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Samstag, 1. Juli 2017

The Witcher / Der Hexer








 Die komplette Hexer-Saga 1, Andrzej Sapkowski
(dtv, 2017)


 Der letzte Wunsch: Geralt von Riva ist ein Hexer mit einem Spezialgebiet: Er verdient seinen Lebensunterhalt mit dem Kampf gegen Ungeheuer aller Art – Drachen, Vampire, menschenfressende Bestien. Die Geschäfte gehen nicht schlecht, doch es gibt noch mehr, was ihn beschäftigt. Sein Herz gehört der schönen Zauberin Yennefer… 

 Zeit des Sturms: Kurz nach seiner Ankunft im Königreich Kermack wird Hexer Geralt von Riva verhaftet. Die Zauberin Koralle will ihn so zwingen, einen gefährlichen Auftrag anzunehmen. Er soll einen Dämon finden, der in Menschengestalt blutige Massaker verübt. Geralt, betört von der magischen Schönheit Koralles, nimmt den nahezu aussichtslosen Kampf gegen das Ungeheuer auf…

 Das Schwert der Vorsehung: Obwohl es sein Ehrenkodex als Hexer eigentlich verbietet, schließt sich Geralt von Riva einer Gruppe von Drachenjägern an – denn die Zauberin Yennefer, seine verlorengeglaubte Geliebte, ist unter ihnen. Aber die Interessen der Jäger sind zu unterschiedlich: Es beginnt ein Kampf jeder gegen jeden. Und ganz allmählich wird eine Bedrohung der festgefügten Ordnung spürbar...
 Quelle: Amazon.de


 Als als ich mich über das Witcher III Spiel für meine PS 4 informiert habe, bin ich in einer Computer Zeitschrift auf eine Randbemerkung gestoßen, dass Autor Andrzej Sapkowski dem Spiel, welches zu diesem Zeitpunkt zum Spiel des Jahres gekürt worden war, nicht zugetan ist. Dies ist allerdings auch schon alles, was der Artikel zu berichten wusste. Auf ein warum wurde nicht eingegangen – nur noch schnell darauf hingewiesen, das der Erfolg der Spielreihe dem Verkaufserfolg der Romane sicher ebenfalls zuträglich ist.

 Die Hexer Romane liegen nun in zwei Bänden als komplett Saga vor, Band 1 enthält auf knapp tausend Seiten* die ersten drei Bände, Band zwei die restlichen fünf Bände der Reihe.
Als Spieler fällt einem zuerst auf das sich der Geralt des Buches in seiner Beschreibung ein Stück vom Helden der Buchreihe unterscheidet, die Beschreibung seiner Figur erinnerte mich eher an Michael Moorcocks Elric von Melnibone. Das nächste das einem Auffällt ist das der Tond er Romane anders ist im Spiel, die Geschichten zeichnen das Bild eines verwahrlosten, undatierten Mittelalters. Eine Welt roher Sitten, offener Gewalt und loser Moral.
Die Spielemacher orientieren sich in ihrer Charakterisierung gefühlt stärker an der Heroic Fantasy, Sapkowskis Schreibstil hingegen ist eher ironisch gehalten, nimmt die typischen Fantasyelemente ein wenig auf den Arm. Hier stehen die Hexer Geschichten weit mehr in der Tradition eines Fritz Leiber, erinnern an die Abenteuer von Fafhrd und der Graue Mausling, nur sprachlich sehr viel derber gehalten.
Moralisch bewegt sich Geralt in einer definitiven Grauzone, er wird als klassischer Drifter dargestellt, so wie wir die Revolverhelden des Italo Western Genres kennen. Ein käufliches Schwert, dessen Moral sich oft dem Geldbeutel beugt.
 »Ja«, sagte Foltest widerwillig. »Von manchen höre ich das andauernd. Das Ungeheuer töten, denn es ist ein unheilbarer Fall. Meister, ich bin sicher, dass man schon mit dir gesprochen hat. Was? Dass du die Menschenfresserin ohne Zeremonien erledigst, gleich zu Beginn, und nachher sagst, dass es nicht anders ging. Der König zahlt nicht, wir zahlen. Eine sehr praktische Methode. Und billig. Denn der König lässt den Hexer köpfen oder aufhängen, und das Gold bleibt in der Kasse.« 
  »Der König wird den Hexer auf jeden Fall köpfen lassen?« Geralt verzog das Gesicht.       Foltest schaute dem Rivier lange in die Augen.     
 »Der König weiß nicht«, sagte er schließlich. »Aber der Hexer muss jedenfalls mit dieser Möglichkeit rechnen.«     
 Nun war es Geralt, der eine Weile schwieg.      
 »Ich habe vor, zu tun, was ich kann« sagte er schließlich. »Aber wenn es schiefgeht, werde ich mein Leben verteidigen. Ihr, Herr, müsst auch mit dieser Möglichkeit rechnen.«

 Inhaltlich mochte ich das Spiel mehr als die Erzählungen des Autors, dessen Geschichten zwar zeitweilig durchaus unterhalten können, er liefert eine überaus gelungene Variation auf die Geschichte von Schneewittchen ab, mir aber oft persönlich moralisch sich zu abseitig bewegen, in einem Zwischenspiel schläft Geralt mit einer Priesterin welche abwechselnd als „Mädchen“ und „Kind“ tituliert wird und generell hält es Sapkowski gefühlt mit der mittelalterlichen Tradition von Kindsbräuten in seinen Erzählungen. Die idee von Sex mit minderjährigen darf eine beim Lesen also nicht stören. Das Geralt zudem in einer Variation auf das „Die Schöne und das Biest“ Thema einem Vergewaltiger hilft seinen Fluch zu brechen... wie gesagt, hier findet sich die lose moralität des Italo Westerns wieder, Buch Geralt ist mehr Antiheld den strahlender Ritter.
 Als ich von Kaer Morhen auszog, träumte ich von der Begegnung mit meinem ersten Ungeheuer, ich konnte es nicht erwarten, ihm Auge in Auge gegenüberzustehen. Und dann war es so weit.     
 Mein erstes Ungeheuer, Iola, war kahlköpfig und hatte außerordentlich hässliche, schlechte Zähne. Ich begegnete ihm auf der Landstraße, wo es zusammen mit anderen Ungeheuern seinesgleichen, Marodeuren aus irgendeiner Armee, einen Bauernwagen angehalten und aus diesem Wagen ein Mädchen herausgezerrt hatte, vielleicht dreizehn Jahre alt, vielleicht noch jünger. Die Kumpane hielten den Vater des Mädchens fest, und der Kahlköpfige riss ihr den Rock vom Leibe und sagte, jetzt sei für sie die Zeit gekommen, zu erfahren, was ein richtiger Mann sei. Ich ritt heran, stieg ab und sagte dem Kahlkopf, dass auch für ihn die Zeit dafür gekommen sei. Ich hielt das für wahnsinnig witzig. Der Kahlkopf ließ das Mädchen los und stürzte sich mit einer Axt auf mich. Er war sehr langsam, aber hart im Nehmen. Ich schlug ihn zweimal, erst dann fiel er. Meine Hiebe waren nicht besonders sauber, aber sehr, sagen wir, beeindruckend, derart, dass die Kumpane des Kahlkopfs flohen, als sie sahen, was ein Hexerschwert aus einem Menschen machen kann …     
 Ich langweile dich doch nicht, Iola?     
 Ich brauche dieses Gespräch. Ich brauche es wirklich.     
 Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, bei meiner ersten edlen Tat. Weißt du, Iola, in Kaer Morhen ist mir eingehämmert worden, dass ich mich nicht in solche Angelegenheiten einmischen soll, sondern einen Bogen darum machen, nicht den fahrenden Ritter spielen und den Ordnungshütern nicht zu Hilfe eilen. Ich war nicht ausgezogen, um mich auszuzeichnen, sondern um für Geld die mir aufgetragenen Arbeiten zu erledigen. Ich aber mischte mich wie der erste beste Dummkopf ein, noch ehe ich fünfzig Meilen vom Fuß des Gebirges entfernt war. Weißt du, warum ich das tat? Ich wollte, dass das Mädchen mit Tränen der Dankbarkeit mir, ihrem Retter, die Hand küsste und ihr Vater mir auf Knien dankte. Stattdessen war der Vater zusammen mit den Marodeuren weggelaufen, und das Mädchen, das den größten Teil vom Blute des Kahlkopfs abbekommen hatte, übergab sich und bekam einen hysterischen Anfall, und als ich mich ihr näherte, war sie starr vor Angst. Seither habe ich mich in derlei Geschichten nur noch sehr selten eingemischt.     
 Ich habe meine Sache gemacht. Schnell lernte ich, wie man es anstellt. Ich bin zu den festen Wohnsitzen im Lande geritten, habe unter den Palisaden von Siedlungen und Städten haltgemacht. Und gewartet. Wenn ich angespuckt wurde, beschimpft und mit Steinen beworfen, bin ich weggeritten. Wenn stattdessen jemand herauskam und mir einen Auftrag gab, führte ich ihn aus.

Fazit ist, wer den Hexer nur aus dem Spiel kennt, der trifft in den Erzählungen zwar auf allerlei Bekanntes, wie die schwarzäugige Zauberin Yennefer, der Geralts Herz gehört, und Kaer Morhen, der Stätte an welcher die Hexer gemacht wurden, aber eingebettet in eine weitaus düstereres, schmutzigeres Szenario.
Sapkowskis Fantasy ist eine Hund frisst Hund Welt die wenig Platz hat für Heldentum und Ritterlichkeit.

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* Die Amazon Seite zeigt nur die Seitenzahl des ersten Bands der Sammlung!
  Sammelband zwei dürfte überschlagen etwa fünfzehnhundert Seiten umfassen.

2 Kommentare:

  1. Hallo Gerd,
    Witcher sagt mir zwar was vom Namen, aber gespielt habe ich es selbst nicht. Die Romanreihe war mir auch neu. Es ist natürlich schade, dass der Autor nicht mit der Umsetzung des Spiels zufrieden war. Allerdings ist es ja auch nicht schlecht, wenn das Spiel dazu beiträgt, dass mehr Leser auf seinen Roman aufmerksam wurden. Die düstere Erzählweise trägt bestimmt sehr dazu bei, dass man das mittelalterliche Setting besser nachempfinden kann.

    Mich spricht der Roman gerade nicht so an. Hätte ich mehr Zeit, um mal wieder ausgiebig einem PC-Spiel zu frönen, würde ich allerdings gewiss Witcher einmal austesten wollen. Das hört sich nach der Art Spiel an, die ich gerne gespielt habe :o)

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

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    1. Das Spiel kann ich Rollenspiel/Open World Fans uneingeschränkt empfehlen. Es gibt so viel zu tun und zu sehen das man gerne mal die Hauptmission für Stunden aus den Augen verliert.
      Und Persönlich hat mich natürlich das ganze Vater /Tochter Drama zwischen Geralt und Ciri sehr Unterhalten.

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