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Samstag, 22. Juli 2017

tucking fypos


 Ich möchte mal hoffen das Matt Lee Marschall beim Verfassen seiner Geschichte Hallow (Amazon 2016, ca. S.41) nur die Finger vorausgeeilt sind, wenn die zum Ende in Kapitel Sieben hin vorausgesehene Hinrichtung so quasi zum BDSM Grillfest wird:
"She was certain that she would be dead within a day. She saw it in her dreams, tied to a steak as flames ate her flesh and charred her bones."

Montag, 10. Juli 2017

A different Blue








A different Blue, Amy Harmon
(2013, Smashwords)


Kurzinhalt:
 Blue Echohawk ist in ihrem letzten Schuljahr. Sie ist ein Inbegriff der rebellischen Schülerin, trägt zu viel Make-Up, zu enge Kleidung und fordert die Lehrer heraus. Sie ist beliebt bei den Jungs, doch lässt keinen von ihnen emotional an sich heran. Wenn ihr danach ist schnappt sie sich einen für ein schnelles intimes tête-à-tête und das war es dann auch.
 Doch in diesem Jahr kommt ein neuer Geschichtslehrer an Blues Schule, Darcy Wilson. Der Brite fordert mehr von seinen Schülern als nur Geschichte zu Lernen, er fordert sie auf sich mit ihrer eigenen Geschichte auseinander zusetzten.
 Blue verweigert sich Wilson zunächst, fordert ihn heraus, versucht ihn auf die Palme zu bringen, doch der junge Lehrer scheint Blue von Anfang an zu Durchschauen, hinter die sorgfältig aufgebauten Fassaden zu Blicken welche Blue so lange erfolgreich zu Schützen vermochten.
 Blue Echohawk, kennt ihre Geschichte nicht. Sie weiß nicht wie alt sie wirklich ist, was ihr wahrer Name ist oder wer ihre Eltern sind. Sie wurde im Alter von zwei Jahren von ihrer Mutter ausgesetzt und dem Indianer Jimmy Echohawk aufgezogen … Blue ist ein Mädchen ohne Geschichte und zuviel unverarbeitetem Zorn in sich.


Ein paar generelle Anmerkungen:
 Es ist immer wieder ein schönes Gefühl wenn man in einer Geschichte auf die Passage trifft, welche ihr den Namen gab. A different Blue, das ist was eine andere Vergangenheit aus Blue gemacht hätte. Eine andere Blue, das ist es auch was die Charaktere im Verlauf der Geschichte wird. Eine andere, aber trotzdem Für immer Blue, wie es der deutsche Titel erfasst.
 Auch wenn nicht alles rund läuft für mich in der Geschichte, und es Entwicklungen gab die mir, nun, problematisch erscheinen (dazu mehr in der Spoiler Sektion) hat es mich sehr gefreut wie Amy Harmon die Entwicklung von Blue beschreibt.

 Blue ist von Anfang an eine Rebellin mit viel zu großem Herzen, sie ist eine Einzelgängerin – weitestgehend, sie kann es nicht vermeiden von zwei mexikanischen Kids „Adoptiert“ zu werden die wohl als einzige noch verlorener sind in der Welt als Blue – aber nicht bösartig oder selbstzerstörend. Blue ist das was man, wäre sie ein Mann, „sexual assertive“ nennen würde, aber weil sie eine Frau ist sie zur „Schlampe“ abstempelt.
 Dieser Teil wird von Amy Harmon überraschend gut gehandhabt und ist eine der Stärken der Erzählung. Amy macht uns zornig, nicht auf Blue, sondern auf ihr Umfeld, das diese starke junge Frau die Vorurteile ihrer Umwelt verinnerlichen lässt so das sie selbst glaubt Müll zu sein.
 Frei nach Stephen Chbosky
Wir nehmen die Liebe an, von der wir glauben, dass wir sie verdienen.


 Am Ende ist Blue eine andere, nicht mehr das Mädchen das mit Jungs schläft um sich für einen flüchtigen Augenblick geliebt zu fühlen, wichtiger noch aber nicht mehr die Blue welche glaubt das dies irgendwie ihren Wert als Mensch mindert. Ich mochte das und hätte gerade von Amy Harmon eine so essentiell positive Botschaft zu Promiskuität nicht erwartet. Natürlich bleibt Harmon sich und ihrem Glauben treu, natürlich findet auch Blue im Verlauf des Buches zu einem Glauben an Gott, aber die Autorin schafft diesen Wandel überzeugend zu vollziehen und ganz ohne Slut-Shaming.

 Der Klappetext zur deutschen Ausgabe spricht von einer „verbotenen“ Liebe zwischen Blue und ihrem Lehrer. Das ist, pardon, kompletter Unsinn. Die erste Hälfte des Buches beschäftigt sich mit Blues Schulzeit unter Wilson, in welcher nichts verboteneres zwischen ihnen geschieht als das ein Lehrer eine Schülerin herausfordert über ihre Selbstzweifel hinaus zu wachsen. Die, sich langsam und in keiner Weise unziemlich entwickelnde, Liebesgeschichte zwischen den nimmt eigentlich erst ab der zweiten Hälfte des Buches ihren Anfang, nach dem Blue die Schule abgeschlossen hat und aus finanziellen Gründen bei Wilson als Untermieterin einzieht.

 Die Liebesgeschichte zwischen Blue und Wilson ist eine weitere Stärke des Buches. Sie entwickelt sich langsam und glaubhaft, es ist eine sachte Annäherung in kleinen Schritten. Wilson lässt Blue Zeit sich zu entfalten, ihre Stärken zu erkennen und hilft ihr, wann immer sie ihn lässt, sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zusetzten.

 Die Geschichte um Blues Familie und wie und warum sie zu Jimmy Echohawk kam, greift nicht immer ganz glaubhaft ineinander, hier und bei ein paar anderen dramatischen Entwicklungen begeben wir uns schon gelegentlich auf Seifenopernniveau. Trotzdem, Blues Erinnerungen an ihren Ziehvater sind zutiefst Herzerwärmend.


Spoiler Sektion

 Ich habe es oben schon gesagt, gewisse Plotpunkte erscheinen etwas bedenklich.
Blue wird durch kurz vor Ende des Schuljahres Schwanger, da sie den Vater ihres Kindes nicht liebt und selbst nicht glaubt alleine für ein Kind sorgen zu können, gibt sie ihr ungeborenes Kind zur Adoption frei – an Wilsons Schwester.
 Für Melody wird somit irgendwann der Tag kommen an dem sie erfahren muss, dass die Schwägerin ihrer Mutter in Wahrheit ihre, Melodys, leibliche Mutter ist. Dürfte für eine interessante Pubertät sorgen.


 Der perfekte Wilson, versagt einmal mit Pauken und Trompeten.
Zum Ende des Buches hin, als Blue sich bereit macht eine Ausstellung ihrer Stücke zu Besuchen, sieht er sie komplett herausgeputzt und Spiegelt all die Vorurteile die Blue all die Jahre  über sich ergehen lassen musste und welche sie endlich hinter sich gebracht hat.
 Heuchlerischer Weise sagt er später er habe Blue immer geliebt und ihr Vertraut. Nun offensichtlich nicht so ganz. Es traurig und einer der ärgerlicheren Fauxpas im Buch das Wilson Blue zwar seine Liebe gesteht, aber diese Liebe offenbar nie tief genug, oder ehrlich genug ist ihn erkennen zu lassen das er sich an diesem Abend wie kompletter Bastard benahm und sich wenigstens aufrichtig dafür zu Entschuldigen. Das hat mir ganz persönlich die Freude am Ende ein Stück geschmälert.


Spoiler Ende


 Wer sich Amy Harmon einmal annähern will, liegt im Kern mit keinem ihrer Bücher falsch. Die Autorin ist ungemein lesbar, aber, ich möchte dies erneut unterstreichen da ich auch schon Kritiken zu ihren Büchern gelesen habe die ihr gerade dies ankreiden, man muss sich bewusst sein dass sie eine gläubige christliche Autorin ist. Das Verhältnis zu Gott oder finden zu Gott ist für ihre Protagonisten oft wichtiger Teil ihres Weges und/oder Wesens.
Meine persönliche Empfehlungspräferenz wäre es jedoch Making Faces (dt. Vor uns das Leben) vor A different Blue (dt. Für immer Blue) zu Lesen.



Zum Roman hat die Autorin auch einen Bonus Epilog verfasst, diese Szene kann hier finden:
http://totallybookedblog.com/2013/04/12/exclusive-epilogue-from-a-different-blue-by-amy-harmon/

Samstag, 1. Juli 2017

The Witcher / Der Hexer








 Die komplette Hexer-Saga 1, Andrzej Sapkowski
(dtv, 2017)


 Der letzte Wunsch: Geralt von Riva ist ein Hexer mit einem Spezialgebiet: Er verdient seinen Lebensunterhalt mit dem Kampf gegen Ungeheuer aller Art – Drachen, Vampire, menschenfressende Bestien. Die Geschäfte gehen nicht schlecht, doch es gibt noch mehr, was ihn beschäftigt. Sein Herz gehört der schönen Zauberin Yennefer… 

 Zeit des Sturms: Kurz nach seiner Ankunft im Königreich Kermack wird Hexer Geralt von Riva verhaftet. Die Zauberin Koralle will ihn so zwingen, einen gefährlichen Auftrag anzunehmen. Er soll einen Dämon finden, der in Menschengestalt blutige Massaker verübt. Geralt, betört von der magischen Schönheit Koralles, nimmt den nahezu aussichtslosen Kampf gegen das Ungeheuer auf…

 Das Schwert der Vorsehung: Obwohl es sein Ehrenkodex als Hexer eigentlich verbietet, schließt sich Geralt von Riva einer Gruppe von Drachenjägern an – denn die Zauberin Yennefer, seine verlorengeglaubte Geliebte, ist unter ihnen. Aber die Interessen der Jäger sind zu unterschiedlich: Es beginnt ein Kampf jeder gegen jeden. Und ganz allmählich wird eine Bedrohung der festgefügten Ordnung spürbar...
 Quelle: Amazon.de


 Als als ich mich über das Witcher III Spiel für meine PS 4 informiert habe, bin ich in einer Computer Zeitschrift auf eine Randbemerkung gestoßen, dass Autor Andrzej Sapkowski dem Spiel, welches zu diesem Zeitpunkt zum Spiel des Jahres gekürt worden war, nicht zugetan ist. Dies ist allerdings auch schon alles, was der Artikel zu berichten wusste. Auf ein warum wurde nicht eingegangen – nur noch schnell darauf hingewiesen, das der Erfolg der Spielreihe dem Verkaufserfolg der Romane sicher ebenfalls zuträglich ist.

 Die Hexer Romane liegen nun in zwei Bänden als komplett Saga vor, Band 1 enthält auf knapp tausend Seiten* die ersten drei Bände, Band zwei die restlichen fünf Bände der Reihe.
Als Spieler fällt einem zuerst auf das sich der Geralt des Buches in seiner Beschreibung ein Stück vom Helden der Buchreihe unterscheidet, die Beschreibung seiner Figur erinnerte mich eher an Michael Moorcocks Elric von Melnibone. Das nächste das einem Auffällt ist das der Tond er Romane anders ist im Spiel, die Geschichten zeichnen das Bild eines verwahrlosten, undatierten Mittelalters. Eine Welt roher Sitten, offener Gewalt und loser Moral.
Die Spielemacher orientieren sich in ihrer Charakterisierung gefühlt stärker an der Heroic Fantasy, Sapkowskis Schreibstil hingegen ist eher ironisch gehalten, nimmt die typischen Fantasyelemente ein wenig auf den Arm. Hier stehen die Hexer Geschichten weit mehr in der Tradition eines Fritz Leiber, erinnern an die Abenteuer von Fafhrd und der Graue Mausling, nur sprachlich sehr viel derber gehalten.
Moralisch bewegt sich Geralt in einer definitiven Grauzone, er wird als klassischer Drifter dargestellt, so wie wir die Revolverhelden des Italo Western Genres kennen. Ein käufliches Schwert, dessen Moral sich oft dem Geldbeutel beugt.
 »Ja«, sagte Foltest widerwillig. »Von manchen höre ich das andauernd. Das Ungeheuer töten, denn es ist ein unheilbarer Fall. Meister, ich bin sicher, dass man schon mit dir gesprochen hat. Was? Dass du die Menschenfresserin ohne Zeremonien erledigst, gleich zu Beginn, und nachher sagst, dass es nicht anders ging. Der König zahlt nicht, wir zahlen. Eine sehr praktische Methode. Und billig. Denn der König lässt den Hexer köpfen oder aufhängen, und das Gold bleibt in der Kasse.« 
  »Der König wird den Hexer auf jeden Fall köpfen lassen?« Geralt verzog das Gesicht.       Foltest schaute dem Rivier lange in die Augen.     
 »Der König weiß nicht«, sagte er schließlich. »Aber der Hexer muss jedenfalls mit dieser Möglichkeit rechnen.«     
 Nun war es Geralt, der eine Weile schwieg.      
 »Ich habe vor, zu tun, was ich kann« sagte er schließlich. »Aber wenn es schiefgeht, werde ich mein Leben verteidigen. Ihr, Herr, müsst auch mit dieser Möglichkeit rechnen.«

 Inhaltlich mochte ich das Spiel mehr als die Erzählungen des Autors, dessen Geschichten zwar zeitweilig durchaus unterhalten können, er liefert eine überaus gelungene Variation auf die Geschichte von Schneewittchen ab, mir aber oft persönlich moralisch sich zu abseitig bewegen, in einem Zwischenspiel schläft Geralt mit einer Priesterin welche abwechselnd als „Mädchen“ und „Kind“ tituliert wird und generell hält es Sapkowski gefühlt mit der mittelalterlichen Tradition von Kindsbräuten in seinen Erzählungen. Die idee von Sex mit minderjährigen darf eine beim Lesen also nicht stören. Das Geralt zudem in einer Variation auf das „Die Schöne und das Biest“ Thema einem Vergewaltiger hilft seinen Fluch zu brechen... wie gesagt, hier findet sich die lose moralität des Italo Westerns wieder, Buch Geralt ist mehr Antiheld den strahlender Ritter.
 Als ich von Kaer Morhen auszog, träumte ich von der Begegnung mit meinem ersten Ungeheuer, ich konnte es nicht erwarten, ihm Auge in Auge gegenüberzustehen. Und dann war es so weit.     
 Mein erstes Ungeheuer, Iola, war kahlköpfig und hatte außerordentlich hässliche, schlechte Zähne. Ich begegnete ihm auf der Landstraße, wo es zusammen mit anderen Ungeheuern seinesgleichen, Marodeuren aus irgendeiner Armee, einen Bauernwagen angehalten und aus diesem Wagen ein Mädchen herausgezerrt hatte, vielleicht dreizehn Jahre alt, vielleicht noch jünger. Die Kumpane hielten den Vater des Mädchens fest, und der Kahlköpfige riss ihr den Rock vom Leibe und sagte, jetzt sei für sie die Zeit gekommen, zu erfahren, was ein richtiger Mann sei. Ich ritt heran, stieg ab und sagte dem Kahlkopf, dass auch für ihn die Zeit dafür gekommen sei. Ich hielt das für wahnsinnig witzig. Der Kahlkopf ließ das Mädchen los und stürzte sich mit einer Axt auf mich. Er war sehr langsam, aber hart im Nehmen. Ich schlug ihn zweimal, erst dann fiel er. Meine Hiebe waren nicht besonders sauber, aber sehr, sagen wir, beeindruckend, derart, dass die Kumpane des Kahlkopfs flohen, als sie sahen, was ein Hexerschwert aus einem Menschen machen kann …     
 Ich langweile dich doch nicht, Iola?     
 Ich brauche dieses Gespräch. Ich brauche es wirklich.     
 Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, bei meiner ersten edlen Tat. Weißt du, Iola, in Kaer Morhen ist mir eingehämmert worden, dass ich mich nicht in solche Angelegenheiten einmischen soll, sondern einen Bogen darum machen, nicht den fahrenden Ritter spielen und den Ordnungshütern nicht zu Hilfe eilen. Ich war nicht ausgezogen, um mich auszuzeichnen, sondern um für Geld die mir aufgetragenen Arbeiten zu erledigen. Ich aber mischte mich wie der erste beste Dummkopf ein, noch ehe ich fünfzig Meilen vom Fuß des Gebirges entfernt war. Weißt du, warum ich das tat? Ich wollte, dass das Mädchen mit Tränen der Dankbarkeit mir, ihrem Retter, die Hand küsste und ihr Vater mir auf Knien dankte. Stattdessen war der Vater zusammen mit den Marodeuren weggelaufen, und das Mädchen, das den größten Teil vom Blute des Kahlkopfs abbekommen hatte, übergab sich und bekam einen hysterischen Anfall, und als ich mich ihr näherte, war sie starr vor Angst. Seither habe ich mich in derlei Geschichten nur noch sehr selten eingemischt.     
 Ich habe meine Sache gemacht. Schnell lernte ich, wie man es anstellt. Ich bin zu den festen Wohnsitzen im Lande geritten, habe unter den Palisaden von Siedlungen und Städten haltgemacht. Und gewartet. Wenn ich angespuckt wurde, beschimpft und mit Steinen beworfen, bin ich weggeritten. Wenn stattdessen jemand herauskam und mir einen Auftrag gab, führte ich ihn aus.

Fazit ist, wer den Hexer nur aus dem Spiel kennt, der trifft in den Erzählungen zwar auf allerlei Bekanntes, wie die schwarzäugige Zauberin Yennefer, der Geralts Herz gehört, und Kaer Morhen, der Stätte an welcher die Hexer gemacht wurden, aber eingebettet in eine weitaus düstereres, schmutzigeres Szenario.
Sapkowskis Fantasy ist eine Hund frisst Hund Welt die wenig Platz hat für Heldentum und Ritterlichkeit.

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* Die Amazon Seite zeigt nur die Seitenzahl des ersten Bands der Sammlung!
  Sammelband zwei dürfte überschlagen etwa fünfzehnhundert Seiten umfassen.