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Donnerstag, 4. Dezember 2014

Wer weiß, was morgen mit uns ist







 
Wer weiß, was morgen mit uns ist, Ann Brashares
(cbj, 2014)



Kurzinhalt:
 Die 17 Jährige Prenna lebt als Teil einer Kommune in New York, die ihren Mitgliedern strenge Regeln auferlegt. Kontakte zu Außenstehenden sind auf ein Minimum zu reduzieren, sich emotional auf sie einzulassen ist verboten. Wer die Regeln bricht wird bestraft.
 Prenna glaubt an den Nutzen dieser Regeln und ist bestrebt sie einzuhalten, auch wenn ihr bester Freund ein Außenstehender ist, und ihre Emotionen für ihn, es ihr verdammt schwer machen. Denn es gibt einen guten Grund für das harte Reglement dem sie unterworfen ist.
 Prenna ist ein Flüchtling.
 Zusammen mit ihrer Mutter und weiteren entfloh sie der aufgrund einer Pandemie dem Untergang geweihten  Zukunft in unsere Gegenwart. Die Regeln sollen die Flüchtlinge vor Entdeckung bewahren, und die Jetztgeborenen vor aus der Zukunft eingeschleppten Viren schützen. Dies zumindest ist die Version der Anführer, aber die sagen auch das sie nach einem Weg forschen den Krankheitsausbruch in der Zukunft zu verhindern.
 Dann kommt Prenna jedoch in Kontakt mit einem geheimnisvollen Obdachlosen der mehr zu Wissen scheint über die wahren Motive der Anführer.


Ursprünglich hielt ich den Rückseitigen Text auf dem Buch für schlecht gewählt (Auslassungen in Klammer gesetzt):
Ich umarme ihn, spüre seine Schultern, seinen Rücken.
"Ist das hier eine gute Idee?" (,frage ich mit leicht erstickter Stimme)
"Ja." Er stützt sich neben meinem Kopf auf einen Ellbogen, um etwas von seinem Gewicht von mir zu nehmen.
"Eine Superidee." Dann beugt er den Kopf nach unten und küsst mich lang und ausgiebig. Ich sehne mich so sehr danach, dass es mir Angst macht. Ich schiebe ihn fort und setze mich auf.
"Nein, Ethan, das geht nicht."
(Auch er setzt sich auf. "Weißt du, was ich gerne wissen möchte? Warum glaubst du ihnen alles, was sie sagen? Und diese Geschichte, dass du mich angeblich in Gefahr bringst - was veranlasst dich zu dem Glauben, dass das nicht eine von ihren Lügen ist, um dich einzuschüchtern und zu isolieren? Warum sollte sich diese Behauptung von allen anderen unterscheiden?"
"Vielleicht ist es eine Lüge, das habe ich auch schon überlegt.")
Ich lege meine Hand auf sein Knie. Meine Stimme klingt angespannt. "Ich habe Angst vor allem, was dich in Gefahr bringen könnte. Wir sind schon viel zu weit gegangen."
Er sieht mich eindringlich an. "Prenna, hör zu. Weißt du überhaupt, seit wann ich dich schon liebe? Mit dir zusammen zu sein, wird mir nicht schaden: Ich weigere mich, das zu glauben."
 Ich meine, wir haben da die Geschichte eines Mädchens das einer sterbenden Zukunft entflohen ist, der sich aber in unserer Gegenwart die Chance bietet das Schicksal in eine neue Richtung zu lenken, und die am bezeichnendste oder das meiste Interesse weckende Stelle die sich finden lies ist eine "beinahe Sex" Szene?
Leider läuft es aber tatsächlich darauf hinaus; die größte Tragik welche die Autorin in ihrer Geschichte ausmachen konnte, ist nicht das Ende der Zivilisation, sondern das zwei Teenager die Scharf aufeinander sind nicht miteinander Schlafen dürfen ... selbst der Held der Geschichte, Ethan, von Prenna praktisch gefragt welche Bedeutung er seinem Leben verleihen will - als die Beiden gerade auf dem Weg sind um die Zukunft zu retten! - fällt nichts wichtigeres ein als die Tatsache das er nicht sterben wollte ehe er Sex hatte.

 Wow, kein Wunder das die Menschheit in Prennas Zukunft direkt in den Untergang steuert - wenn das wichtigste das man sich denken kann das eigene kurzlebig Vergnügen ist.
Vielleicht steht hier Absicht dahinter, das die Autorin uns damit etwas sagen will über die destruktive Natur des Menschen, aber ich bezweifle es - dafür ist Ethan als viel zu perfekt dargestellt.

 Überhaupt, Held Ethan.
Prenna, deren Geschichte es sein sollte, erscheint einem kaum mehr als eine Randfigur zu sein, Beifahrerin im eigenen Leben. Im Grunde beschränkt sich Prennas Rolle weitgehend darauf Projektionsfläche für Ethans Heroismus und Begierde zu sein.
Ethan dagegen entpuppt sich als angehender genialer Physiker mit ungeahnten Hackertalenten und James Bond Fertigkeiten. Wieder und wieder schüttelt Ann Brashares Lösungen aus dem Ärmel, in Gestalt von Ethans nicht enden wollenden Fähigkeiten, welche die Glaubwürdigkeit ihrer ohnehin nicht übermäßig Logisch aufgebauten Geschichte nicht nur strecken sonder schlichtweg zerreißen.

 Dabei hätte Anns Idee - das Aufeinaderprallen unterschiedlicher dystopischer Zukünfte, eine aufgrund kapitalistischer Kurzsichtigkeit in ein ökonomisches Desaster gesteuert, die andere in einer ökologisch feindlichen Welt endend - erheblich Potential für Spannung geboten.
Den Dreh- und Angelpunkt für diese Entwicklungen bildet dabei die Grundlagenforschung der Wissenschaftlerin Mona Ghali, bei welcher natürlich Ethan zufällig als Assistent gearbeitet hat.
Das diese Forschung zur Ausnutzung von Wellendynamik welche die Schaffung einer verlässlichen, kostenfreien Energiequelle ermöglicht, und damit die Abhängigkeit unserer Gesellschaft von Fossilen Brennstoffen zu beenden vermag, zu hundert Prozent aus Handvavium konstruiert ist, stört dabei wenig - so einige Größen der SF haben trotz völliger Unkenntnis technischer Grundlagen Werke von bleibendem Wert geschaffen, man denke da nur an Philip K. Dick.

 Doch das Spannungspotential verliert sich leider sehr schnell in einer wirren Erzählung in welcher sich vieles am Ende nur als Effekt ohne weiteren Sinn erweist, beziehungsweise die durch einen unglücklich gewählten Schreibstil sich selbst immer wieder unnötig ausbremst.

 Aus Gründen die sich nur mit der Absicht erklären lassen dem aktuellen Trend im Jugendbuch zu folgen, hat die Autorin sich um einen Stil bemüht der zu den am schwersten zu handhabenden gehört. Bemüht ist hierbei das operative Wort. Ann beschreibt die Geschehnisse aus dem Blickwinkel Prennas im Präsens, und verfängt sich dabei regelmäßig in den damit einherschreitenden Stolperfallen der Zeitformen.
So beginnen Kapitel mit Sätzen wie
Als Katherine mir am nächsten Morgen die Haustür öffnet,
 "Am nächsten Morgen" ist hier eine Vergangenheitsform, keine Gegenwartsform. Aus Gegenwartssicht wäre es entweder "dieser Morgen" - eben der gerade erlebte - oder als "nächster Morgen" ein noch in der Zukunft liegender Morgen - eben der nächste.
Zugegeben, das ist ein persönliches Problem welches ich mit dem Schreibstil hatte, und welches andere Mitleser weniger zu irritieren schien. Zudem muss ich zugeben das es sich hierbei auch um Fehler handeln könnte die sich erst durch die Übersetzung eingeschlichen haben.

 Die Übersetzung des Textes erscheint bestenfalls zweckmäßig zu sein, an manchen Stellen offensichtlich inakkurat. Auch hierfür gibt es keine Pluspunkte zu vergeben.


 Was mir trotzdem gefiel sind unter anderem die gelegentlich durchaus einprägsamen Sprachbilder der Autorin, der Vergleich unseres Gedächtnis mit einem tiefen Brunnen aus dem man Erinnerungen herauf holt, gleichsam wie man Wasser in einem Eimer schöpft, ohne je genau zu Wissen was man alles zutage fördern wird, hat mich persönlich sehr angesprochen und fand ich überaus passend.
Wann immer Prenna sich ihrer Vergangenheit in der Zukunft erinnerte, vermisste das zwar an Detail, aber ich fand das in diesen kurzen Abschnitten die Autorin sich eines sehr flüssigen, und unterhaltsamen Erzählstil zu bedienen verstand.
Das viel geschmähte Ende, schien mir wie auch schon die Grundidee ein sehr guter Ansatz, letztlich lässt sich die Zukunft nur retten wenn das langfristige Wohl der Allgemeinheit den eigenen kurzfristigen Wünschen und Bedürfnissen vorangestellt wird... die Autorin selbst drückt es über Prennas und Ethans Beziehung leider recht unglücklich aus, aber manchmal zählt ja schon der Gedanke.

Mit Dank an
LovelyBooks, für die Leserunde
den cbj Verlag, für das zur Verfügung stellen des Buches,
und an meine Mitleser für eine immer unterhaltsame Lesung, auch dann wenn es das Buch selbst nicht hergab.

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