Diese Website verwendet Cookies, um Dienste bereitzustellen, Anzeigen zu personalisieren und Zugriffe zu analysieren. Informationen werden an Google weitergegeben.
Durch die Nutzung der Website erklären Sie sich mit Googles Weltherrschaftsbestrebungen einverstanden.

Sonntag, 8. Juni 2014

The Ghost in my Bedroom









The Ghost in my Bedroom, Heather Jones
(Self-Published, 2012)


Kurzinhalt:
 Als Lucy zur Welt kommt ist Ryan erzürnt über die Änderungen die sein Zimmer erfahren und die neue Mitbewohnerin die ihm da aufgedrängt wird. Ale Versuche sie wieder zu vertrieben erweisen sich jedoch als ergebnislos und so fügt er sich eben. Ryan, der vor Jahren verstarb, ist als Geist beschränkt auf den Aufenthalt in und um Lucys Haus sowie den Friedhof auf dem er begraben ist. Zudem stellt sich heraus das Lucy der einzige Mensch ist der ihn wahrnehmen kann, und so freunden sich die beiden mit der Zeit an.

 Achtzehn Jahre später.
 Lucy ist verliebt in ihren Geister-Freund, aber sich im klaren darüber das aus dieser Liebe nie etwas ernsthaftes erwachsen kann. Ihre Freunde Ling und Alex machen es sich zur Aufgabe Lucy wieder zu verkuppeln nach einer gescheiterten Beziehung zum Football-Star der Schule, sie bringen sie mit dem zurückhaltenden Jon in Verbindung.
 Nach anfänglichen Startschwierigkeiten kommen sich die beiden auch tatsächlich näher. Doch Lucy spürt bald das Jon etwas vor ihr verbirgt, und auch sie weiß nicht wie sie mit dieser neuen Beziehung in ihrem Leben umgehen soll, schließlich hat ja auch sie Geheimnisse vor ihm. Aber wie erklärt man seinem Freund das man Geister sehen kann, sogar mit einem sein Schlafzimmer teilt?


 Es fällt mir extrem schwer The Ghost in my Bedroom gerecht zu beurteilen.
Technisch betrachtet ist das eine Buch eine mittlere Katastrophe, die Autorin wechselt willkürlich Zeitformen, verwendet Zahlzeichen wenn diese üblicherweise ausgeschrieben würden (d.h. "2" anstelle von "two" und dergleichen) so das der Text oft sehr unreif wirkt, verwendet falsche Wortformen, verheddert sich gelegentlich in ihren Sätzen und oder unnötigen Wiederholungen - kurz der Text leidet kolossal unter dem fehlen eines erfahren Editors.

 Auf der anderen Seite aber hat Heather Jones einen wunderbaren natürlichen, überaus realistischen Ton. Sie zeichnet lebensnahe, atmende Charaktere, die sich unterhalten wie echte Menschen. Sie machen Satzpausen, sie geraten ins Stottern wenn sie nervös werden, sie haben Schwierigkeiten diese notwendigen ersten Worte zu finden um einen Fremden kennen zu lernen - gerade Außenseiter Jon, der aufgrund seiner Vergangenheit von seinen Mitschülern gemieden wurde, ist in seiner zurückhaltenden, ängstlichen, immer wieder von Selbstzweifel geplagten Art sehr realistisch geschildert.

 Lucys Problem ihn zu verstehen, einen Kompromiss zu finden zwischen der Nähe die sie sich von ihm Wünscht, und der Nähe die er ihr bieten kann bildet ein glaubhaftes Dilemma ohne sich je zum überdimensionierten Drama auszuwachsen. Auch Lucys spontanes Vorurteil, ihre gedankenlose Aburteilung Jons, als dieser ihr gesteht noch nie zuvor ein Mädchen geküsst zu haben, ist eine nachvollziehbare Reaktion, die sich keineswegs negativ auf meine Beurteilung ihres Charakters auswirkte, nicht zuletzt da sie sich selbst der Ungerechtigkeit ihrer Reaktion sofort gewahr wird.
Selbst die Verwendung von Sprachlichenbegriffen welche sonst üblicherweise mir den Lesespaß vergällen das sie nach meinem empfinden zumeist keinem natürlichen Sprachrhythmus folgen sondern nur eingeworfen scheinen um eine künstliche Jugendlichkeit zu erzeugen oder zu provozieren*, fügt sich hier ins Gesamtbild ein.

 Die Realistische Schilderung vom erleben Jugendlicher und einer sich entwickelnden Liebe fernab üblicher Klischees, angesiedelt im alltäglichen Kleinstadtleben, zieht einen sehr schnell in ihren Bann und lässt einen beim Lesen gerne über die technischen Probleme hinwegsehen.
 Die Autorin entwickelt eine Herzerwärmend unspektakuläre, wie direkt aus dem Leben gegriffene  Liebesgeschichte, mit der nicht ganz so aus dem Leben gegriffenen Komplikation durch Lucys Geist, welche einen dazu einlädt nostalgisch zurückzublicken auf die eigenen Jugendtage.

 Nur auf den letzten zehn Seiten schlägt das ganze dann drastisch um und verliert sich gefühlt in bösartigem Klischee und weckte überhaupt in mir den Wunsch ich hätte das Buch doch lieber nicht gelesen - wie eingangs gesagt, mein Verhältnis zu dieser Geschichte ist kompliziert.

*Spoiler*
Es ist eines dieser Bücher beim dem ich mir am Ende gewünscht hätte das Romane mit einem Warnlabel kommen: Achtung! Enthält Szenen sexualisierter Gewalt
Natürlich bin ich mir bewusst das dies ein persönliches Problem ist, das ich nicht wirklich an Buch oder Autorin auslassen kann - trotzdem fühlte ich mich am Ende von beiden emotional Verraten.

*Spoiler*


* Zudem stützen und bilden diese Begriffe nach meinem Empfinden nur das Vorurteil der Gesellschaft gegenüber der (sexuellen) Selbstbestimmung von Frauen, weshalb ich eine unreflektierte Wiedergabe derselben gerade im Jugendbuchbereich für bedenklich halte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen