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Dienstag, 25. Juni 2019

Die Frau im Musée d'Orsay








Die Frau im Musée d'Orsay, David Foenkinos
(Penguin, 2019)


Inhalt:
Warum nur flieht Antoine Duris Hals über Kopf aus seinem bisherigen Leben? Er war Professor an der Hochschule der Schönen Künste in Lyon und zieht nun nach Paris, um im Musée d'Orsay, wo die farbenfrohen Gemälde von Manet, Monet und Modigliani hängen, Wärter zu werden. Keiner kennt die Gründe für diesen plötzlichen Wandel, keiner weiß, wie sehr ihn das Schicksal seiner hochbegabten Studentin Camille mitgenommen hat. Erst als er Mathilde kennenlernt, findet Antoine einen Weg, sich der Freude, dem Genuss und der Liebe wieder hinzugeben …

Ein kluger, feinfühliger Roman, der vom Mut erzählt, dem Leben eine neue Wendung zu geben – und eine Liebesgeschichte voller Momente der Schönheit.
(Text: Random House)


David Foenkinos’ „Die Frau im Musée d’Orsay“ hat mich als Leser mit gemischten Gefühlen zurück gelassen.

Zum einen ist da die irreführende Beschreibung des Verlags welche von einer Liebesgeschichte spricht, welche in der Erzählung selbst nie Form annimmt.
Das andere ist der Ansatz den Foenkinos wählt um diese Geschichte zu Erzählen. Er eröffnet mit dem Kunstprofessor Antoine Duris, welcher überraschend seine Arbeit niederlegt um sich in eben jenem im Titel erwähnten Musée d’Orsay als Saalwächter zu bewerben.
Antoine, ein verschlossener Mann der nur ungern Kontakte knüpft und sich nur mit Widerwillen auf seine Kollegen einlässt, beginnt hier in einen einseitigen Dialog zu treten mit dem Gemälde der Madame Hébuterne.
Diese Eröffnung, so stellt es sich ab dem zweiten Teil der Geschichte heraus, steht tatsächlich am Ende einer Geschichte, bei der Antoine im Grunde nur eine Nebenfigur ist.
Letzter Betroffener der Auswirkungen eines grausamen Verbrechens, einer unausweichlichen Tragödie.
Als Leser fühlte ich mich hier vom Verlag und vom Autor auf das Glatteis geführt, gelockt mit dem Blick auf eine Geschichte, die nur am Rand der tragenden Ereignisse stattfindet.

Dass Foenkinos versucht sich über eine Randfigur einer furchtbaren Tat und deren Folgen anzunähern, steht für mich ebenso im Kontrast zur Tragweite des von ihm gewählten Themas, wie die Leichtigkeit der Sprache, welcher er sich bedient.

Was Foenkinos als Erzähler fehlt, die Fähigkeit den Leser am Geschehen zu beteiligen, anstatt ihm nur eine Rolle als Zuschauer zukommen zu lassen, der Autor bricht klar mit der oft zitierten Maxime des „Zeigen nicht Erzählen“, macht er durch feine Beobachtung der menschlichen Natur wett.
Mit amüsierter Distanz beobachtet der Autor die kleinen Rückschläge und Tragödien, die unumgängliche Problematik täglichen Miteinanders und die vielen Momente in denen Kommunikation untereinander fehlschlägt und zeigt den darin verborgenen Humor auf.
Foenkinos schreibt, zumeist, mit einem Lächeln.
Er entwirft eine Welt fehlbarer Menschen, die es im Grunde ihres Herzens dabei meist Gut meinen.

Im zweiten Teil der Erzählung führt uns Foenkinos zurück in die Vergangenheit, und demontiert das Bild, welches wir von Antoines Charakter bekommen haben. Er lässt Antoines moralische Integrität schwanken.
Und dann lässt Foenkinos, als Wende im dritten Teil der Erzählung, in diese Welt das Verbrechen eindringen.
Eine einzelne Tat, die nicht nur das Leben des Opfers unwiderruflich aus der Bahn wirft, sondern in weitere Folge irgendwann auch Antoine Duris erfasst.
Die Grausamkeit der beschriebenen Tat verstört, hat mich als Leser schockiert pausieren lassen. Mit Antoines Charakter in Frage gestellt, konfrontiert mit einem grausamen Verbrechen, befand sich für mich ab hier die von Foenkinos geschaffene Welt im freien Fall.

Das Bild des Verbrechens verfolgt einen, überschattet die Gesamtheit der Erzählung.
Das Foenkinos im vierten Teil dann zu einem überstürzt anmutenden Ende zu kommen sucht, trübt da den Leseeindruck noch zusätzlich, zum nun fast schon unständig wirkenden, augenzwinkernden Ton der Autor anschlägt.

Zu vieles an der Erzählung wirkt beim Blick zurück nur wie Fassade, zu wenig kümmert der Autor sich um das was er seinen Figuren angetan hat, streift die Tragweite des Verbrechens nur, lässt den Tod wie ein schreiberisches Gimmick wirken, welches den Bogen zwischen Anfang und Ende des Buches schlagen soll.

Wie gesagt, ein Werk das mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen hat.
Sprachlich elegant ist Foenkinos ein guter Unterhalter, nur Inhaltlich ist er es in diesem Fall nicht, möchte es hoffentlich auch nicht sein.
Ich denke dass der Verlag hier seinen Lesern eine Warnung schuldet.


Mit Dank an den Verlag Penguin Deutschland der das Buch zur Verfügung gestellt hat,
und an LovelyBooks, sowie meine Mitleser, für die Leserunde.

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