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Samstag, 24. Mai 2014
The Midwich Cuckoos
The Midwich Cuckoos, John Wyndham
(Penguin, 1986)
Kurzinhalt:
Am Abend des 26. September befinden sich der Autor Richard Gayford und seine Frau, Janet, auf dem Weg zurück von London nach Midwich. Doch vor erreichen des sonst so verschlafenen Orts, werden sie von einer Polizeisperre aufgehalten und gebeten sich in den Nachbarort zurück zu begeben. Der Zugang zu Midwich, so erklärt man ihnen ist gesperrt, aus Gründen die man zu ergründen suche.
Neugierig geworden durch das Ausweichende verhalten des Polizisten der sie anhielt so wie die Präsenz von Militär vor Ort beschließen die Beiden sich zu Fuß, querfeldein in das Dorf zu begeben. Die Anrufe einer Militärpatrouille missachtend eilt Janet voraus auf das Dorf zu, und fällt plötzlich zu Boden, Richard, befürchtend das seine Frau niedergeschossen wurde ist erst vor Schock erstarrt rennt ihr aber dann hinterher - ehe er seine Frau erreicht schwinden ihm die Sinne.
Als Richard wieder zu Bewusstsein kommt sieht er gerade wie Männer mit einer Kranvorrichtung und einem Haken nach dem Körper seiner Frau angeln. Nachdem sie wenige Meter über den Boden gezogen wird kommt sie schlagartig wieder zu sich. Die Untersuchungen des Militärs fördern in der Folge erstaunliches zutage, eine Art hemisphärische Kuppel von ca. zwei Meilen Durchmesser hat sich über das Dorf gelegt, jedes Lebewesen das sich innerhalb dieser Zone befindet verliert sofort das Bewusstsein.
Eine im Überflug angefertigte Photographie zeigt zu dem im Zentrum des Phänomens ein nicht identifizierbares Objekt. Handelt es sich etwa um ein abgestürzten UFO?
Als man am 27. Versuche unter nimmt das Objekt genauer abzubilden, ist dieses Verschwunden und mit ihm die Kuppel.
Die Bewohner scheinen abgesehen von natürlichen Unterkühlungserscheinungen durch das Phänomen selbst keinen Schaden davongetragen zu haben. Trotzdem bittet der leitende Militär, welcher zufällig ein alter Freund Richards ist, den Autor darum ein Auge auf das Dorf zu haben und ihn über alles Ungewöhnliche zu Unterrichten.
Nur kurz darauf stellen alle Mädchen und Frauen in gebärfähigem Alter, welche länger den Auswirkungen des Phänomens ausgesetzt waren, fest das sie Schwanger sind. An einem Tag werden über siebzig Kinder geboren, alle mit leuchtend goldenen Augen. Seltsamer noch kehren alle Mütter nach der Niederkunft mit ihren Babies in den Ort zurück, auch jene die außerhalb Leben, wie sie sagen unter dem Zwang ihrer Kinder.
Erst als weibliche Massenhysterie abgetan, mehren sich schon bald die Zeichen das die Kinder Midwichs über außergewöhnliche mentale Fähigkeiten verfügen.
Gordon Zellaby, Vater einer der Midwich Mütter, ist der erste der den Verdacht äußert das man es hier mit einer Alien Invasion zu hat, und er ist auch der erste der die Gefahr erkennt, welche der Menschheit durch die Kinder droht.
The Midwich Cuckoos (dt. Es geschah am Tage X, Heyne) dürfte neben The Day of the Triffids hierzulande der wohl bekannteste Roman aus der Feder von John Wyndham sein. Nicht zu letzt aufgrund der erfolgreichen Verfilmung unter dem Titel "Das Dorf der Verdammten".
Im Roman finden wir jenen Konflikt wieder, der schon in Die Triffids dem modernen Leser den Zugang etwas erschwert. Auf der einen Seite entwirft Wyndham nachvollziehbare, zumeist besonnen Handelnde Frauencharaktere, die allerdings nur in Nebenrollen agieren, aber stellt ihnen Männer gegenüber die ihnen meist respektvoll, aber immer etwas herablassend begegnen.
Es erwekt den Eindruck das Wyndham sich zumindest für die Frauenbewegung interessierte, lässt sich aber schwer fassen wie er selbst dazu stand.
Dies mag als unnötig moderner Standpunkt erscheinen, aber das Thema, ein Dorf welches Ziel einer Alien Invasion wird, indem Frauen exogen befruchtet und als Wirtskörper benutzt werden, ist primär ein weibliches. Trotzdem macht Wyndham es von den Männern abhängig die Geschichte voranzutreiben, und gestattet den Frauen nur ein gelegentliches auftreten als Stimme der Vernunft, welche aber von den handelnden Männer meist so lange ignoriert wird bis man endlich selbst zum gleichen Schluss gelangt ist und diesen dann als "eigen" Erkenntnis vorweisen kann.
Nun fällt einem beim Lesen von Wyndham im Original immer wieder sein auch schon mal ironisch überspitzter Humor ins Auge, der in der Übersetzung jedoch in der Regel verwässert wurde und verloren ging, was die Idee nahe legt das es Wyndham ja eventuell gerade daran gelegen war, dieses Gefühl der Männer, vermeintlicher Überlegenheit, zu karikieren und bloßzustellen.
Es bleibt jedoch am Ende immer an den Männern, sich die Gefahr zu vergegenwärtigen und sich ihr martialisch entgegenzustellen. Vielleicht spiegelt sich hier im Autor eine Gesellschaft im Umbruch wider, das Zugeständnis der Ebenbürtigkeit welches sich einem nicht ohne ein murrendes "Ja, aber..." abringen lässt.
Gemeinhin gilt "The Midwich Cuckoos" seiner hohen Bekanntheit zum Trotz, nicht als Wyndhams bestes Werk. Tatsächlich fällt es dem Autor hier schwerer als gewohnt die Geschichte kontinuierlich zu entwickeln und am Laufen zu halten, so dass, auch wenn sie nur knappe 230 Seiten umspannt, es zu gewissen Längen kommt. Ungeachtet dessen liest sich Wyndham wie immer sehr flüssig; wenn auch stilistisch schwerer als mancher Landsmann (z.B. Arthur C. Clarke), weshalb er sich im Original nur Lesern mit guten Englischkenntnissen empfiehlt.
Die Verfilmungen:
Wie bereits gesagt zog The Midwich Cuckoos schon früh nach seinem erscheinen eine in Schlüsselszenen weitgehend werkgetreue Verfilmung nach sich. In einigen wichtigen Kernpunkten wich man von der Vorlage jedoch ab. So wird Wyndham's original These das es sich bei den Midwich Kindern nur um zwei Individuen handelt, einen Jungen und ein Mädchen, dessen Geist sich aus einzelnen zusammensetzt, fallengelassen, stattdessen Verpartnern sich die Kinder im Film sehr früh und es tun sich zwei von ihnen als Gruppen Anführer hervor. Auch die Tatsache das im Buch alle Mädchen und Frauen gebärfähigen Alters schwanger werden wurde fallengelassen, dies aber wohl aus Kosten- und mehr noch aus Ratinggründen. Schwangere Minderjährige hätte man im England jener Tage kaum an der Zensur vorbeigebracht.
Im Film führt der Tod eines der Mädchen bei der Geburt zu einem unverpartnerten Jungen der dann aufgrund seines Ausschlusses aus der Gruppe als einziger ein empathisches Empfinden für die Menschen entwickelt. Ein dramaturgischer Kunstgriff der einem die Kinder näher bringt als dies im Buch geschieht. Letztlich wird der kollektive Verstand der Kinder im Film reduziert zur Fähigkeit sich Telepathisch zu verständigen und die Gedanken der Menschen zu lesen, was ebenfalls eine drastische, aber für den Spannungsaufbau im Film wirksame, Differenz darstellt.
In '95 nahm sich John Carpenter der Geschichte noch einmal an, aber der Film geriet leider, anders als bei seiner Neuverfilmung von The Thing* (dt. Das Ding aus einer anderen Welt), welche die Möglichkeit nutzte sich enger an die original Storyvorlage zu halten, nur zu einem Abklatsch der ersten Film Adaption, angereichert mit moderneren, gewalttätigeren Effekten, sowie einem Pop-Culture Schlussgag der den Alien Invasionsgedanken noch einmal unterstreicht.
Obwohl sehenswert aufgrund seiner Darsteller wird das Remake damit letztendlich nur überflüssige Fußnote in Carpenters Werk.
*Storyvorlag von John W. Campbell, jr.: Who goes there? - Deutsche Übersetzung ebenfalls bei Heyne.
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