest im Ansatz auch schon mal mit der Last der Lust beschäftigt, dabei aber stets unterhaltsam, und positiv humorvoll bleibt. Gute Unterhaltung die man gerade jenen Lesern nahe legen möchte welche die Cozy Mysteries dem skandinavischem Lebenspessimismus vorziehen.

 Das die Autorin unter dem Pseudonym Jules Saint-Cruz Erotik schreibt, schlägt sich übrigens trotz des Themas erfreulicher Weise nicht nieder in Von Herzen - nun, man lernt so im Beigang etwas mehr über die SM-Szene und deren Jargon, da hat Saint-Cruz dann vielleicht doch das eine oder anderer helfende Wort geliehen. Doch im Kern gilt das Juliane ein realistisch unaufgeregtes Bild zu Zeichnen versteht, von der Verbrecherjagd. Wer auf Hollywood-Schießereien, und wilde Verfolgungsjagden hofft, wird enttäuscht. Auch das Privatleben der Ermittler fließt nur am Rande in die Geschichte mit ein und gerade soweit um sie einem als Menschen über ihre Arbeit hinaus Nahezubringen.
 Erzählt in der dritten Person, liegt mit Ausnahme der Eröffnungsszene der Fokus permanent auf Natalie und deren Sichtweise, so das wir naturgegeben über sie mehr erfahren als andere handelnden Charaktere, aber eben auch kaum mehr sehen oder wissen als sie.

 Diese Limitierung der Sichtweite nutzt die Autorin dann auch geschickt aus um den Leser anfangs auf falsche Fährte zu setzten, ehe sich zum Ende hin die eigentliche Täterin herauskristallisiert, deren Tatmotiv auf eine morbid verdrehte Art ihrer Handlung logischen Sinn gibt - auch wenn sie selbstverständlich in der letzten Konsequenz die sie aus ihren persönlichen Erkenntnissen zieht, weit über jedes gebotene Maß hinausgeht.


 Ganz persönlich hat mich die Geschichte hervorragend unterhalten.
Eine rothaarige Ermittlerin im besten Alter, welche sich den ewig am falschen Platz befindlichen John McClane als Heldenvorbild an die Wand gepinnt hat, ein quasi sprechender Hase, und eine in sich schlüssig erzählte Geschichte die ohne überzogene Gewaltdarstellungen auskommt - das sind alles Punkte die mich als Cozy Mystery Leser (und als Mann) positiv angesprochen haben.
Zwar erzählt Von Herzen eine abgeschlossene Geschichte, die keine Fortsetzung nötigen würde, und es ist wohl seitens der Autorin auch noch nichts dahingehend geplant, aber freuen würde es mich schon, wenn es einst ein Wiedersehen geben sollte, mit Sperling und Hase.


Mein Dank geht an die üblichen Verdächtigen:
Lovelybooks.de, für die Leserunde.
Juliane Käppler, für das eBook, und die sympathische Begleitung der Leserunde.
Meinen Mitlesern, für geteilte vergnügliche Lesestunden.

Ein extra Dank geht dieses mal zusätzlich an die Waldschrätin, durch deren blog ich erst auf das Buch aufmerksam wurde.




*    Zufällige Assoziation, die Erste: Wem meiner Generation geht es eigentlich nicht so, dass da in einem zumindest im Anklang gleich die Erinnerung an den gleichnamigen Chanson wachgerufen wird "Nathalie..."

* * Zufällige Assoziation, die Zweite: Tatsächlich hat mich der Plüschinspektor gleich mal an Laurell K. Hamiltons Kultcharaktere Anita Blake denken lassen, was aber tatsächlich schon die einzige Gemeinsamkeit ist zwischen den Damen ist, der (nicht redende) Plüschpinguin der einen und der Hasenermittler der anderen.

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