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Freitag, 26. September 2014

Du sollst nicht schlafen










Du sollst nicht schlafen, Charlotte Parsons
(dtv, 2014)

Kurzinhalt:
 Eine junge blonde Frau wird tot aus der Themse gezogen. Die aufstrebende Journalistin Cynthia Wills soll über diesen Mordfall berichten; dabei bekommt sie heraus, dass es schon früher ähnliche Morde gegeben hat. War es immer derselbe Täter? Sie schreibt eine Reihe von Artikeln über den »Barbie-Killer«, wie er bald genannt wird, und hegt die schönsten Hoffnungen für ihre Karriere. Zur selben Zeit ist überall von einer neuartigen Droge die Rede, die vom Verteidigungsministerium in einer geheimen Versuchsreihe getestet wird: Sie ermöglicht es den Probanden, völlig ohne Schlaf auszukommen. Jeder will plötzlich diese Pille haben. Dass es bei der Testreihe höchst alarmierende Unregelmäßigkeiten gegeben hat, interessiert niemanden mehr. Doch dann findet Cynthia heraus, dass auch der »Barbie-Killer« mit dem Medikament in Berührung gekommen sein muss …


 Ich will es mir nicht anmaßen bei "Du sollst nicht schlafen" über seine Thriller Qualitäten zu urteilen, dafür lese ich zu wenig in diesem Genre, möchte aber anmerken wollen das die Geschichte hier nicht das war was ich erwartet hätte.
Tatsächlich ist die Mordserie welche London in dieser Geschichte heimsucht, nur eine Rahmenhandlung, welche angenehm unspekulativ in Szene gesetzt wird, was aber auch ganz passend ist, denn die Londoner Bevölkerung zeigt im Roman ebenfalls mehr Interesse an der neuesten Mode-Droge und den sich ihnen damit eröffnenden Möglichkeiten, denn an ein paar toten Frauen.
24/7 heißt dieser neue Hype, eine Droge von dubioser Herkunft und Legalität die über das Internet vertrieben wird und mit dem Versprechen lockt das körperliche Bedürfnis nach Schlaf auszuschalten.

 Erst auf den letzten Seiten entwickelt sich der Roman zum Thriller mit nachklingendem Schockeffekt, auf dem Weg dahin bietet uns Debüt Autorin Charlotte Parsons eine gut beobachtete, realistische und konsequent zu Ende gedachte Gesellschaftsstudie mit dystopischen Grundzügen. Überaus glaubwürdig illustriert sie den mit der Mode-Droge einhergehenden Wandel in der Gesellschaft. Ganz leise und kaum bemerkbar wird der Party-Traum zum Arbeits-Alptraum.
Somit lässt sich für mich, obgleich kein Near-Future und auch kein dystopischer Roman, "Du sollst nicht schlafen" doch weit mehr in der Speculative Fiction verorten, denn im Thriller Bereich.

 Aufgrund seines Hauptthemas, die umfassende Veränderung der Gesellschaft durch eine Droge, erinnerte mich der Roman an SF-Vertreter der späten sechziger und frühen bis mittleren siebziger Jahre, liest sich dabei aber aufgrund seiner aktuelleren Zeitbezogenheit, die Geschichte ist nicht in einer nebulösen Zukunft angesiedelt, sondern im London dieser Tage, wie ein Kommentar zu einer zum sorglosen Drogenkonsum erzogenen neunziger Generation im Spannungsfeld der immer schonungsloser voranschreitenden Globalisierung.
Ob beabsichtigt oder nicht, die Idee einer Gesellschaft die 24 Stunden am Tag wach und erreichbar zu sein hat um Beruflich noch voranzukommen, ist ein perfekter Spiegel tatsächlich herrschender Gegebenheiten. Es braucht kein 24/7 damit die Leute von einem Erwarten das man in einer Zeit in der ständige Erreichbarkeit bereits möglich ist, gefälligst auch ständig erreichbar zu sein hat. Und auch immer willkürlicher werdende Arbeitszeiten sind in manchen Arbeitsbereichen schon heute traurige Realität.

 "Du sollst nicht schlafen" ist somit nicht nur großartige Unterhaltungslektüre, er bietet dabei treffende, nachdenklich machende Gesellschaftskritik zugleich.

Dank an:
Lovelybooks.de
Deutscher Taschenbuch Verlag
und natürlich an die Autorin Charlotte Parsons.

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