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Sonntag, 30. März 2014

Lost in Prophecy








Lost in Prophecy, SM Reine
(Red Iris Books, 2014)

Ascension #5

Kurzinhalt:
 Elise Kavanagh, die Dämonin genannt Godslayer, hat eine höllische Zeit als Herrscherin über Dis. Ihre Anstrengungen die Höllenstadt neu zu strukturieren, die Adelshäuser davon zu überzeugen von ihren menschlichen Sklaven abzulassen, stößt vermehrt auf offenen Widerstand. Es nicht einfach eine Gesellschaft zu ändern. Aber Elise ist willens und vorbereitet Gewalt anzuwenden wann und wo immer es notwendig wird.
Doch diese harte Gangart schürt auch Unstimmigkeit in ihren eigenen Rängen, und Elise sieht sich in ihrem vermeintlich sicheren Palast der Bedrohung durch Meuchelmörder ausgesetzt.

 Elise ist nicht die einzige, die sich mit Unruhen auseinander setzten muss, auch Rylie hat Probleme in ihrem Rudel.
Nicht gerade bekannt für die Weisheit ihrer Entscheidungen, hat Rylie kürzlich die wohl fatalste getroffen, als ihre Gefährte Abel spurlos verschwand und sie ohne Vorwarnung aufbrach um ihn zu Suchen. Denn ausgerechnet diesen Zeitpunkt, da das Rudel ohne erfahrene Führung dastand, wählte eine Gruppe neugeschaffener, mächtiger Hybrid-Dämonen zum Angriff.
 Das Rudel hat dies nicht vergessen, noch hat es Levi Riese, der gerade Rechtzeitig mit einem Tross Unions-Truppen zur Verteidigung in Northgate eintraf. Levi, der schon früher versuchte Rylie die Position als Leitwolf streitig zu machen, bekam damit endlich von ihr die Argumente geliefert die er braucht um das Rudel gegen sie zuwenden.
  Abel jedoch hat da eine andere Vorstellung, wenn es nach seinem Willen geht wird es eine letzte Konfrontation geben mit Levi, bei der er sicherstellt dass dieser nie wieder Aufruhr schüren kann - er ahnt nur noch nicht dass er sich dafür eventuell gegen seine eigene Familie wenden muss.

 Als Elise eine geheimnisvolle Nachricht zugespielt bekommt, in welcher sie aufgefordert wird das Verschwinden von mehren tausend Personen zu untersuchen, tut sich ein Muster auf das darauf hinweist das hinter den Anschlägen auf ihr Leben und den Unruhen im Rudel ein gemeinsamer Feind steckt der im Hintergrund die Fäden zieht.
 Diesem Feind entgegenzustehen, wird die Dimensionen erschüttern...



 Es ist schon Faszinierend, wie die Autorin es schafft einen mit jedem neuen Band der Serie zu Überraschen, und dabei die Latte für das Finale immer höher legt. Zu diesem Zeitpunkt ist mein einziger Kritikpunkt das die Zeit beim Lesen zu schnell und die Zeit dazwischen zu langsam vergeht.
 Naja, das und natürlich das einfach immer zu wenig Rylie von gibt (die diesmal aber auch tatsächlich wieder etwas mehr in den Hintergrund tritt). Es ist aber immer wieder auf das neue eine Freude zu sehen wie diese beiden so verschiedenen Frauen, die knallharte Dämonin und die liebenswert mädchenhafte Leitwölfin, es schaffen ihre Freundschaft aufrechtzuerhalten - gegen alle Prüfungen. Wohl gibt es Spannungen zwischen Elise und Rylie, gerade ob ihrer von Grund auf unterschiedlichen  Natur.
 Elise ist in ihre Rolle als Herrscherin über die Hölle hineingewachsen, und gibt sich unnachgiebig wann immer dies notwendig ist, zeigt sich aber auch immer noch sehr menschlich gegenüber ihren engsten Verbündeten.
 Sie begibt sich hinab nach Malebolge, ins sprichwörtliche Herz der Hölle, um eine gefalle Gefährtin zurück zu holen, auch wenn sie dies Teil ihres eigenen Glücks kostet.
 Rylie wirkt, da Abel wieder zurück ist, etwas entspannter, muss sich aber erneut Folgen ihres Handelns stellen. Und man kann die Unruhe und das Misstrauen ihres Rudels nachvollziehen, denn Rylie untersagt es ihnen ihrem Herzen zu folgen, lässt selbst sich aber genau davon lenken.
 Genau da liegt der Reibungspunkt zwischen den beiden Frauen, Rylie ist nicht bereit sich gegen frühere Kameraden zu stellen, als diese offen Rebellieren, während Elise längst lernen musste das eine zögerliche Haltung, nur mehr Opfer fordert.
 Es gelingt der Autorin die Bürde der beiden transparent zu machen, und zeigt das mit Wohlwollen allein, sich nicht Führen lässt. Wer Macht hat, kann sich nicht erlauben davor zurückzuschrecken diese auch anzuwenden.

 Tatsächlich ist Prophecy, wie schon Oaths of Blood, eher ein ruhigerer Eintrag. Hier werden weitestgehend nur die Karten neu gemischt, neue Allianzen geformt, ein paar lose Fäden verknüpft und ganz generell die Bühne neu vorbereitet.
 Es gibt weniger große Überraschungen, weniger unerwartete Wendungen. Dafür tut sich vieles im kleinen, im privaten Bereich der Helden, für welche die Autorin sich wieder etwas mehr Zeit nimmt um deren jeweilige Befindlichkeit auszuloten.
 Leider, leider hat sich dabei mit Prophecy meine Hoffnung auf eine Fortführung der von mir nach Caged in Bone favorisierten Romanze gleich mal wieder zerschlagen, schade das, aber auch Dämonen müssen eben ihrem Herz folgen.

 Doch gibt es zum Ende hin dann noch die große Offenbarung, wenn wie erfahren was es mit Leliels Geheimnis auf sich hat.
Wir erinnern uns der Worte, zwischen Summer und ihrem verlobten, dem Engel Nashriel, im letzten Band:
"...if Elise finds out-when she finds out-we will all pay for it."
Natürlich findet sie es heraus.
Und da erwartet uns eine Überraschung wie man sie nicht vorhersehen konnte.
Es geht um einen wahrhaft teuflischen Pakt, der selbst Eva, die Mutter der Engel, erzürnt!

Dienstag, 25. März 2014

Witch Hunt / Silver Bullet

 






Witch Hunt, SM Reine
(Red Iris Books, 2014)


 MY NAME IS AGENT Cèsar Hawke. I work for the Office of Preternatural Affairs. You've never heard of my employer or me, but we keep the country safe from that which goes bump in the night.
Every story you've heard about the boogeyman is true. Witches? Oh yeah-I'm one of them. (I don't ride a broomstick.) Werewolves? Yep. Demons and Hell? Unfortunately.
 The existence of these creatures used to be accepted as fact, but our society has become skeptical. These very real dangers are considered myths by the general public.
 That's okay. It's my agency's duty to make sure that the average joe can live a happy mundane life, oblivious to the fact our entire world is teetering on the brink of the abyss.
 My specialty used to be hunting down other witches, but I've been recruited to a special team that handles the worst of the worst. Trust me when I say that the worst is far worse than you can imagine. Fortunately, I've got great people at my back: Suzy Takeuchi, whose magical curses are only slightly less impressive than her verbal curses; Isobel Stonecrow, a necrocognitive that speaks with the dead; and Fritz Friederling, the brains and money behind it all.
 We deal with curses, blood, and mayhem so that you don't have to.
 You can thank us later.


 Cèsar Hawke, ist eine männliche Hexe im Dienst des Office for Pretenatural Affairs*, kurz OPA. Im Auftrag der OPA spürt er übernatürliche Kriminelle auf und bringt diese zur Strecke. Als er jedoch eines morgens nach einer ausgelassenen Feier erwacht, ohne Erinnerung and den Abend davor, in seiner Wohnung eine abgefeuerte Glock, welche nicht ihm gehört, so wie die Leiche einer Kellnerin, findet er sich selbst in den Mühlen er Justiz wieder. Nachdem es so scheint als würde von seinen Kollegen keine zu erwarten sein, flieht Cèsar aus der Untersuchungshaft um selbst den Mörder zu suchen und seine Unschuld zu beweisen. Dafür kommt ihm sein Auftrag zurecht, Isobel Stonecrow aufzuspüren welche vorgibt mit den Toten in Kontakt treten zu können. Wenn ihre Geschichte stimmt, wird ihn das Mordopfer selbst zum Täter führen.
 Doch Hawke muss sich beeilen, denn das LAPD ist auf Hexenjagd.



 Witch Hunt hat mich mehrer Anläufe gekostet ehe ich durchkam. Auf den ersten Blick ist César Hawke kein sehr liebenswerter Charakter, noch auf den zweiten oder dritten.
Eher der typisch egomanische noir Charakter mit Penisfixierung:

 Grabbing at the scraps of memory made them float away faster. I thought I remembered a beautiful woman with beautiful curves and the kind of throaty giggle that would make me instantly hard. I had half a stalk just trying to remember her.


 Tatsächlich erweist sich Cèsar später vielmehr als ein übernatürlicher Nerd, samt DVD Sammlung und definitiv femininen Touch:

I'm enough of a man to admit to loving a hot bath. Sometimes even with bubbles and fizzy salts.


 Dies gesagt, mit der Zeit habe ich mich an Cèsar gewöhnt, denke aber das sein Bruder, Domingo, einen besseren Hauptcharakter abgegeben hätte. Obwohl, es hat etwas erfrischendes einen Kerl in der Hauptrolle zu sehen der dann eben doch nicht der Genre typische Frauenheld ist, sondern vielmehr ein Trottel wie du und ich welcher der Bedienung in seiner Stammkneipe so lange auf den Keks geht bis sie endlich nachgibt - nur um dann tot in seiner Wohnung zu liegen.

 Ich mochte die Nebencharaktere der Geschichte sehr, allen voran seine Partnerin, Suzume Takeuchi, welche sehr viel kompetenter ist in ihrem Job denn Cèsar, sowie die Necrocog** Isobel Stonecrow. Beide stehen im hilfreich zur Seite, nachdem er ihren ersten Rat, einfach die Stadt zu verlassen, ignoriert.

 Reine macht anfänglich eine gute Arbeit, beim aufbau ihres Mysteriums, welches im letzten drittel dann mehr Haken schlägt als ein Hase auf der Flucht, but lost das ganze dann nur unbefriedigend auf. Viele Fragen belieben schlicht unbeantwortet, oder laufen auf simple Zufälle oder widrige Umstände hinaus.

*Spoiler
Es wird nie geklärt warum Fritz Friederling, der Chef von Cèsars arm der OPA, ausgerechnet Isobel Stonecrow anheuern sollte um seine Agenten zu bespitzeln.
Als Isobel in Suzumes Wohnung herumschnüffelt wird sie ohne erklärbaren Grund von einem Incubus angegriffen und verteidigt sich mit Suzumes Waffe, später vergisst sie diese in Cèsars Wohnung.
Obwohl Cèsar mit Suzumes Waffe geschossen haben muss, wird sie zur Verdächtigen als man einen Teilabdruck von ihr darauf findet.
Warum die Union Isobel aus dem Weg räumen will, oder auch warum Friederling Cèsar darauf ansetzt hat sie zu finden, wird nie hinreichend erklärt.
Dies nur um wenigstens ein paar der Ungereimtheiten in der Geschichte aufzuführen.


 Wenn man bereit sich auf eine Geschichte einzulassen die sich nicht Logisch abschließt, dafür aber sich wie der Auftakt zu einer TV-Serie liest, kann man trotz der, leider gewaltigen, Schwächen Spaß daran haben.
Allerdings ist das ganze Sprachlich recht vulgär gehalten, und das berühmte F-Wort wird im übermaß bemüht:

I opened the bag and carefully poured the gray dust in a tiny circle on the seat between Stonecrow and me. Her eyes widened, anger flashing over her face. She thought I was wasting it. In fact, I was casting the smallest fucking circle of power ever. Wondered if I might break a world record.


*   Büro für Übernatürliche Angelegenheiten.
** Necrocognitive = Eigentlich eine Nekromantin/Medium, welche die Erinnerungen der Toten wiederrufen kann.










  
Silver Bullet, SM Reine
 (Red Iris Books, 2014)


 Silver Bullet setzt direkt nach Witch Hunt an.
 Das neu geformte Team des Magical Violations Department trifft in Reno ein um zu Untersuchen was für ein Ereignis in der Region zu einem gemessenen Ausschlag Infernaler Energie geführt hat. Doch ihr einziger Informat, die Licht in die Sache hätte bringen können, beschließt, nachdem sie eine ominöse Warnung von sich gab das "Sie" kommt, sich selbst in die Hölle zurückzuschicken.

 Nun ist es an dem Team sich in die Höhle des Löwen, in Craven's Casino zu begeben, in dem ihr Informant arbeitete. Leichter gesagt als getan, Craven ist ein mächtiger Albtraum-Dämon und wer als Mensch in seinen Einfluss gerät, kommt da nicht unbedingt intakt wieder heraus, wenn überhaupt.


 Silver Bullet hat mir mehr Spaß gemacht zu lesen als sein Vorgänger, die Story ist diesmal besser strukturiert, und angelt um Hinweise auf das kommen eines "Overlords", geannt The Night Hag, vermutlich der kommende Hauptgegner für die Serie. Das ganze liest sich dabei immer noch wie eine Paranormale TV-Show, vorzugsweise eine mit David Boreanaz in der Hauptrolle, was ein weiter Pluspunkt ist.
 Tatsächlich erleben wir hier quasi den selben Aufbau von Teaser, Intro, und Hauptteil, mit einem etwas offenen Ende das den Appetit anregt auf die nächste Episode.
 Wir haben sogar einen Werwolf Gaststar.

 Unglücklicherweise ist Silver Bullet aber immer noch nichts das ich neuen Lesern nahe legen wollte. Was Traurig ist, denn ich habe wirklich gehofft das eine neue alleinstehende Serie im Seasons/Descent Universum genau das sein könnte, etwas mit dem sich neue Leser für S.M. Reines Geschichten gewinnen ließen.

 Und vielleicht ist es ja auch nur meine Position als jemand der von der Warte früherer Werke, und wie die neue Serie sich hier in die Chronologie so wie wir sie kennen einfügt, oder eben nicht immer einzufügen scheint, auf die Geschichte blickt, das mir beim Lesen das Gefühl gab das es für Neueinsteiger schwer sein dürfte aus allem was hier geschieht immer einen logischen Sinn zu ziehen.
Trotzdem gilt hier mehr denn zuvor noch:
 Wer gerne TV-Shows liest, sollte dem ganzen wohl mal eine Chance geben, zumindest wenn man sich nicht an vulgärer Sprache stört - was für mich persönlich ein bleibender Knackpunkt der neuen Serie ist, ich mag Cèsars art noch immer nicht:
 If you saw me sitting down in the old Soup Express building that Wednesday morning, you'd think that the spineless piece of shit stool pigeon that I was interviewing was human. You'd be right about the spineless piece of shit part. The human part? Not so much.


*Spoiler
Der Werwolf Gaststar in Silver Bullet ist Cain, welcher in Gewahrsam der Union Endet. Die Union wusste also sowohl über Cain als auch seine Affiliation mit der Apple genannten Gruppierung bescheid, lange vor den Chronicles.
Mehr noch, als Cèsar seinen Chef darüber unterrichtet das er glaubt das die Union unterwandert wurde, zeigt Agent Fritz Friederling keinerlei Überraschung, statt dessen merkt er nur an das dies seinen Verdacht bestätigt.
Dazu die Tatsache das die OPA in höchster Führungsriege von einer Frau namens Lucrezia di Angelis geleitet wird, sowie der Machtkampf zwischen OPA und Union, und nicht zuletzt das wiedererscheinen Cains im Machtzentrum der OPA, deuten alle darauf hin das der "Apfel" seit jeher nur eine Marionette für die Adamstreuen unter den Engeln war.


Freitag, 14. März 2014

Mit Zähnen und Klauen








Mit Zähnen und Klauen, Craig DiLouie
(Luzifer Verlag, 2014)



Kurzinhalt:
 Der weltweite Ausbruch eines neuartigen Virus, genannt Hongkong Lyssa, aufgrund dessen hochgradiger Infektionsrate ein Großteil der Bevölkerung in Behelfslazaretten ungebracht werden muss, zwingt die USA dazu ihre Militärischentruppen aus dem Ausland abzuziehen und zur Aufrechterhaltung der Ordnung im eigenen Land einzusetzen.
 Lyssa, als eine Abart der Vogelgrippe klassifiziert, verläuft in geschätzten fünf Prozent für die Befallenen fatal. Das Virus dringt in das Gehirn vor und führt zu gesteigerter Aggression, dann Wahnsinn und unkontrollierte Wut, letztlich etwa binnen fünf Tagen zum Tod.
 Private John Mooney gehört einer Truppe an welche aufgrund der rasant um sich greifenden Epidemie aus dem Irak abgezogen wurden um nun ein Hospital in New Yorker Stadtteil Manhatten zu sichern. Behandlungsraum ist knapp, aber die Krankheit weitet sich immer weiter aus, auch da eine einmalige Ansteckung nicht vor einer Wiederansteckung schützt, denn der menschliche Körper kann keine eigenen Antikörper auf das Virus ausbilden.
 Als die Männer den Befehl erhalten abzurücken und sich mit dem Kommando zu verbinden wird ihnen klar das man sie nicht über die volle Wahrheit bezüglich dem ernst der Situation in Kenntnisgesetzt hat. Doch erst als der Versuch zur Kommandoeinheit vorzurücken zum nackten Überlebenskampf gegen die eigene Bevölkerung wird, wird ihnen das ganze Ausmaß der sich anbahnenden Katastrophe klar.


Kleine Quizfrage vorab:
 Was haben Mit Zähnen und Klauen, von Craig DiLouie, und Unheil über der Stadt von Dean R. Koontz gemeinsam?
 Beide werden/wurden von ihren respektiven Verlagen (Luzifer, Heyne) als Zombie Romane verkauft ohne welche zu sein.

 Zugegeben, DiLouie bewegt sich mit seinem Roman in einer zeitgleich entstandenen, sehr nahe verwandten Spielart des Horrorgenres, bei der es nicht zuletzt durch die erfolgreiche Resident Evil Reihe zu erheblichen Überschneidungen zum Zombie-Genre kam.
Tatsächlich ist Mit Zähnen und Klauen ein überaus gelungenes, an George A. Romeros Crazies angelehntes Epidemieszenario, geschildert aus militärischer Sicht. Diese Action betonte Untergattung im Horrorgenre ist dem Zombiegenre natürlich oft so ähnlich das die Szenarien praktisch austauschbar werden, und Fans beider Genres üblicherweise im jeweils anderen sich wiederfinden. Trotzdem empfinde ich das bewerben eines Pandemie Thrillers als Zombie Roman als eine unnötige Falschaussage.
Fazit, lieber Luzifer Verlag, der Zusatz "Zombie-Thriller" gehört nicht aufs Cover.

 Gruppe 3 stößt schnell zwischen den Fahrzeugen bis zur Kreuzung vor - überall Menschen, viele von ihnen infiziert. Tollwütige bedrängen Gesunde, Gesunde streiten rings um die Lebensmitteltransporter miteinander. Und so abstrus es auch anmutet: In der Nähe haben zwei Beamte der New Yorker Polizei einen Kranken niedergerungen und versuchen, ihm Handschellen anzulegen, während zwei Meter weiter ein rasend gewordener Mann eine Frau mit einem kaputten Fön zu Tode prügelt.
 DiLouies oftmals emotionslos wirkender Schreibstil ist zunächst gewöhnungsbedürftig, oftmals wirkt es als würde der Autor einfach nur als unabhängiger Beobachter fungieren, der reine Fakten herunterrasselt. Zu beginn wechselt der Autor hier noch zwischen Rückblenden auf Erlebnisse im Irak und der aktuellen Situation in New York. Durch diesen Kunstgriff erhält sich der Autor die Möglichkeit trotz seines Ende-der-Welt Szenario einen Realitätsanspruch. Über Teile liest sich dieser Kampf um New York dadurch auch wie ein Kommentar zum Kampf um den Irak. Dadurch und durch das geschickte Einflechten von strategischen und taktischen Erwägungen im Häuserkampf, Anmerkungen zu Waffengebrauch, und die Transparentmachung notwendiger aber oft moralisch fragwürdiger Erwägungen im Einsatz von Menschenleben, schafft der Autor eine faszinierende Mischung aus Militäraction und Horrorroman.
 Ein weiterer Pluspunkt ist dass er dabei weitestgehend auf eine gut/böse Zeichnung verzichtet und sich stattdessen darauf konzentriert glaubwürdige Handlungen und Entscheidungen einzelner aufzuzeigen im Angesicht eines überwältigenden Grauens.
Dadurch werden seine Soldaten nicht zu den bloßen Tötungsmaschinen, oder hirnlosen Automaten wie man sie üblicherweise aus dem Genre kennt, sondern zu Männern die mit der Notwendigkeit des Tötens zurechtkommen müssen.
 Die Tollwütigen sind ihnen zwar zahlenmäßig weit überlegen, können dafür aber keine Waffen bedienen.
 Sie werden erst gefährlich, wenn sie nahe kommen können, also wahre Abstand, falls dir dein Leben lieb ist.
 Bowmans Plan verlangt nach vertikaler Kräfteverteilung: Jede Gruppe wird in die dicht an dicht auflaufenden Tollwütigen feuern, sich geschwind zurückziehen, sobald sie ihnen zu nahe auf den Leib rücken, und die nächste Linie übernehmen lassen. Solange sie genügend Munition haben, sollten sie imstande sein, die Oberhand zu bewahren.

Meinen herzlichen Dank an den Luzifer Verlag, auf dessen Website ich das eBook gewonnen habe.

Sonntag, 9. März 2014

Consider her ways and others









Consider her ways and others, John Wyndham
(Penguin, 1975)

Auf 190 Seiten präsentiert sich John Wyndham hier in sechs thematisch zumeist ähnlichen Kurzgeschichten als talentierter, sowohl sozialkritischer als auch satirischer, SF-Schreiber.
Dabei variieren die Erzählungen in ihrer Länge zwischen knapp 70 Seiten (Consider her ways) bis zu nur zehn Seiten (Odd).

Consider her ways (Sieh dir ihre Wege an)
 Sie erwacht in einem Körper der ihr fremd ist.
Ohne Erinnerung daran was Geschehen ist, weiß sie nur eines mit Sicherheit zu sagen: Diese Welt kann nicht die Ihre sein, denn sie erinnert sich das es einst Männer gab.


 Dies ist die längste, in vielerlei Hinsicht interessanteste, aber leider auch am Stärksten durch den damaligen Zeitgeist geprägte, Geschichte. Hier gilt, wie auch schon für The day of the Triffids, das Wyndhams Erzählungen oft schlechter altern als die manch anderer Zeitgenossen.
Aber die für seine Zeit ungewöhnlich wertungsfrei anmutende Beschäftigung mit feministischen Ideen, als männlicher, britischer Autor, das macht sie zu etwas besonderem.
Bereits in 1956 legte Wyndham hier eine sozialkritische, in einer dystopischen Welt spielende Geschichte vor, die in ihren Grundzügen die selben Probleme aufgreift die in 2002 noch immer verbreitet genug waren um als Grundlage für die Graphic Novel Y-The last man, von Brian K. Vaughan und Pia Guerra, zu fungieren.
Consider her ways wurde für The Alfred Hitchcock Hour adaptiert.


Odd (Ungewöhlich)
 Ein junger Mann wird zu einer Testamentseröffnung gerufen. Ein erfolgreicher Unternehmer, dem er nur einmal flüchtig begenete, hinterlies ihm sein gesamtes Vermögen. Erst die Unterhaltung mit dem Notar bringt Licht ins dunkel dieser ungewöhnlich anmutenden Entscheidung des Toten.

 Frei von sozialkritischem Kontext, und praktisch nur auf einem Perspektivwechsel beruhend, folgt diese Geschichte der gleichen Idee wie die vorgehende.
Auf nur zehn Seiten eine amüsante Fingerübung des Autors ohne rechte tiefe.


Oh, where, now, is Peggy MacRafferty? (Oh, wo, nun, ist Peggy Mac Rafferty?)
 Die etwas simpel wirkende, junge Peggy MacRafferty wird ausgelost an einem Fernseh-Quiz teilzunehmen. Mit unabsehbaren folgen für sie.

 Dies ist die erste von zwei satirischen Geschichten der Sammlung. Gekonnt nimmt der Autor mit viel Witz die Filmindustrie auf das Korn, und beweist das er durchaus Zeitloses zu schreiben vermochte.


Stitch in time (Zeitmasche)
 Thelma Dolderson, hat ihre jugend Jahre lange hinter sich. Jetzt kann sie sich den Luxus erlauben auf der Terasse ihres Hauses zu sitzen und einfach den Rest ihres Lebens zu genießen. Dabei lässt sie ihre Gedanken zurückschweifen zu dem was war, und was hätte sein können, als ein plötzlich ein Gast aus ihrer Vergangenheit auftaucht.

 Eine Bittersüße Geschichte darüber wie der Zufall über unser Leben herrscht, und es in gänzlich unerwartete Bahnen lenken kann. Wohl bedient sich Wyndham eines klassischen Science Fiction Vehikels, doch dient es nur der Illustration der Botschaft.


Random Quest (Zufällige Suche)
 Dr. Harshom erwartet an diesem Abend einen besonderen Gast in seinem Haus. Ein Gast der gezielt alle in England lebende Harshoms aufsucht, auf der Suche nach einer Person von der ihm Dr. Harshom versichern kann das es sie nie gegeben hat. Und doch, die Geschichte die sein Gast ihm zu berichten weiß, lässt den Doktor daran zweifeln das er es, wie vermutet, nur mit einem durch einen Unfall verwirrten jungen Mann zu tun hat.

 Auch Random Quest gehört zu den Geschichten Wyndhams die, hier von der BBC, für den Film adaptiert wurden.


A long spoon (Ein langer löffel)
 Beim herum Spielen mit Tonbandaufnahmen beschwört Stephen Tremon versehentlich einen ungewollten Besucher. Dieser erklärt Stephen das er unmöglich wieder gehen kann ohne einen Pakt mit ihm ausgehandelt zu haben oder von Stephen wieder zurück geschickt worden zu sein. Das Problem ist, Stephen ist an einem Handel nicht interessiert, weiß jedoch nicht so genau wie es zu der Beschwörung kam, weniger noch wie sie sich umkehren lässt.

 Der zweite satirische Eintrag fällt wieder aus dem Rahmen, zwar gibt es diesmal ein übernatürliches Element in der Geschichte, doch lässt sie sich kaum der SF zuordnen, bietet jedoch dem Autor einmal mehr Gelegenheit, seine humorvolle Seite zu zeigen.


 Consider her ways and others wird üblicherweise als schwächerer Eintrag in Wyndhams Werk beurteilt, die Kurzgeschichtensammlung Seeds of Time wird von den Fans klar favorisiert, bietet aber durchaus gute Unterhaltung.
Im Wechsel Nachdenklich oder einfach nur Humorvoll.

Freitag, 7. März 2014

Teufelsgrinsen







  

Teufelsgrinsen, Annelie Wendeberg
 (KiWi, 2014)


Kurzinhalt:
 Niemand kennt Anna Kronbergs Geheimnis bis Sherlock Holmes sie durchschaut: In einer Zeit, in der nur Männer an Universitäten zugelassen sind, schneidet sich Anna Kronberg die Haare ab, zieht Hosen an und studiert Medizin. Als angesehener Arzt Dr. Anton Kronberg gerät sie in das Zentrum einer monströsen Verschwörung und selbst in tödliche Gefahr, der sie nur mithilfe ihres scharfen Verstandes und dem Beistand von Sherlock Holmes, entkommen kann. London, Ende des 19. Jahrhunderts, eine Stadt, die regelmäßig von Seuchen heimgesucht wird; Zehntausende leben in bitterster Armut. Im Londoner Wasserwerk wird ein Cholera-Opfer entdeckt. Dr. Anton Kronberg, Englands führender Epidemiologe, wird hinzugezogen und findet heraus, dass der Tote absichtlich mit tödlichen Bakterien infiziert wurde. Während Scotland Yard den Fall nur halbherzig verfolgt, begegnet Kronberg dem beratenden Detektiv Sherlock Holmes. Er entdeckt im Handumdrehen Kronbergs Geheimnis und Identität. Im Gegenzug beginnt Anna sehr zu dessen Verdruss Holmes kompliziertes Innenleben zu analysieren. Doch die beiden ungleichen und intellektuell ebenbürtigen Partner müssen sich zusammentun, um eine Verschwörung aufzudecken, die so monströs ist, dass sie die Taten von Jack the Ripper in den Schatten stellt ...
(Quelle: Lovelybooks.de)


 Fans des traditionellen Holmes lässt sich Teufelsgrinsen nur unter Vorbehalt empfehlen. Die Autorin nimmt sich viele Freiheiten mit Doyles Charakter und entfernt sich oft von der Vorlage,  allerdings, das muss man ihr zugute halten, nie so weit wie im Robert Downey jr. Streifen und gar in Steven Spielbergs "Young Sherlock Holmes". Aber Annelies Holmes ist eindeutig Gefühlsbetonter, romantischer, nahbarer als Doyle ihn je schrieb. Das heißt, auch Doyles Holmes war ein Mann der zu Gefühlsausbrüchen neigte, nur eben nie romantischer Natur (Freunde der Geschichte Ein Skandal in Böhmen, in welcher die legendäre Irene Adler auftritt, mögen hier vielleicht geneigt sein zu widersprechen). Doyles Holmes war ein Mann der Wissenschaft, ein Mann des Geistes, ein Mann getrieben von einem absoluten Gerechtigkeitssinn (was Übrigens auch Annelie Wendebergs Holmes erhalten bleibt) - aber Frauen scheinen den großen Detektiv kaltgelassen zu haben.... um noch einmal zum Vergleich mit den Filmen um Holmes zurückzukommen, Annelies Holmes erinnerte mich da eher an den Holmes aus dem recht gelungenen und sehenswerten "Das Privatleben des Sherlock Holmes".

"Es wäre ein außerordentliches Glück, einen Freund zu finden, der das eigene Wesen in seiner gesamten Komplexität erfassen und trotzdem alles daran respektieren könnte."
 An der anderen Hand wiederum Spiegelt der Roman, nach meinem Empfinden, den Charakter von Dr. John Watson sehr gut wider. Dessen Fassungslosigkeit angesichts eines weiblichen Kollegen ist einfach köstlich, und seine Verwunderung über Holmes offenbares Interesse an einer Frau anders als die vorgenannte Irene Adler... zum Schmunzeln.
 Auch Annas kritische Analyse von Dr. Watsons Schreibstil im ersten Fall für Holmes Die Studie in Scharlachrot liest sich nicht nur äußerst amüsant, sondern passt auch sehr gut zu Passagen in denen Doyle seinen Meisterdetektiv ähnlich kritisch mit Autoren ins Gericht gehen lies (vorzugsweise mit E. A. Poe, aber auch schon mal herrlich selbstironisch mit Watson und seiner Darstellung von Sherlock Holmes). Positiv fiel beim Lesen der flüssige Schreibstil der Autorin auf, der in einem Schnell dieses "Nur dieses eine Kapitel noch..." weckt. Dabei gilt jedoch anzumerken das Annelie Wendeberg ihre Geschichte Streng narrativ erzählt, sprich es wird viel "erzählt" und weniger "gezeigt" - aber dies ist ein Stil dessen sich auch weiland Doyle für seine Holmes Geschichten bediente. 

 Schade fand ich es beim Lesen wenn die Autorin immer mal wieder interessante Gedankengänge, zum Teil von feministischer, zum Teil von allgemeiner Natur, einstreute die dann aber nicht so recht weiter verfolgt wurden. So zum Beispiel Annas Feststellung dass Sherlock Holmes sich Verkleiden muss, wenn er nicht wahrgenommen werden will, sie aber sich Verkleiden muss um wahrgenommen zu werden.
 Doch wenn gleich diese kurzen Einschübe kaum verfolgt werden, machten sie die Geschichte, für mich, über die Frage "Wie viel Doyle steck noch in Annelie Wendebergs Holmes?" hinaus beschäftigenswert. Tatsächlich ist es wohl der Natur jener Randbemerkungen zu zuschreiben, dass man sich über die Lektüre hinaus hier weiter Gedanken macht - sprich, hier ist vermutlich tatsächlich das weniger ein mehr.

 Was mich an dem Buch gestört hat, während des Lesens, war ein Rückblick auf Annas Vergangenheit, der zwar ihren Freudschen Blick auf die Taten des Rippers erklärt, aber der Geschichte oder ihrem Charakter, meiner Meinung nach, nichts von Bedeutung hinzu fügte.

*Spoiler*
 Während ihres Studiums in Amerika wird Anna/Anton von neidischen Kommilitonen aufgelauert die dem Streber eine Abreibung verpassen wollen, als diese feststellen das sie es mit einer Frau zu tun haben kommt es zur Vergewaltigung.
*Spoiler*

 Nach Abschluss des Romans wurmt es mich ein wenig das zwar das Was und Wer geklärt wurde, aber das Wie ein Stück weit ein Rätsel bleibt, denn die Obduktion eines zweiten toten, genannt Mr. Big Boots, stellt Anna und ihre Studentenschaft vor ein Mysterium welches auch nach Ende noch eines bleibt. Ich weiß natürlich nicht ob das zweite Buch hier eventuell mehr Klarheit schafft (zumindest deutet der Schlusssatz darauf hin das der Fall zwar gelöst, aber die Geschichte damit noch nicht abgeschlossen ist).
 Das der Verlag auf der Rückseite vollmundig einen "viktorianischen Krimi" verspricht, stört mich im nachhinein, weil ich das Gefühl habe das hier der Leser ein Stück weit getäuscht wird. Nicht jeder Krimi der in viktorianischen Zeiten Spielt, wird dadurch gleich "viktorianisch" - und stilistisch bewegt sich die Autorin bewusst in anderen Gefilden, schreibt für eine moderneres Publikum.
"Man kann absolut gar nichts von Grausamkeiten lernen."
 Dadurch ist Teufelsgrinsen zeitweise auch düsterer als ich von einer Geschichte mit Sherlock Holmes erwartet hätte, gefühlt eher in Richtung Alan Moores From Hell gehend; obwohl, genremäßig würde ich Teufelsgrinsen tatsächlich ein Stück weiter in der Crime Romance verorten.


 Dies gesagt, war Teufelsgrinsen ein Roman den ich zumeist gerne gelesen habe, Ausnahme siehe Spoiler, denn die Geschichte kommt ohne längen daher und bietet, wenn man keinen klassischen Sherlock Holmes erwartet und sich nicht an romantischen Zwischentönen stört, gute Unterhaltung.


Ich möchte an dieser Stelle noch meinen Dank aussprechen an
Lovelybooks.de, für die Leserunde,
Kiepenheuer und Wietsch, für das zur Verfügung stellen des Buches
Annelie Wendeberg, welche an der Leserunde teilnahm und unsere Fragen beantwortet hat, vor allem ihre Erläuterung wie es zu einer der diskutierten Änderungen in der Darstellung von Holmes kam fand ich überaus Interessant.

Als weitergehendes link noch eine GoodReads Diskussion zum Buch, welche um die ewige Frage kreist:
 Was Sherlock Holmes asexual?
 


Anmerkung zum Spoiler:
 Ich bin mir bewusst das ich Autoren dies sehr oft ankreide, zu meiner Verteidigung möchte ich da nur vorbringen dass das jahrelange Lesen von Urban Fantasy, einem Genre in dem jede Heldin unweigerlich Opfer sexualisierter Gewalt war, ist, oder werden wird, in mir einen erheblichen Aber gegen die inflationäre Verwendung dieser Trope genährt hat.

Mittwoch, 5. März 2014

tucking fypos


Einfach weil es so schön passt:
Witziges Propagandamotiv für Editoren und Korrekturleser.