Ernas kleines Weihnachtswunder, Kirsten Rick
(dotbooks,2013)
Denn nach Weihnachten ist vor Weihnachten.
Auf knapp 70 Seiten versammelt das eBook vier Kurzgeschichten der Autorin die erst einmal nur das Setting, nämlich die festlichen Tage, teilen. Dabei fällt durchgehend der Humor sowie das Talent der Autorin mit Worten umzugehen auf.
Inhaltlich würde ich sagen ist die Titelgebende, ernstere erste Geschichte der Favorit:
Ernas kleines Weihnachtswunder
Zu den Weihnachtstagen findet sich Erna, deren Mann eines Tages in der Südsee verschwunden ist und deren Erwachsenen Sohn es in den Fußstapfen des Vaters folgend ebenfalls zur Schiffsfahrt zog, allein in der Hansestadt Hamburg. Auch die Nachbarn und Bekannten von einst sind inzwischen entweder Verstorben oder Weggezogen. Und so sind eben nur noch sie und ihre Dackeldame Maria übrig. Maria, die von einem unbekanntem Galan Schwanger ist. Und dann bricht auch noch überraschend eine Hauswand weg, und plötzlich finden sich Erna und die hochschwangere Maria ohne Unterkunft, an Weihnachten, mitten in St. Pauli.
"Du musst lernen, loszulassen", hat Hans junior ihr vor ein paar Jahren nahegelegt. Aber loslassen, das ist nicht Ernas Sache. Wenn man etwas loslässt, dann fällt es doch auf den Boden und geht kaputt. Das möchte sie nicht.
Zugegeben, Hans-Heinrich ist keine Porzellantasse. Der würde nicht sofort in tausend Stücke zerspringen, nur weil die Schwerkraft sich seiner bemächtigen würde. Aber mit der Erinnerung an ihn mag das anders sein. Und Erna ist kein Mensch, der gerne viel riskiert.
die zweite ist zwar amüsant Sympatisch, aber es verwundert einen das Rick, die selbst so gekonnt mit Worten umzugehen vermag, ihre Charaktere sich so plump geben lässt, beim Flirten:
Eingewickelt
Sie hat's nicht leicht, die Erzählerin, welche in den Semesterferien in einem Parfumladen aushilft. Ausgerechnet zur Weihnachtszeit. Dabei hasst sie doch die Festtage, und hat zudem noch eine Geschenk Phobie. Und dann ist auch noch ihr "Lieblingskunde" der ein Parfum für seine Angebetete sucht, möglichst eines das sie nicht gleich wieder ablehnt...
Seine Freundin. Die ist mir inzwischen so sympathisch wie eine Kreuzung aus Margot Honecker und Schneewittchens Stiefmutter. Sie scheint sich den ganzen Tag lang mit ihrer Mutter und ihren Freundinnen ausschließlich über Parfums zu unterhalten. Wahrscheinlich, während sie sich die Nägel manikürt. Oder warum sollte mein Kunde sonst von der Idee besessen sein, ihr einen Duft zu Weihnachten zu schenken. Ach, was heißt einen Duft? Genau den richtigen will er. Den, der ihre Liebe besiegelt, der zeigt, wie sehr er sie schätzt und wie gut er ihren Geschmack kennt. Letztere Bedingung scheint allerdings unerfüllbar.
Nummer drei im Reigen will sich nicht so reicht einfügen in die Sammlung.
Witzig ist sie schon, aber eben doch auch aus dem Rahmen fallend:
Der Schneemann im Cocktailglas
Eine Vorlesegeschichte für kleine und große Kinder
Die kleine Marie verbringt wie jedes Jahr Weihnachten mit ihren Großeltern. Und wie jedes Jahr gibt Opa seine ganz persönliche, traurige Weihnachtsgeschichte zum besten. Marie hätte gerne selbst eine Geschichte, die sie jedes Jahr zum besten geben kann...
"Heiligabend duftete es sehr gut aus dem Backofen. Aber als meine Mutter - deine Uroma - das Essen servierte, bekam ich einen Schock: Es gab Gänsebraten, und das konnte nur meine geliebte Fritzenbold sein." Spätestens jetzt greifen Opa und ich zu den Taschentüchern, weil uns beiden schon die Tränen über die Wangen laufen.
Arnolds große Liebe
Die vierte Geschichte in diesem Weihnachtsreigen widmet sich wieder der Romatik.
Es geht um den sympathischen Loser Arnold, einen Kleintierverkäufer, und seiner unerreichbar scheinenden Liebe.
Ausgerechnet einen Tag vor Heiligabend setzt im sein Chef ein Ultimatum, entweder er bring seine Abteilung auf Vordermann, und verkauft endlich was, oder er kann gehen. Seinen Job zu verlieren kann sich Arnold nicht leisten, das würde das Ende seiner Liebesbeziehung bedeuten. Nur, der geforderte Umsatzzuwachs könnte das genauso...
Christina dagegen erinnert ihn an Britney Spears. Von der hat er ein Poster zu Hause. Ihre Musik interessiert ihn nicht, er könnte kein einziges Stück von ihr benennen oder gar mitsingen. Aber auf dem Bild hat sich Britney eine Schlange um die Schulter gelegt, auch einen Albino-Tigerpython. Das sieht einfach scharf aus, findet Arnold. Und seitdem vermutet er, dass Frauen, die so aussehen wie Britney, Schlangen mögen.Perfekte leichte Unterhaltung um sich in die rechte Stimmung zu bringen, für die Weihnachstage.
Christina sieht nicht nur aus wie der amerikanische Superstar, selbst die Form des Bauchnabels ist täuschend ähnlich, sowie die Tatsache, dass man diesen zu allen Jahreszeiten öffentlich bewundern kann. Wenn Christina ein Weihnachtsgeschenk wäre, müsste man sie erst noch verpacken.
Auf weiteren zwanzig Seiten gibt es zudem noch Leseproben aus dem dotbooks Programm.
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