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Freitag, 24. Februar 2017

Reckless: The Petrified Flesh









Reckless: The Petrified Flesh, Cornelia Funke
(Breathing Books, 2016)

Inhaltsangabe:
 Jahrelang ist es Jacob Reckless gelungen, im Zimmer seines verschwundenen Vaters unbeobachtet die Hand auf den Spiegel zu legen und so ins märchenhafte Reich dahinter zu gelangen. Dort hat er als erfolgreicher Schatzjäger unter anderem im Dienst der Kaiserin gearbeitet, ist dem Schuh von Aschenputtel ebenso hinterher gejagt wie dem Tischlein deck dich, dem Knüppel aus dem Sack oder dem Goldenen Ball, der jeden in sich hineinzuziehen vermag, der ihn berührt. Und er hat erfahren, dass sein Vater mit seinen Erfindungen den grausamen Goyls bei ihrem Kampf gegen die Menschen geholfen hat: jenen seelenlosen Wesen also, deren Haut (und Herz) aus Stein besteht.
 Jetzt aber ist Jacobs jüngerer Bruder Will dem Schatzjäger ins geheimnisvolle Reich hinter dem Spiegel gefolgt – und gerät dadurch in tödliche Gefahr. Plötzlich droht er selbst zu einem Goyl zu werden: mit einer Haut aus Jade. Der Jade-Menschengoyl aber soll mit einer ungeheueren Macht ausgestattet sein, die sich der Goyl-Herrscher Kami’en zunutze machen könnte, um endgültig über die Menschen zu siegen. So jedenfalls hat es die Dunkle Fee erträumt, die an der Seite Kami’ens herrscht. Und während Jacob mit Wills Freundin Clara und der Gestaltenwandlerin Fuchs verzweifelt versucht, den Verfall von Wills fleischlicher Haut in Jade aufzuhalten, ist Will längst als Leibwächter des Goyl-Königs eingeplant. Eine unerbittliche Jagd gegen die Zeit beginnt, die Jacob kaum gewinnen kann...
(Text: Amazon.de)


 Reckless unterscheidet sich zu Tintenherz unter anderem darin, dass der Schreibstil hier direkter auf den Punkt gebracht ist. Das ist einerseits erfreulich weil die Geschichte mit weniger Füllmaterial daherkommt und nicht irgendwann im Kreis läuft, wie dies eben bei Tintenherz der Fall war, andererseits gab es oft Stellen im Roman da hätte ich mir mehr Hintergrund gewünscht. Vieles wird nur angerissen oder angedeutet, man muss Dinge oft einfach hinnehmen wie sie sind oder versuchen sich selbst zusammenzureimen.
 Alles in allem hat mir Reckless trotz der schlankeren Schreibweise weniger Vergnügen bereitet beim Lesen. Die Charaktere blieben meist farblos, mit Jacob gar konnte ich mich kaum anfreunden, nur die Nebencharaktere, Jacobs Bruder Will (und jetzt erst fällt mir auf dass das die Namen der Grimms sind), dessen Freundin Clara und Fox wussten zu gefallen.

 Was mir dann aber bei Reckless spontan nicht gefiel ist das Cornelia Funke die Rolle von Fox, einer Gestaltwandlerin welche einem zunächst wie Jacobs weise mütterliche Ratgeberin erscheint, im Verlauf der Geschichte einfach nur zur blindverliebten jungen Frau reduziert, die immer treu auf Jacobs Rückkehr hart und kein eigenes Leben zu haben scheint.
Ich finde hier vergeudete die Autorin eine gute Chance ihre Geschichte um eine starke Identifikationsfigur für junge Mädchen zu bereichern*.
Mal ehrlich, wer wäre in jungen Jahren nicht gerne in der Lage gewesen  nach belieben in das Fell eines Fuchses / einer Füchsin zu schlüpfen?
Doch bei Cornelia Funke wird auch dies nur zu einer Flucht.
Wie Jacob sich durch den Spiegel hindurch aus der Verantwortung um seine Mutter und seinen Bruder stiehlt, so flieht Fox vor der Ungerechtigkeit ihres Menschenlebens in das wilde Leben der Füchsin. Aber, und hier wird es richtig problematisch, es scheint das sie dieses Leben nur an der Seite Jacobs führen kann, weil dieser ihr einziger Antrieb ist.

 Auch möchte Reckless Erwachsener sein als es Tintenherz war, zwar einerseits ähnlich verspielt aber eben ohne dessen unschuldige Naivität.
Im Ganzen baut die Geschichte sehr viel auf Gewalt und Sexualität auf, welches bei mir einen recht schalen Nachgeschmack hinterliess.
 Ein wirklich riesiges Problem beim Lesen von Reckless hatte ich dabei damit wie Funke mit der konstanten Präsenz sexualisierter Gewalt in ihrer Geschichte umgeht, nämlich gar nicht. Wie wir es aus klassischen Texten kennen, wird diese entweder überhaupt nicht angesprochen oder nur in beschönigenden Floskeln. Das Problem ist nur, Jacob stammt nicht aus dieser, in einer vergangenen Epoche stehengebliebenen Welt, noch Will, oder Clara... trotzdem wird sexualisierte Gewalt nie direkt angesprochen, obwohl sie ständig irgendwie im Raum steht.
Es werden weder in der nachfolgenden Passage noch sonst wann im Buch die Worte Kriegsverbrechen oder Vergewaltigung im Mund geführt:
  It gave her a bittersweet satisfaction that his human princess couldn’t give Kami’en children either, unless he wanted to sire one of those crippled monsters some mortal women had borne his soldiers.
 Obwohl spätestens dann wenn es im Buch heißt, das Kami’en der erste Goyl sei der eine Menschenfrau zur Ehegattin nimmt diese Passage kaum eine andere Deutung zulässt.
Zu einem späteren Zeitpunkt begegnen unsere Helden einer Band marodierender Plünderer auf einem früheren Schlachtfeld, deren Anführer ruft „Tötet die anderen, die Frau gehört mir!“, aber auch hier dient die Drohung sexualisierter Gewalt nur als „Spannungsmoment“ und um zu Zeigen wie sehr Will seine Clara liebt.
Zu dem erfahren wir das Jacob unter anderem sich damit verdingt hat Mädchen aus den Klauen „liebeskranker“ Wassermänner zu befreien, welche diese in ihr unterseeisches Reich verschleppen und dort gefangen halten. Jacob selbst ist ein ganzes Jahr lang unter dem Bann einer Fee gestanden mit dem sie ihm zu ihrem (Bett-)Partner gemacht hat.
Heldin Clara ist später permanent, offener sexueller Belästigung durch den Zwerg Valiant ausgesetzt.
All dies geschieht weitgehend unkommentiert, ist Norm der Dinge.
I’m not amused!

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* Ich setze hier eine gewisse Hoffnung auf Besserung mit dem angekündigten vierten Band in dem es nach Asian, ins Land der Kitsune geht.

Mittwoch, 15. Februar 2017

31 Tage - 31 Bücher / Filme

Tag 16

Welche Bücher schlägst du wie aus der Pistole geschossen vor, wenn du um Buchtipps gefragt wirst?
(SF) Rendezvous mit Rama*, Arthur C. Clarke - (Fantasy) Herr der Ringe, J.R.R. Tolkien - (Horror) Friedhof der Kuscheltiere, Stephen King - (Thriller) Roter Drache, Thomas Harris - (Klassische Krimis) Die Sherlock Holmes Bücher, Arthur Conan Doyle - (Jugend-/Kinderbuch) Anne auf Green Gables, Lucy Maud Montgomery - (Wissenschafts Thriller/Abenteuerroman) Dino Park, Michael Crichton - (Wissenschafts Thriller / Crichton Erben) Mount Dragon, Preston Child - (SF - Star Wars) Erben des Imperiums, Timothy Zahn - (Urban Fantasy / Pulp) Guilty Pleasures, Laurell K. Hamilton - (LGBT) Annie on my mind, Nancy Garden - (Horror - Britisch) Die Ratten, James Herbert - (Britisch Crime Tradition) Ganz allgemein die Romane von Charlotte Link ...










Welches Genre bevorzugst du zum Entspannen?


Romantische Komödien und Liebesfilme**.

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* Und endlich eine gute Entschuldigung dieses geniale Coverdesign für die Gollanz Ausgabe zu Posten
** "Just one of the guys" (dt.: Lass mich mal ran, als Junge ist sie spitze) ist unterhaltsamer als das Plakat einen eventuell glauben macht.

Sonntag, 12. Februar 2017

Werewolf Cop








Werewolf Cop, Andrew Klavan
(Pegasus Books, 2015)


Kurzinhalt:
 Man nennt sie „Der Cowboy“ und „Broadway Joe“, die Agents Zach Adams und Martin Goulart gehören einer Spezialeinheit der Polizei an, welche sich ganz auf die Jagd nach dem Verbrecher Dominic Abend konzentriert.
Der aus Deutschland stammende Gangsterboss Abend steht im Begriff mit Hilfe seiner Gruppe, der „Brüderlichkeit“, die gesamte Unterwelt Amerikas an sich zu reißen.
Bisher erwies sich Abend dabei als zu gerissen um ihn Festzunageln, doch jetzt scheint ihn etwas aus seinem Versteck gejagt zu haben.
Ein Gemetzel an einem bekannten Hehler weist das Markenzeichen von Abends „Brüderlichkeit“ auf, die Opfern wurden offenbar mit Schwertern hingerichtet und Zerstückelt. Aufnahmen vom Tatort weisen daraufhin das Abend selbst am Überfall beteiligt war. Noch während Agent Adams darüber rätselt was so besonders sein könnte, das der Gangsterboss selbst das Risiko eingeht sich zu Zeigen, erhält er einen Hinweis darauf das Abend ein mysteriöses Artefakt sucht welches in Verbindung mit Peter Stump, dem Werwolf von Bedburg, stehen soll.
Agent Adams folgt der Spur des Informanten nach Deutschland, dort erfährt er das Abend der Drahtzieher hinter Ereignissen ist, welche zum Sturz Europas unter dem fanatischen Islam geführt haben. Ein geheimes Treffen im Schwarzwald soll Adams weiterhelfen, doch in dieser Vollmondnacht kommt es stattdessen zu einer Konfrontation mit einer übernatürlichen Bestie welche Adams nur schwer verwundet Überlebt.
Als Adams seinen Verwundungen zum Trotz Überlebt, glaubt er zunächst bei seiner Europe Reise einem Fieberwahn zum Opfer gefallen zu sein. Doch nach und nach muss er lernen dass eine Übernatürliche Bedrohung von Abend ausgeht, und als der nächste Vollmond naht muss er auch erkennen dass der Keim des Bösen nun in ihm selbst steckt und ihm nur noch wenig Zeit bleibt Abend aufzuhalten, ehe Amerika das Schicksal des alten Kontinents teilt.


 Klavans Werewolf Cop hätte allen Schwächen zum Trotz unterhaltsam sein können, doch der Autor schafft es seine Geschichte ungebremst an die Wand zu fahren. Das Manuskript vereint eine solche Anzahl von Problemen auf sich, dass man sich zum einen nur wundern kann wie er einen Verleger dafür fand und zum anderen kaum weiß wo man am besten anfängt, diese Probleme aufzulisten.

 Am besten beginnen wir wohl bei der Geschichte, oder besser den Geschichten die der Autor hier unter ein Dach zu bringen versucht – welche aber alle irgendwie nach und nach ins Nichts laufen.
Die vermutete Grundidee, weil sie den größten Seitenanteil verbraucht, war wahrscheinlich die einen Neo Noir Roman zu schreiben. In diesem Storystrang droht der von der Presse zum Helden hochstilisierte Zach „Cowboy“ Adams über eine außereheliche Affäre mit einer Femme Fatal zu stolpern die ihn Stalkt. Bereits in diesem Teil macht sich die große schwäche des Schreibers bemerkbar, denn es gibt keine wirkliche Motivation für diesen Geschichtenteil, noch für das Verhalten der Charaktere darin. Margo Heatherton verführt den Cowboy, warum? Es muss genügen das sie eine verwöhnte Tochter aus reichem Hause ist und auf das Bild in der Presse hin beschlossen hat in zu Verführen, nun gut das mag als Motivation von ihrer Seite genügen, warum aber Adams sich darauf einlässt, bleibt immer recht vage. Angeblich Liebt er seine devote Frau – dazu später mehr – und die Kinder und plagt sich fortan mit Gewissensbissen, aber wohl nie genug um ihr gegenüber je ehrlich zu sein. Nach der X-ten Wiederholung – auch dazu noch mehr - von Adams „Woe, wo is me, I’ve been led astray“ (Kein direktes Zitat), wirkt das Ganze nur noch ermüdend und nervig.
Schlimmer noch, es gewinnt zu keinem Zeitpunkt relevanz für die Erzählung.

 Das leitet uns gleich über zum zweiten Problem, Europa steht im Buch in Flammen. Islamische Fanatiker überrennen die Nationen, das Britische Parlamentshaus lodert, Paris ruft die Sharia aus, und niemanden kümmert es. Weder Charaktere noch Leser, noch die Betroffenen Nationen scheinen sich recht darum zu kümmern. Warum? Auch hier gilt das der Autor es wohl selbst nicht so recht weiß, weshalb er uns mit einem lapidaren „Es war das Werk von Dominic Abend“ abspeist. Die Nebencharaktere welche uns diese „erhellende“ Information zukommen lässt, brilliert übrigens auch mit dem Satz: „Europa ist am Ende des Zweiten Weltkriegs gefallen.“
Was will Autor damit sagen?
Keiner weiß es...
 Irgendwann in seinem Schreibprozess erkannte Klavan wohl das sein Neo Noir nicht funktioniert und beschloss dann zum Sax Rohmer inspirierten Pulp zu wechseln. Dies zumindest würde das in Flammen stehende Europe ein wenig erklären, aus Rohmers beschworener gelber Gefahr wird heute die islamische Bedrohung, und des Schreibers Fu-Manchu steht zweifelsfrei Pate für Superverbrecher Dominic Abend, der nur noch in Blockbuchstaben reden müsste um eine vollends perfekte Karikatur zu sein.
Doch sowenig wie Margo Heatherton oder Agent Adams, erfährt Abend irgendeine Motivation für sein tun.

 Auftritt, Storystrang drei: Abend ist nicht nur böse, er ist besessen vom Bösen.
Hieraus versucht der Autor nun unterstütz durch Wikipediarecherchen eine Urban Fantasy Storyline zu bauen. An dieser Stelle kommt dann auch endlich der Titelgebende Werwolf zum Einsatz – welcher im ganzen kaum ein Drittel der Geschichte einnimmt. Zwar gelingt dem Autor ein einzelnes, nicht unatmosphärisches Kapitel mit Horrorelementen – aber, auf die Gefahr ähnlich wiederholend wie der Autor zu klingen, dieses bleibt komplett unmotiviert und ohne weitere Relevanz für die Geschichte.

 Große Autorenleistungen erkennt man oft erst am Ende eines Buches, wenn sich plötzlich scheinbar völlig unabhängig voneinander entwickelnde Geschichtenstränge organisch zusammenfügen und beim Leser für einen Woweffekt sorgen, wenn er oder sie uns darüber staunen lässt dass wir diese Zusammenhänge nicht früher wahrgenommen haben. Bei Klavan gibt es diesen Moment nie. Weil nichts was im Roman geschieht Einfluss hat auf irgendein anderes Ereignis. Strang für Strang lässt der Autor einfach jede Wendung in der Geschichte fallen und geht zur nächsten über – soll sich der verdammte Leser das Ganze doch selbst zusammenreimen.

 Die extreme Islamangst/-feindlichkeit der Geschichte, welche sich so sonst glaube ich nur in der freien Baen Bibliothek wiederfindet, Zeichnet sich oben ja bereits ab. Zudem fügt sich eine offene Frauenfeindlichkeit, zumindest aber Verachtung, des Autors. Gäbe es in der Literatur so etwas wie einen Donald Trump Award for outstanding misogyny, Klavans Roman würde die Auszeichnung einhändig einstreichen.
 Der einzige Frauencharakter der „positiv“ davon kommt ist die erwähnte Ehefrau von Agent Adams. Ein Idealbild der christlichen Hausfrau. Bis zur Selbstverleugnung devot, konsumiert keine Nachrichten und ihre einzige Lektüre besteht aus Gebetsbuch und Bibel. Eine Frau die nur für Mann, Kinder und Kirche lebt. Selbst wenn Adams unter Zwang ihr endlich seine Affäre eingesteht, unmittelbar nachdem er sie ihr gegenüber noch geleugnet hat, fällt dieser nichts besseres ein als diese als „eine gesandte Prüfung“ zu sehen aus der ihre Ehe gestärkt hervorgehen wird.
Dem entsprechend erhält der „Held“ am Ende auch seine Absolution von der Tötung Margo Heathertons zugesprochen (Zitat: „Let this be your Reckoning“).
 Frauen die im Berufslebenstehen und Karriere machen sind bei Klavan entweder intrigant, Adams Chefin, zu unrecht auf ihrem Job, eine Latina welche laut den Agents nur befördert wurde um eine Minderheitenquote zu Erfüllen, oder wollen eigentlich Männer sein, suchen aber da dies nicht geht eben das nächst beste zu erreichen, die Akzeptanz eines Mannes zu gewinnen... selbstverständlich sind Klavans Frauen inhärent schwache Kreaturen die ohne die Bestätigung der Männer nicht bestehen könnten.
 Es nimmt sich fast schon Ironisch aus, wenn jemand der so konservativ Christlich daherkommt wie Klavan, sich berufen fühlt die Gefahr eines fanatischen Islam heraufzubeschwören.

 Und last but not least, Klavans Schreibstil ist unglaublich wiederholend.
Kapitel um Kapitel haut er uns mehrfach aufeinanderfolgende, exakt gleich lautende Sätze um die Ohren. Es ist als hätte der Autor seine verzweifelten Versuche seiner Geschichte Richtung zu geben einfach mit auf das Papier gebannt. Ein vernünftiges Lektorat hätte die Geschichte dabei sicherlich retten können, gut wäre sie wohl nie geworden aber für eine unterhaltsame Kurznovelle hätte es durchaus reichen können – aufgeblasen auf knapp dreihundert Seiten überwiegt leider nur noch der Ärger.

 Als Fazit lässt sich hier von meiner Seite nur Ziehen, lassen sie das Buch liegen.
Klavans Werwolf Roman ist noch nicht einmal schlecht genug geschrieben um wenigstens für unfreiwillige Lacher herhalten zu können, mit ausnahme der, vom Autor todernst gemeinten, obligatorischen Folterszene in welcher Superbösewicht Dominic Abend voller Phatos* seinen Plot enthüllen darf und dann gerade rechtzeitig die Bühne verlässt um dem Helden Zeit zu geben sich in einen Werwolf zu verwandeln und die Schergen des Schurken niederzumetzeln...
Wenn sie einen unterhaltsam geschrieben Werwolf-Pulp Plot mit Verschwörungen und manischen Superbösewichten suchen, greifen sie zu Pat A. Briscos The other people (deutsch bei Heyne unter Der Wolfsmensch).


* Die Figur des Dominic Abend in dieser Szene wäre eine Paraderolle für Vincent Price gewesen.
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Randnotiz:
 Dies hat nichts zu bedeuten, hoffe ich, aber mir ist aufgefallen das Andrew Klavan sich zusammen mit David Baldacci die zweifelhafte Ehre teilt das ihre Werke als Vorlagen für Clint Eastwood Filme dienten (True Crime - Ein wahres Verbrechen und Absolut Power), die ich beide als sehr gelungen empfand - beide Autoren jedoch mich als Leser enttäuscht haben.

Mittwoch, 1. Februar 2017

Wenn ich dich nicht erfunden hätte








 Wenn ich dich nicht erfunden hätte, Julia Dibbern
(InkRebels, 2017)


Klappentext:
 Endlich achtzehn!
Leo ist aufgeregt, aber bester Dinge, als sie fürs Studium allein nach Hamburg zieht. Doch die Unabhängigkeit stellt sich als gar nicht so einfach heraus, denn plötzlich muss Leo mit einem Biotop im Badezimmer und dem vermeintlichen Hammermörder als Nachbarn klarkommen.
Und dann trifft sie auch noch auf Loris, was nur halb so kompliziert wäre, hätte sie nicht das Gefühl, ihn längst in- und auswendig zu kennen: aus den Geschichten, die sie schreibt, seit sie einen Stift halten kann.
Doch wie ist das zu erklären? Kann es Seelenverwandtschaft wirklich geben?
Und … wie soll sie mit den Seiten von Loris umgehen, die sie nicht erfunden hat – den dunklen Seiten?
Was, wenn es tatsächlich für jeden Menschen ein Gegenstück auf der Welt gab?
Und sie hatte – aus welchen Gründen auch immer – durch die Falten der Zeit geschaut und ihn gekannt, bevor sie ihm begegnet war?


 Wenn ich dich nicht erfunden hätte ist im Zuge einer LovelyBooks Leserunde bei mir eingezogen.
Was mich angezogen hatte, war zunächst der Titel. Das ganze Klang zu sehr nach leichter, romantischer Kost um daran vorüberzugehen. Die Leseprobe auf der Seite der InkRebels – die schon allein wegen ihrer witzigen Blogposts einen Besuch wert sind – hat es dann auch geschafft mich direkt am PC-Bildschirm für sich einzunehmen, ein weiteres gutes Zeichen.
Das Cover war dabei zunächst nicht wirklich meins, zu grau, zu trist, zu – wie eine Mitlesern den Nagel auf den Kopf traf „Jugenddrama“. Wie sich heraus stellt war meine Assoziation zu Titel und Leseprobe nicht halb so korrekt wie ihre Assoziation zum Cover* - nicht jetzt dass Wenn ich dich nicht erfunden hätte schwere, unromantische Kost gewesen wäre.

 Wider erwarten bewegt sich der Roman gefühlt näher am New Adult, was ja bekanntlich nicht so meines ist, denn im Jugendbuch Bereich, was aber eventuell die Colleen Hoover Fanfraktion gleich einmal aufhorchen lässt. Tatsächlich wird die Geschichte von meinen Mitleserinnen ganz gerne in die „Bad Boy Romance“ Kategorie geschoben – ich weiß jedoch nicht wie zutreffend dieser Vergleich ist, da ich, siehe oben, in diesem Genre nicht wirklich unterwegs bin.
Jedoch ist Loris genau das was man ein „unapologetic arsehole“ nennen darf und hat mit seiner Art sogleich meine Persönliche Top-Ten der „Charaktere die ich am liebsten Tot sehen würde“ erstürmt – in etwa gleich auf mit Dexter Mayhew aus Zwei an einem Tag.

 Wie gesagt das Buch ist eher New Adult Material, weshalb ich der Altersempfehlung auf LovelyBooks als All Age Roman ab 14 nur bedingt zustimmen wollte. Aber das ist die Crux wenn Jugendbücher erwachsen werden - oder wenn man als Erwachsener Jugendbücher liest - und soll auch nicht unbedingt negative Kritik sein. Ich begrüße die Tatsache das der Markt Jugendbuchautoren heutzutage zugesteht ihr Zielpublikum ernster zu nehmen, ihnen Themen zu präsentieren die irgendwo näher an ihrer Lebensrealität handeln als dies früher der Fall war. Die Kehrseite ist halt die das mich der Anteil den der Sex in der Geschichte einnahm dann doch etwas überrumpelt hat.

 Entgegen dem ist das Buch gar nicht so sehr Romanze. Im Kern liegt das tragende Element mit auf der Rolle die Freunde für einen im Leben spielen. Es sind Freundin Miri, die Leo immer ein Stück weit auf dem Boden hält oder ihr auch schon mal einen verbalen Tritt in den Hintern verpasst wenn nötig, und Leos neugefundene Freundin Sina, die Leo immer unterstützend zur Seite steht bei ihrem romantisch verklärten Höhenflug auch wenn diese sich dabei gelegentlich versteigt, welche der Geschichte den Unterbau liefern.
Es ist auch eine Geschichte vom Erwachsen werden, davon sich in der Liebe nicht zu Verlieren, vom lernen das loszulassen was einem schadet und an dem festzuhalten was einem Stärke verleiht.

 Auch wenn das Buch inhaltlich gar nicht so sehr dem entsprach was ich mir davon ausgemalt habe, aber dann irgendwie eben doch, hat mich die Geschichte gut Unterhalten. Autorin Julia Dibbern Erzählt mit gebotenem Ernst, aber auch mit Leichtigkeit und Sinn für Romantik. In einem Stil der einen einnimmt, mit glaubhaften Dialogen und Charakteren die man Würgen, Schütteln, oder einfach nur den ganzen Tag knuddeln möchte, welche sich dabei aber immer realistisch in ihre Rollen fügen.

 Das ganze läuft nicht ab ohne dabei das eine oder andere Klischee zu streifen, aber am Ende bringt sie ihre Geschichte zu einem überzeugenden Abschluß, der zwar nicht alles aufklärt, denn nicht alles im Leben lässt sich klären, aber alle losen Fäden aufnimmt und das Geheimnis um Leos Verbundenheit zu Loris ohne Hokuspokus aufzulösen vermag.

Mein Dank an
LovelyBooks,für die Leserunde
Julia Dibbern und die InkRebels, für Buch und Lesebegleitung
und alle meine MitleserInnen.

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*Apropos, winzige Coverkritik am Rande: 
Für die eBook Ausgabe sollte man sich eventuell überlegen noch ein wenig was zu Ändern, denn in Schwarz/Weiß Darstellung kommen Titelzug und Autorenname nicht so ganz zur Geltung.