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Mittwoch, 1. Februar 2017

Wenn ich dich nicht erfunden hätte








 Wenn ich dich nicht erfunden hätte, Julia Dibbern
(InkRebels, 2017)


Klappentext:
 Endlich achtzehn!
Leo ist aufgeregt, aber bester Dinge, als sie fürs Studium allein nach Hamburg zieht. Doch die Unabhängigkeit stellt sich als gar nicht so einfach heraus, denn plötzlich muss Leo mit einem Biotop im Badezimmer und dem vermeintlichen Hammermörder als Nachbarn klarkommen.
Und dann trifft sie auch noch auf Loris, was nur halb so kompliziert wäre, hätte sie nicht das Gefühl, ihn längst in- und auswendig zu kennen: aus den Geschichten, die sie schreibt, seit sie einen Stift halten kann.
Doch wie ist das zu erklären? Kann es Seelenverwandtschaft wirklich geben?
Und … wie soll sie mit den Seiten von Loris umgehen, die sie nicht erfunden hat – den dunklen Seiten?
Was, wenn es tatsächlich für jeden Menschen ein Gegenstück auf der Welt gab?
Und sie hatte – aus welchen Gründen auch immer – durch die Falten der Zeit geschaut und ihn gekannt, bevor sie ihm begegnet war?


 Wenn ich dich nicht erfunden hätte ist im Zuge einer LovelyBooks Leserunde bei mir eingezogen.
Was mich angezogen hatte, war zunächst der Titel. Das ganze Klang zu sehr nach leichter, romantischer Kost um daran vorüberzugehen. Die Leseprobe auf der Seite der InkRebels – die schon allein wegen ihrer witzigen Blogposts einen Besuch wert sind – hat es dann auch geschafft mich direkt am PC-Bildschirm für sich einzunehmen, ein weiteres gutes Zeichen.
Das Cover war dabei zunächst nicht wirklich meins, zu grau, zu trist, zu – wie eine Mitlesern den Nagel auf den Kopf traf „Jugenddrama“. Wie sich heraus stellt war meine Assoziation zu Titel und Leseprobe nicht halb so korrekt wie ihre Assoziation zum Cover* - nicht jetzt dass Wenn ich dich nicht erfunden hätte schwere, unromantische Kost gewesen wäre.

 Wider erwarten bewegt sich der Roman gefühlt näher am New Adult, was ja bekanntlich nicht so meines ist, denn im Jugendbuch Bereich, was aber eventuell die Colleen Hoover Fanfraktion gleich einmal aufhorchen lässt. Tatsächlich wird die Geschichte von meinen Mitleserinnen ganz gerne in die „Bad Boy Romance“ Kategorie geschoben – ich weiß jedoch nicht wie zutreffend dieser Vergleich ist, da ich, siehe oben, in diesem Genre nicht wirklich unterwegs bin.
Jedoch ist Loris genau das was man ein „unapologetic arsehole“ nennen darf und hat mit seiner Art sogleich meine Persönliche Top-Ten der „Charaktere die ich am liebsten Tot sehen würde“ erstürmt – in etwa gleich auf mit Dexter Mayhew aus Zwei an einem Tag.

 Wie gesagt das Buch ist eher New Adult Material, weshalb ich der Altersempfehlung auf LovelyBooks als All Age Roman ab 14 nur bedingt zustimmen wollte. Aber das ist die Crux wenn Jugendbücher erwachsen werden - oder wenn man als Erwachsener Jugendbücher liest - und soll auch nicht unbedingt negative Kritik sein. Ich begrüße die Tatsache das der Markt Jugendbuchautoren heutzutage zugesteht ihr Zielpublikum ernster zu nehmen, ihnen Themen zu präsentieren die irgendwo näher an ihrer Lebensrealität handeln als dies früher der Fall war. Die Kehrseite ist halt die das mich der Anteil den der Sex in der Geschichte einnahm dann doch etwas überrumpelt hat.

 Entgegen dem ist das Buch gar nicht so sehr Romanze. Im Kern liegt das tragende Element mit auf der Rolle die Freunde für einen im Leben spielen. Es sind Freundin Miri, die Leo immer ein Stück weit auf dem Boden hält oder ihr auch schon mal einen verbalen Tritt in den Hintern verpasst wenn nötig, und Leos neugefundene Freundin Sina, die Leo immer unterstützend zur Seite steht bei ihrem romantisch verklärten Höhenflug auch wenn diese sich dabei gelegentlich versteigt, welche der Geschichte den Unterbau liefern.
Es ist auch eine Geschichte vom Erwachsen werden, davon sich in der Liebe nicht zu Verlieren, vom lernen das loszulassen was einem schadet und an dem festzuhalten was einem Stärke verleiht.

 Auch wenn das Buch inhaltlich gar nicht so sehr dem entsprach was ich mir davon ausgemalt habe, aber dann irgendwie eben doch, hat mich die Geschichte gut Unterhalten. Autorin Julia Dibbern Erzählt mit gebotenem Ernst, aber auch mit Leichtigkeit und Sinn für Romantik. In einem Stil der einen einnimmt, mit glaubhaften Dialogen und Charakteren die man Würgen, Schütteln, oder einfach nur den ganzen Tag knuddeln möchte, welche sich dabei aber immer realistisch in ihre Rollen fügen.

 Das ganze läuft nicht ab ohne dabei das eine oder andere Klischee zu streifen, aber am Ende bringt sie ihre Geschichte zu einem überzeugenden Abschluß, der zwar nicht alles aufklärt, denn nicht alles im Leben lässt sich klären, aber alle losen Fäden aufnimmt und das Geheimnis um Leos Verbundenheit zu Loris ohne Hokuspokus aufzulösen vermag.

Mein Dank an
LovelyBooks,für die Leserunde
Julia Dibbern und die InkRebels, für Buch und Lesebegleitung
und alle meine MitleserInnen.

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*Apropos, winzige Coverkritik am Rande: 
Für die eBook Ausgabe sollte man sich eventuell überlegen noch ein wenig was zu Ändern, denn in Schwarz/Weiß Darstellung kommen Titelzug und Autorenname nicht so ganz zur Geltung.

4 Kommentare:

  1. Hallo Gerd,

    ich musste bei deiner Rezension so oft schmunzeln. Wirklich schön geschrieben :o)

    Soso: Bad Boys stehen also ganz weit oben auf der Liste der Charaktere, die du am liebsten tot sehen würdest? Ich bin ja ein absoluter Fan von Bad Boys. Allerdings auch nur in Büchern und nicht im realen Leben. Und sie müssen auch ein paar bestimmte Kriterien erfüllen. Der perfekte Bad Boy ist für mich ein wenig abweisend und hart, aber man erkennt durchaus seine weiche Schale und die lässt er natürlich auch immer wieder ab und an herausblitzen, wenn es kritisch wird. Was ich ja gar nicht mag sind diese richtig gemeinen absolut fiesen und ich treibs bis über die Grenzen hinaus Typen.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Danke!

      Stimmt, Bad Boys sind nicht mein Fall.
      Deine Eigenschaftenliste klingt ein bischen nach den modernen Noir Heroen, vom Leben enttäuschte Zyniker die nur jemanden brauchen der ihnen wieder Vertrauen in die Welt einflößt (und die dann Genre gerecht abtreten).

      Ich bevorzuge eher die softies und die verwundeten Helden; die Schurken, wenn sie wie ein Han Solo daherkommen - etwas überheblich, aber auch irgendwo naiv gutmutig. :)

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    2. Hallo Gerd,

      auf jeden Fall sollten die Charaktere abwechslungsreich gehalten werden. Wenn man immer nur von Bad Boys liest, dann wirkt das irgendwann auch ermüdend. In letzter Zeit habe ich viele Liebesromane gelesen und ich muss sagen, dass ich mir gerade mal wieder einen anderen Plot wünsche.
      Aber,um mal wieder auf den klassischen Mädchenhelden zurückzukommen: Du hast da vollkommen Recht: Genau diese Art von Bad Boy wünsche ich mir, wenn ich eben diesen Charakter in Büchern vorfinde.

      Verwundete Helden und Softies können durchaus auch interessant sein. Wichtig ist, dass man sich als Leser in sie hineinfühlen kann. Ein Charakter steht und fällt mit dem Talent des Schriftstellers ihn dem Leser näher zu bringen. Findest du nicht auch?

      Ganz liebe Grüße
      Tanja :o)

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    3. Das stimmt natürlich, Nachvollziehbarkeit ist wichtig, und, als AutorIn nie das Pendel soweit ausschwingen zu lassen das der Bad Boy "irredeemable" wird. Wobei der Reiz am romantischen "Bad Boy" wohl tatsächlich mehr der weiblichen Lesenatur entspricht.

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