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Sonntag, 12. Februar 2017

Werewolf Cop








Werewolf Cop, Andrew Klavan
(Pegasus Books, 2015)


Kurzinhalt:
 Man nennt sie „Der Cowboy“ und „Broadway Joe“, die Agents Zach Adams und Martin Goulart gehören einer Spezialeinheit der Polizei an, welche sich ganz auf die Jagd nach dem Verbrecher Dominic Abend konzentriert.
Der aus Deutschland stammende Gangsterboss Abend steht im Begriff mit Hilfe seiner Gruppe, der „Brüderlichkeit“, die gesamte Unterwelt Amerikas an sich zu reißen.
Bisher erwies sich Abend dabei als zu gerissen um ihn Festzunageln, doch jetzt scheint ihn etwas aus seinem Versteck gejagt zu haben.
Ein Gemetzel an einem bekannten Hehler weist das Markenzeichen von Abends „Brüderlichkeit“ auf, die Opfern wurden offenbar mit Schwertern hingerichtet und Zerstückelt. Aufnahmen vom Tatort weisen daraufhin das Abend selbst am Überfall beteiligt war. Noch während Agent Adams darüber rätselt was so besonders sein könnte, das der Gangsterboss selbst das Risiko eingeht sich zu Zeigen, erhält er einen Hinweis darauf das Abend ein mysteriöses Artefakt sucht welches in Verbindung mit Peter Stump, dem Werwolf von Bedburg, stehen soll.
Agent Adams folgt der Spur des Informanten nach Deutschland, dort erfährt er das Abend der Drahtzieher hinter Ereignissen ist, welche zum Sturz Europas unter dem fanatischen Islam geführt haben. Ein geheimes Treffen im Schwarzwald soll Adams weiterhelfen, doch in dieser Vollmondnacht kommt es stattdessen zu einer Konfrontation mit einer übernatürlichen Bestie welche Adams nur schwer verwundet Überlebt.
Als Adams seinen Verwundungen zum Trotz Überlebt, glaubt er zunächst bei seiner Europe Reise einem Fieberwahn zum Opfer gefallen zu sein. Doch nach und nach muss er lernen dass eine Übernatürliche Bedrohung von Abend ausgeht, und als der nächste Vollmond naht muss er auch erkennen dass der Keim des Bösen nun in ihm selbst steckt und ihm nur noch wenig Zeit bleibt Abend aufzuhalten, ehe Amerika das Schicksal des alten Kontinents teilt.


 Klavans Werewolf Cop hätte allen Schwächen zum Trotz unterhaltsam sein können, doch der Autor schafft es seine Geschichte ungebremst an die Wand zu fahren. Das Manuskript vereint eine solche Anzahl von Problemen auf sich, dass man sich zum einen nur wundern kann wie er einen Verleger dafür fand und zum anderen kaum weiß wo man am besten anfängt, diese Probleme aufzulisten.

 Am besten beginnen wir wohl bei der Geschichte, oder besser den Geschichten die der Autor hier unter ein Dach zu bringen versucht – welche aber alle irgendwie nach und nach ins Nichts laufen.
Die vermutete Grundidee, weil sie den größten Seitenanteil verbraucht, war wahrscheinlich die einen Neo Noir Roman zu schreiben. In diesem Storystrang droht der von der Presse zum Helden hochstilisierte Zach „Cowboy“ Adams über eine außereheliche Affäre mit einer Femme Fatal zu stolpern die ihn Stalkt. Bereits in diesem Teil macht sich die große schwäche des Schreibers bemerkbar, denn es gibt keine wirkliche Motivation für diesen Geschichtenteil, noch für das Verhalten der Charaktere darin. Margo Heatherton verführt den Cowboy, warum? Es muss genügen das sie eine verwöhnte Tochter aus reichem Hause ist und auf das Bild in der Presse hin beschlossen hat in zu Verführen, nun gut das mag als Motivation von ihrer Seite genügen, warum aber Adams sich darauf einlässt, bleibt immer recht vage. Angeblich Liebt er seine devote Frau – dazu später mehr – und die Kinder und plagt sich fortan mit Gewissensbissen, aber wohl nie genug um ihr gegenüber je ehrlich zu sein. Nach der X-ten Wiederholung – auch dazu noch mehr - von Adams „Woe, wo is me, I’ve been led astray“ (Kein direktes Zitat), wirkt das Ganze nur noch ermüdend und nervig.
Schlimmer noch, es gewinnt zu keinem Zeitpunkt relevanz für die Erzählung.

 Das leitet uns gleich über zum zweiten Problem, Europa steht im Buch in Flammen. Islamische Fanatiker überrennen die Nationen, das Britische Parlamentshaus lodert, Paris ruft die Sharia aus, und niemanden kümmert es. Weder Charaktere noch Leser, noch die Betroffenen Nationen scheinen sich recht darum zu kümmern. Warum? Auch hier gilt das der Autor es wohl selbst nicht so recht weiß, weshalb er uns mit einem lapidaren „Es war das Werk von Dominic Abend“ abspeist. Die Nebencharaktere welche uns diese „erhellende“ Information zukommen lässt, brilliert übrigens auch mit dem Satz: „Europa ist am Ende des Zweiten Weltkriegs gefallen.“
Was will Autor damit sagen?
Keiner weiß es...
 Irgendwann in seinem Schreibprozess erkannte Klavan wohl das sein Neo Noir nicht funktioniert und beschloss dann zum Sax Rohmer inspirierten Pulp zu wechseln. Dies zumindest würde das in Flammen stehende Europe ein wenig erklären, aus Rohmers beschworener gelber Gefahr wird heute die islamische Bedrohung, und des Schreibers Fu-Manchu steht zweifelsfrei Pate für Superverbrecher Dominic Abend, der nur noch in Blockbuchstaben reden müsste um eine vollends perfekte Karikatur zu sein.
Doch sowenig wie Margo Heatherton oder Agent Adams, erfährt Abend irgendeine Motivation für sein tun.

 Auftritt, Storystrang drei: Abend ist nicht nur böse, er ist besessen vom Bösen.
Hieraus versucht der Autor nun unterstütz durch Wikipediarecherchen eine Urban Fantasy Storyline zu bauen. An dieser Stelle kommt dann auch endlich der Titelgebende Werwolf zum Einsatz – welcher im ganzen kaum ein Drittel der Geschichte einnimmt. Zwar gelingt dem Autor ein einzelnes, nicht unatmosphärisches Kapitel mit Horrorelementen – aber, auf die Gefahr ähnlich wiederholend wie der Autor zu klingen, dieses bleibt komplett unmotiviert und ohne weitere Relevanz für die Geschichte.

 Große Autorenleistungen erkennt man oft erst am Ende eines Buches, wenn sich plötzlich scheinbar völlig unabhängig voneinander entwickelnde Geschichtenstränge organisch zusammenfügen und beim Leser für einen Woweffekt sorgen, wenn er oder sie uns darüber staunen lässt dass wir diese Zusammenhänge nicht früher wahrgenommen haben. Bei Klavan gibt es diesen Moment nie. Weil nichts was im Roman geschieht Einfluss hat auf irgendein anderes Ereignis. Strang für Strang lässt der Autor einfach jede Wendung in der Geschichte fallen und geht zur nächsten über – soll sich der verdammte Leser das Ganze doch selbst zusammenreimen.

 Die extreme Islamangst/-feindlichkeit der Geschichte, welche sich so sonst glaube ich nur in der freien Baen Bibliothek wiederfindet, Zeichnet sich oben ja bereits ab. Zudem fügt sich eine offene Frauenfeindlichkeit, zumindest aber Verachtung, des Autors. Gäbe es in der Literatur so etwas wie einen Donald Trump Award for outstanding misogyny, Klavans Roman würde die Auszeichnung einhändig einstreichen.
 Der einzige Frauencharakter der „positiv“ davon kommt ist die erwähnte Ehefrau von Agent Adams. Ein Idealbild der christlichen Hausfrau. Bis zur Selbstverleugnung devot, konsumiert keine Nachrichten und ihre einzige Lektüre besteht aus Gebetsbuch und Bibel. Eine Frau die nur für Mann, Kinder und Kirche lebt. Selbst wenn Adams unter Zwang ihr endlich seine Affäre eingesteht, unmittelbar nachdem er sie ihr gegenüber noch geleugnet hat, fällt dieser nichts besseres ein als diese als „eine gesandte Prüfung“ zu sehen aus der ihre Ehe gestärkt hervorgehen wird.
Dem entsprechend erhält der „Held“ am Ende auch seine Absolution von der Tötung Margo Heathertons zugesprochen (Zitat: „Let this be your Reckoning“).
 Frauen die im Berufslebenstehen und Karriere machen sind bei Klavan entweder intrigant, Adams Chefin, zu unrecht auf ihrem Job, eine Latina welche laut den Agents nur befördert wurde um eine Minderheitenquote zu Erfüllen, oder wollen eigentlich Männer sein, suchen aber da dies nicht geht eben das nächst beste zu erreichen, die Akzeptanz eines Mannes zu gewinnen... selbstverständlich sind Klavans Frauen inhärent schwache Kreaturen die ohne die Bestätigung der Männer nicht bestehen könnten.
 Es nimmt sich fast schon Ironisch aus, wenn jemand der so konservativ Christlich daherkommt wie Klavan, sich berufen fühlt die Gefahr eines fanatischen Islam heraufzubeschwören.

 Und last but not least, Klavans Schreibstil ist unglaublich wiederholend.
Kapitel um Kapitel haut er uns mehrfach aufeinanderfolgende, exakt gleich lautende Sätze um die Ohren. Es ist als hätte der Autor seine verzweifelten Versuche seiner Geschichte Richtung zu geben einfach mit auf das Papier gebannt. Ein vernünftiges Lektorat hätte die Geschichte dabei sicherlich retten können, gut wäre sie wohl nie geworden aber für eine unterhaltsame Kurznovelle hätte es durchaus reichen können – aufgeblasen auf knapp dreihundert Seiten überwiegt leider nur noch der Ärger.

 Als Fazit lässt sich hier von meiner Seite nur Ziehen, lassen sie das Buch liegen.
Klavans Werwolf Roman ist noch nicht einmal schlecht genug geschrieben um wenigstens für unfreiwillige Lacher herhalten zu können, mit ausnahme der, vom Autor todernst gemeinten, obligatorischen Folterszene in welcher Superbösewicht Dominic Abend voller Phatos* seinen Plot enthüllen darf und dann gerade rechtzeitig die Bühne verlässt um dem Helden Zeit zu geben sich in einen Werwolf zu verwandeln und die Schergen des Schurken niederzumetzeln...
Wenn sie einen unterhaltsam geschrieben Werwolf-Pulp Plot mit Verschwörungen und manischen Superbösewichten suchen, greifen sie zu Pat A. Briscos The other people (deutsch bei Heyne unter Der Wolfsmensch).


* Die Figur des Dominic Abend in dieser Szene wäre eine Paraderolle für Vincent Price gewesen.
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Randnotiz:
 Dies hat nichts zu bedeuten, hoffe ich, aber mir ist aufgefallen das Andrew Klavan sich zusammen mit David Baldacci die zweifelhafte Ehre teilt das ihre Werke als Vorlagen für Clint Eastwood Filme dienten (True Crime - Ein wahres Verbrechen und Absolut Power), die ich beide als sehr gelungen empfand - beide Autoren jedoch mich als Leser enttäuscht haben.

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