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Samstag, 2. April 2016

Lady into Fox









Lady into Fox*, David Garnett
(1922)


 Bei David Garnetts Erzählung ist der Titel bereits die ganze Geschichte könnte man sagen.
Denn darum geht es, auf einem Ausflug des Paares, als sie in der Ferne das Jaulen der Jagdhunde hören, verwandelt sich Mrs Tebrick plötzlich in eine Füchsin. Gerade wie in der nur wenige Jahre zuvor erschienen Erzählung Kafkas geht diese Verwandlung ohne Vorwarnung, übergangslos vonstatten und keineswegs in solch Manier dass, hätte Mrs Tebrick zum Beispiel bereits in jungen Jahren tierische Züge aufzuweisen begonnen, man sie, wie der Erzähler nachdrücklich betont, Logisch hätte erklären können, sondern eben ganz und gar unerklärlich bleibt. Da Mr und Mrs Tebrick sich jedoch wie Liebende eben auch ohne Worte verstehen, und Mrs Tebrick zunächst darum bemüht ist an ihrer Menschlichen Natur und Gepflogenheit festzuhalten, funktioniert das Zusammenleben der Beiden noch eine Zeitlang. Doch mehr und mehr zeigt sich im Verhalten Mrs Tebricks die Natur eines Fuches und sie entgleitet ihrem Mann zunehmend, welcher mit sich immer neue Kompromisse schließt und an seiner Liebe zu seiner Frau festhält.

 Garnetts Geschichte erschien mir im Vergleich zu Kafkas "Die Verwandlung" sehr viel zugänglicher und direkter, sowie zeitlos aktueller auf das Leben bezogen. Der Vergleich zu Kafka drängt sich auf, denn wie dieser erzählt auch Garnett seine Geschichte voll grimmigem Humor, jedoch aufgelockert durch einen typisch britischen Tonfall. So ist Mrs Tebricks Mädchenname Fox, doch soll dies mit den Geschehnissen um ihre Person in keinem weiteren Zusammenhang stehen und nur Zufall sein. Später erschießt Mr Tebrick die beiden Hunde um seine Frau und deren Verwandlung vor vorzeitiger Entdeckung zu Schützen, ein Umstand der von einer Angestellten bemerkt wird die es darauf für weiser hält den Herrn nicht wissen zu lassen das sie um die neue Gestalt seiner Frau weiß. Mit gekonntem Witz erzählt Garnett so die traurige Geschichte dieses Paares das sich zwangsläufig immer weiter auseinander lebt.

 Ist es der britische, ungleich weniger nihilistische Humor der Erzählung welcher diese (mir ) um ein vielfaches Lesbarer macht, so ist es Garnetts Schilderung der Reaktion Mr Tebricks auf die neuen Umstände welche der Geschichte, ob gewollt oder nicht lässt sich aus meiner Warte nur unzureichend beurteilen, eine Zeitlos aktuelle, gesellschaftskritische Note verleiht:

 "Silvia, Silvia, why do you do this? Are you trying to escape from me? I am your husband, and if I keep you confined it is to protect you, not to let you run into danger. Show me how I can make you happy and I will do it, but do not try to escape from me. I love you, Silvia; is it because of that that you want to fly from me to go into the world where you will be in danger of your life always? There are dogs everywhere and they all would kill you if it were not for me. Come out, Silvia, come out."

 Als die Füchsin Mrs Tebrick beginnt ihre jugendlich ländliche Zurückhaltung abzulegen und dem Ruf ihrer Natur zu folgen, reagiert Mr Tebrick darauf zunächst indem er darüber nachsinnt wie er sie am besten, aus Liebe zu ihr und zum Schutz vor den gesellschaftlich geachteten Fuchsjagden, einsperren kann. Es scheint unwahrscheinlich das sich der Autor des so gesponnenen Kommentars nicht bewusst war, auf eine Gesellschaft die aggressives, ja übergriffiges Werben (Jagen) der Männer als natürliches Verhalten gesellschaftlich sanktioniert, aber die daraus resultierenden Gefahren für Frauen dadurch einzudämmen sucht das sie diesen Zwänge auferlegt und sie in deren eigener Natur zu Zügeln und einzusperren sucht. Doch auch wenn Mr Tebricks ansinnen und Eifersüchtelei nicht immer moralisch einwandfrei ist, er liebt leider wohl nur zu sehr um loszulassen - am Ende aber immer aufrichtig genug um seiner Frau ihre Natur zu lassen, auch wenn sie dadurch nicht mehr die Frau ist die er einst geheiratet hat.

 Wo Kafkas Allegorie auf den destruktiven Einfluss der Familie keinen Hoffnungsschimmer lässt, bleibt Garnetts Geschichte von Zwängen der Ehe und der Liebe, sowie der unumkehrbaren Veränderung eines Partners, immer ein Stück weit hoffnungsvoll, denn ganz gleich wie sehr sich Mrs Tebrick von der zurückhaltenden jungen Dame die sie einst war entfernt, immer wieder gelingt es Mr Tebrick sich seine Liebe zu ihr erneut ins Gedächtnis zu rufen und zu erhalten.





* Kein original Cover: Bild

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