The Day of the Triffids, John Wyndham
(Penguin Books, 1973)
Es begann mit den Triffids.
Eine zunächst namenslose neue Pflanzenspezies, von der es heißt man habe sie tief in den Dschungeln des Amazonas entdeckt, revolutioniert den Ölmarkt. Triffid Öl erweist sich als hochgradig potenter denn herkömmliches Sonnenblumen Öl, und die Pflanzen werden durch ihre einfache Reproduzierbarkeit zur perfekten, jedoch nicht völlig ungefährlichen Alternative. Bei den Triffids handelt es sich um fleischfressende Pflanzen, welche fähig sind sich selbst fortzubewegen und bewehrt mit einem Giftstachel, den sie treffsicher auf eine Distanz von etwa drei Meter ausschleudern können, auf Jagd zu gehen.
William Masen kennt die Triffids besser als viele andere, als Kind von einem Triffid angegriffen, war er fortan sein Leben lang von ihnen Fasziniert und arbeit nun auf einer Triffid-Farm. Bis ihn ein Arbeitsunfall der ihn beinahe das Augenlicht kostet ins Krankenhaus bringt.
Ironie des Schicksals, am Tag bevor ihm sein Augenverband entfernt werden soll geht ein Kometenschauer über der Erde nieder in dessen Gefolge es zu einem nie gesehenen, weltweiten Naturspektakel kommt das den ganzen Himmel grün aufleuchten lässt.
Am folgenden Tag ist die Welt erblindet, nur wenige die das Naturschauspiel nicht verfolgten entgingen diesem Schicksal und schnell bilden sich unterschiedliche Fronten aus.
William Masens erster Gedanke angesichts des Chaos eines blinden London, ist die Stadt zu Verlassen und sich selbst in Sicherheit zu bringen. Es steht für ihn außer Frage das die Millionen von Blinden nicht lange Überleben werden und es von den ersten Toten bis zur Ausbreitung von Seuchen nur ein kurzer Zeitraum sein wird.
Doch eine weitere Gefahr wird zunächst unterschätzt, die Triffids welche den Menschen bisher kaum gefährlich werden konnten, solange man nur eine gewisse Vorsicht walten ließ, wachsen gegen eine blinde Menschheit zur tödlichen Bedrohung.
Der Tag nach dem Kometenschauer, wird zum Tag der Triffids.
Dank einer großzügigen GoodReads Tauschpartnerin, sind im letzten Monat mehrere Werke des Britischen Autors John Wyndham im Original bei mir eingezogen, darunter unter anderem The day of the Triffids, welchen ich vor Jahren in der deutschen Übersetzung gelesen habe.
Das erste das dem geneigten Leser der neu zu Wyndham stößt, an The day of the Triffids auffallen mag, ist sicherlich wie sehr die Eingangssequenz an die Eröffnung des Horrorfilms "28 days later" erinnert. Der Held des Romans, William Masen, erwacht in einem verlassen erscheinenden Hospital, noch ahnungslos dessen was der Welt widerfuhr, und findet sich nach verlassen desselben erst einmal in einem wie ausgestorben daliegenden London wieder.
Dies alles nimmt der Autor gekonnt im Einprägsamen Anfangssatz vorweg:
When a day that you happen to know is Wednesday starts off by sounding like Sunday, there is something seriously wrong somewhere.*
Weitere Szenen des Romans, wie z.B. die Belagerung unserer Helden, welche sich hinter einem elektrischen Schutzzaun verschantzen, durch die Triffids, erinnern uns heutzutage an ganz ähnliche Bilder aus der Welle der Zombie-Filme, welcher ja auch "28 Days" entsprang.
Das zweite dass der moderne Leser bemerken mag ist welch strikten Rollenbildern die Charaktere folgen, dies macht sich einem besonders gegen Ende hin bewusst wenn es heißt:
I thought of Coker and his talk of the leader, the teacher, the doctor - and of all the work that would be needed to support us on our few acres.
...
Of Susan who should have the chance of a husband and babies.
Zu Wyndhams Ehrenrettung muss an dieser Stelle erwähnt werden dass der Autor um die Jahrhundertwende, genauer 1903, das Licht der Welt erblickte, und von daher natürlich von einem ganz anderen Frauenbild geprägt wurde.
Wyndham gehört mit zu den bekanntesten und wohl einflussreichsten Autoren der Britischen SF, und sein The Day of the Triffids brachte es dadurch auf bisher drei Verfilmungen unterschiedlicher Qualität.
(Und auch ein hoch amüsantes Enactment: Day of the LEGO Triffids! - leider ist vom originalen Posting nur noch diese Bild übrig, als Trost hier noch eine neuere Lego Version: Day of the Triffids)
Ist das Grundgerüst seiner Romane zwar meist geprägt von immer noch aktuellen Ängsten, Day of the Triffids zeigt sich mit Themen wie Genmanipulation an Pflanzen und der Furcht vor einem satellitengestützten globalen Kriegsakt, gar überraschend vorrausblickend** einerseits, muten sie auf Grund fehlender wissenschaftlicher Kenntnisse, oder eventuell einfach tieferer Interessen seitens des Autors, nicht extra zu erwähnen die oben genannte gesellschaftliche Prägung, auch oft hoffnungslos überholt an.
Wer jedoch bereit ist sich darauf einzulassen, den erwartet mit The Day of the Triffids ein noch immer gut unterhaltendes, eben nicht so ganz wissenschaftliches Stück Post-Apokalyptischer Science Fiction.
Leider musste ich beim herauskramen meiner vor Jahren gelesenen Heyne Übersetzung des Buches feststellen das diese zwar mit einem weit ansehnlicheren cover daherkommt, aber stark gekürzt wurde gegenüber dem Original Text***, ca. 80 Seiten weniger, und, wie um Verletzung noch Beleidigung hinzuzufügen, sehr Schlampig übersetzt dazu:
Das St.-Merryns-Spital lag an einer Haupstraße, nahe einer verkehrsreichen Kreuzung; weshalb man es da hingebaut hatte und die Nerven der Patienten einer dauernden Belastung aussetzte, habe ich nie ergründen können. Den weniger empfindlichen Kranken mochte der ununterbrochene Verkehrslärm das Gefühl geben, dass sie auch in ihren Betten dem Leben nahe blieben.
( Why the founders of St Merryn's Hospital chose to erect their institution at a main road crossing upon a valuable office-site and thus expose their patients' nerves to constant laceration, is a foible that I never properly understood. But for those fortunate enough to be suffering from complaints unaffected by the wear and tear of continuous traffic, it did have the advantage that one could lie abed and still not be out of touch, so to speak, with the flow of life.)
Die aktuelle BBC Verfilmung (2009) greift Wyndhams Vorlage sehr frei auf, versucht das ganze etwas zu modernisieren. Aus dem Kometenschauer der Vorlage wird eine Sonnen-Protuperanz deren unerwarteter Nebeneffekt das Erblinden aller Beobachter ist. Die Herkunft der Triffids liegt hier nicht mehr jenseits des Eisernen Vorhangs, sondern im, im Buch nur als Vorwand angegebenen, Amazonasgebiet. William Masen der im Buch als eine Art Triffid-Gärtner arbeitete wird in der Verfilmung zum Wissenschaftler, der getrieben durch den Tod seiner Mutter, die Triffids selbst erforscht.
Trotz dieser und anderer Änderungen in der Grundkonstellation folgt die Geschichte nach wie vor in großen Zügen der Romanvorlage so das diese durchaus noch erkennbar bleibt, und bietet, mit einigen Effekten angereichert, zumindest kurzweilige Unterhaltung.
* Frei übersetzt: "Wenn ein Tag von dem du weißt das es Mittwoch ist, damit beginnt dass er wie Sonntag klingt, dann ist irgendwo etwas ernsthaft nicht in Ordnung."
** Erstveröffentlicht in 1951, dreißig Jahre vor Reagans "Star Wars" Projekt (SDI - Strategic Defense Initative).
*** Die aktuell erhältliche Neuübersetzung, scheint jedoch den ungekürzten Text wiederzugeben, stützt sich allerdings augenscheinlich dabei auf die erwähnte Übersetzung.
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