The Night Circus, by Erin Morgenstern
(
Doubleday, 2011)
Ein wahrhaft magischer Liebesroman.
Kurzinhalt:
Im Frühjahr des Jahres 1873 erfährt der Magier Prospero überraschend von seiner zu diesem Zeitpunkt bereits 5-jährigen Tochter, als eben jene vor seiner Tür erscheint mit der Nachricht das ihre Mutter sich das Leben genommen hat und er sich nun um sie Kümmern soll. Prospero merkt schon bald das seine Tochter seine ganz besondere Gabe geerbt hat, den der Magier beherrscht tatsächlich die Magischenkünste und gibt sich nur als Variete Illusionist aus. Kaum sich des Talents seiner Tochter bewusst geworden, lädt er seinen alten Rivalen ein um ihn zu einem Duell fordern - seine Tochter gegen einen Schüler des anderen, angeborene Gabe gegen erlerntes Wissen.
Dies Abkommen bildet, noch ungeahnt, den Beginn des Cirque des Rêves, des Nacht Zirkus, dessen Pforten sich erst bei Dämmerung öffnen. Und dieser Ort ist Jahre später der Schauplatz für das Magier Duell zwischen Prospero's inzwischen erwachsener Tochter, Celia, und dem Schüler seines Rivalen, Marco, doch das Duell der beiden nimmt eine unerwartete Wendung als sie sich in einander verlieben.
Es gibt Bücher die Sprechen einen Spontan an,
The Night Circus ist eines davon.
Ich habe
The Night Circus, beim stöbern im Buchladen in die Hand genommen, mit dem Wissen im Hinterkopf das es bei seinem Erscheinen von den Booksmugglers sehr gelobt wurde, und war von Anfang an
Fasziniert davon. Man sagt ja dass sich Bücher ihre Leser aussuchen, und in diesem Fall scheint das wirklich zutreffend.
Bereits die Einleitung gemahnte mich an den Ray Bradbury Klassiker
Something wicked this way comes, eines meiner erklärten Lieblingsbücher:
The circus arrives without warning.
No Announcements precede it, no paper notices on downtown posts and billboards, no mentions or advertisements in local newspapers. It is simply there, when yesterday it was not.
Der Vergleich zu Bradbury liegt nahe, nicht nur ob des Handlungsortes, bei Bradbury ein düster magischer Jahrmarkt der Wünsche, hier ein magischer Zirkus der Träume, sondern auch auch weil hier wie dort das Altern ein wichtiger Themenpunkt ist. Und hätte diese verheißungsvolle Eröffnung nicht genügt, spätestens beim überfliegen dieser Passage war ich Rettungslos gefangen:
"I forgive you for stealing my shawl."
She smiles as he laughs.
And then she vanishes. A simple trick of distracting his attention long enough to slip out through the hall, despite the lingering temptation to stay.
Morgenstern's Charaktere verstehen es in beneidenswerter weise miteinander zu Flirten, so wie die Autorin es versteht den Leser mit Worten zu umgarnen, so das man sich bei jedem aufschlagen des Buches erneut sofort darin verliert und diese magische Welt gar nicht mehr verlassen mag.
Überhaupt stehen Savoir-vivre und Romantik im Mittelpunkt des Romans, natürlich dicht gefolgt von Magie. Doch es ist gerade die Art in der hier Menschen miteinander umgehen, für einander Empfinden und Sorgen, worin der Roman wirklich auflebt.
Womit wir auch schon zu einem der Kritikpunkte kommen.
Auf dem Buchrücken heißt es:
Behind the scenes, a fierce competition is underway-
Das ist, man muss es leider sagen, eine komplette Irreführung. Ja, es ist angelegt als ein Duell bis in den Tod, aber es kommt eben nie zu einem wirklichen Schlagabtausch,
The Night Circus ist durch und durch eine Geschichte der leisen Töne. Dass sich da mancher Leser verschaukelt fühlte und dem Buch, wie ich finde zu Unrecht, eine schlechte Bewertung gab, kann man so durchaus verstehen.
Das überraschende an dem Buch war für mich eindeutig wie gut seine Erzählstruktur für mich funktioniert hat
. Es ist wohl kein Geheimnis dass ich Erzählungen im Gegenwartsstil üblicherweise nicht besonders schätze, aber bei The Night Circus passt es wie das Tüpfelchen auf dem i, mehr noch, Morgenstern ist so dreist und fügt ihrer Geschichte einen in zweiter Person verfassten Rahmen hinzu der nahezu komplett funktioniert und überzeugt.
Das wäre dann auch mein zweiter Kritikpunkt:
Morgenstern erzählt eine wunderbar magische, romantische Geschichte und erlaubt sich dabei bis kurz vor Ende kaum eine Fehler, kaum ein Straucheln aber die letzten beiden Kapitel fühlen sich sonderbar aufgesetzt und unnötig an das man sich wundern muss. Im vorletzten Kapitel schließt sie die Haupthandlung mit einer Hollywoodartigen erklärenden Schlusshandlung ab, für all jene die das Buch hindurch eventuell geschlafen haben fasst Prospero's Rivale noch einmal zusammen um was in dem Duell ging und wie es einst seinen Anfang nahm, und ein Begleiter und Zögling Celia's erläutert uns hier noch einmal was aus ihr geworden ist. Als hätten wir das nicht alles ein paar Seiten zuvor erst selbst erlebt. Im letzten Kapitel dann schließt sich die Rahmenhandlung ab in einer Weise die, für mich, äußerst antiklimatisch wirkte - der Punkt den die Autorin da zu machen sucht ist unnötig da er sich aus der Handlung bereits ergab, und er raubt dem Buch vieles seiner so sorgfältig aufgebauten Atmosphäre.
Dieser Kritik nicht zum Trotz wage ich zu behaupten das sich darüber zu beklagen bei diesem Buch jammern auf hohem Niveau ist, um nicht zu sagen Haarspalterei.
The Night Circus ist durch und durch ein Buch für Freunde der Romantik und der schönen Sprache, wer jedoch einen aktionsgeladen Plot erwartet, oder hofft mehr zu finden als eine wahrhaft anrührende Liebesgeschichte - der wird sicherlich enttäuscht werden. Für mich ist es eines jener Bücher die man gar nicht mehr aus der Hand legen mag, auch wenn eine das Gewissen plagt weil man mit jedem umblättern die verbleibenden Seiten dahin schwinden sieht und weiß das er unweigerlich kommen muss, und schneller je länger man liest, der Moment da es gilt Abschied zu nehmen von all den Figuren die einem so eng an das Herz gewachsen sind.
Ich für meinen Teil kann mich deshalb ganz der Wertung der Booksmugglers anschließen:
Verdammt nahe an Perfektion!