Diese Website verwendet Cookies, um Dienste bereitzustellen, Anzeigen zu personalisieren und Zugriffe zu analysieren. Informationen werden an Google weitergegeben.
Durch die Nutzung der Website erklären Sie sich mit Googles Weltherrschaftsbestrebungen einverstanden.

Sonntag, 20. Januar 2019

The Snow Child






 Bei den Saisonalen Buchtipps wollte ich schon länger einmal mitmachen (irgendwann sammle ich auch meine Herbstgedanken zu Something Wicked This Way Comes von Ray Bradbury in einer post, versprochen) und in diesem Winter bietet es sich hervorragend an, auch wenn meine Wahl eventuell wie Klischee wirken mag:









The Snow Child, Eowyn Ivey
(Tinder Press, 2014)


 ‘Wife, let us go into the yard behind and make a little snow girl; and perhaps she will come alive, and be a little daughter to us.’                     
 ‘Husband,’ says the old woman, ‘there’s no knowing what may be. Let us go into the yard and make a little snow girl.’  
The Little Daughter of the Snow  translation by Arthur Ransom

Inhalt:
 November, 1920.
 Jack und Mabel haben alles auf einen Neuanfang in Alaska gesetzt. Doch das Land ist unwirtlich, unerbittlich, das Leben hier gestaltet sich als härter als erwartet. Jack verliert zunehmend den Kampf der Wildnis Alaskas Farmland abzugewinnen, Mabel muss erkennen dass es in der Abgeschiedenheit dieses Landes keine Flucht vor ihrer Trauer um den Verlust ihres totgeborenen Kindes gibt. Ihre Ersparnisse neigen sich dem Ende zu und dies könnte ihr letzter Winter werden, wenn sich nichts ändert werden sie mittellos zurückkehren müssen nach Pennsylvania.

 Als der erste Schnee dieses Jahres fällt, tollen sie noch einmal wie jung herum, veranstalten eine Schneeballschlacht und Formen vor ihrem Haus ein Mädchen aus Schnee, dem Mabel Handschuhe gibt und einen roten Schal um den Hals legt.
Am nächsten Morgen ist das Schneemädchen zerstört, Handschuhe und Schal sind verschwunden, und Jack findet eine Spur im Schnee.
Fußspuren, wie die eines Kindes, welche von der Hütte wegführen.

 Wenig darauf erblicken die beiden ein Mädchen, welches begleitet von einem Fuchs durch die nahen Wälder huscht. Ein Mädchen mit blonden Haaren und rotem Schal, und Mabel erinnert sich an ein Märchen das ihr Vater ihr einst vortrug, von einem Mädchen geboren aus Schnee...


 Eowyn Iveys The Snow Child (dt. Das Schneemädchen, bei rororo) ist eine Nacherzählung eines russischen Märchens. Jeder Teil der Geschichte beginnt mit einer Passage aus einer der Übersetzungen, in welcher wir schon vorab einen Hinweis darauf erhalten was geschehen wird. Dazu kommt dass Mabel die Geschichte von ihrem Vater kennt, sie weiß welche Schicksale das Mädchen in den verschiedenen Versionen erfährt und tut ihr bestes um diese zu Verhindern.
 Dabei lässt uns die Autorin lange Zeit im Ungewissen ob das Schneemädchen real ist, oder, wie befreundete Nachbarn der beiden vermuten, nur in deren Einbildung existiert.
Das die Autorin in Unterhaltungen die mit Faina, dem Schneemädchen, geführt werden auf Anführungszeichen verzichtet, verstärkt diesen Eindruck noch und verleiht den Szenen etwas überirdisches, magisches.

 Aber Märchennacherzählung ist nur die eine Hälfte des Buches.
Darauf sollte man Leser aufmerksam machen, denn die andere Hälfte ist eine Liebeserklärung an das Einfache aber harte Leben in Alaskas Wildnis. Obgleich dieser Part, dank des fließenden Erzählstils des Autorin, niemals Langweilig wird (mir zumindest) gibt es auch Stimmen die sich über Längen im Mittelteil der Geschichte auslassen. Dieser Mittelteil widmete sich eben weitgehend dem Kampf von Jack und Mabel dem Land fruchtbaren Boden abzugewinnen und wie die harte Arbeit, sowie die gemeinsame Sorge um Faina welche in den Sommermonaten dem Schnee in die Berge folgt, die beiden näher zueinander führt.
 The Snow Child ist eine sehr personenbezogene Erzählung, es geht dabei mehr um das Innenleben der Charaktere und Beschreibungen von Alaskas harscher Schönheit. Charakterstudie und Naturbetrachtungen beherrschen die Erzählung in diesem Teil weitgehend.


 Faina ist jedoch als mehr als nur ein magisches Ereignis zu sehen, mehr als nur fleischgewordene Sehnsucht der beiden nach einem eigenen Kind. Es ist mit Sicherheit kein Zufall das unter den wenigen Büchern welche Mabel sich erlaubt hat in ihre neue Heimat mitzunehmen, zumindest zwei aus der Feder von Jack London stammen. Zum einen White Fang (Wolfsblut), dieses Buch gibt sie dem Sohn befreundeter Nachbarn zum Lesen, welcher Jack und Mabel nach einem Unfall hilft die Farm, und damit die beiden, am Leben zu erhalten. Was Garett, dessen Traum ein Leben als Trapper ist und nicht als Farmer, mit Mabel verbindet geht dabei sehr wahrscheinlich über das reine geschriebene Wort hinaus.
Faina, das Mädchen welches nur in Gesellschaft eines Fuchses in der Wildnis lebt, immer dem Schnee folgend, die Sommer hoch im Gebirge verbringend, verkörpert darin ebenso sehr Mabels Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer, wie sie sich in der Wahl ihrer Bücher widerspiegelt. Das andere Buch, welches ihr kleines Buchregal ziert, ist sicher nicht von ungefähr Jack Londons Call of the Wild (Ruf der Wildnis).

 Ohne zuviel zu Spoilern darf man sagen, Eowyn Ivey hält sich eng an die Märchenvorlage, bis hin zum bitteren, hoffnungsvollen Ende. Und spinnt daraus eine ungemein unterhaltende, empfehlenswerte Lektüre ideal für die Wintermonate.

Wenn um das eigene Haus der kalte Wind pfeift, mit ein wenig Glück vielleicht sogar Schnee fällt, dann kann man sich wunderbar gemütlich mit einem Heißgetränk seiner Wahl in eine Decke hüllen und dabei in aller Behaglichkeit nachfühlen wie die eisige Kälte in Jack und Mabels Hütte dringt während die beiden sich vor dem Kaminfeuer drängen, immer in Erwartung auf die Rückkehr ihrer Tochter des Schnees.

5 Kommentare:

  1. Hallo Gerd,

    als ich das Cover deines Buches eben gesehen habe, da habe ich mich gefragt, ob ich es nicht schon irgendwoher kenne. Ich meine eine Bloggerin hat es mal beim Wichteln auf die Wunschliste gesetzt. Auch die Geschichte kam mir ansatzweise bekannt vor.
    Ich muss sagen, dass du mich mit deinen Worten verzaubert hast. Das hört sich so gut an. Die märchenhafte Komponente hat mir gleich zugesagt. Die Geschichte klingt sehr intensiv. Auch das, was du über die Naturbetrachtung und über die Ausarbeitung der Charaktere geschrieben hast, spricht mich sehr an. Das Buch merke ich mir für die Wintermonate in 2019 vor. Ich denke das wäre was für die Vorweihnachtszeit. Vielen Dank, dass du diesen interessanten und schönen Lesetipp mit uns geteilt hast

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

    AntwortenLöschen
  2. Hi Gerd!

    Wunderbare Worte zu einem ganz besonderen Buch <3
    Ich hab das tatsächlich auch als Lesetipp genannt, wobei ich mich nicht auf eins begrenzen konnte :D Mir sind da einfach zu viele eingefallen und ich konnte mich nicht entscheiden!

    Eine tolle Wahl auf jeden Fall, ich mochte das Buch auch sehr!

    Liebste Grüße, Aleshanee

    AntwortenLöschen
  3. Huhu Gerd,

    bisher kannte ich das Buch noch überhaupt nicht!! Dabei habe ich deine Worte zum Buch gerade total fasziniert verfolgt. Leider kenne ich auch das russische Märchen zum Schneemädchen nicht, umso mehr konnten mich deine Beschreibungen packen.

    Es klingt zauber- und märchenhaft, aber ich vermute, dass es auch einige Längen haben kann. Trotzdem finde ich es schön, wie du auch die Bücher der Charaktere im Buch interpretiert hast und einen Bezug zu ihren Persönlichkeiten ziehen konntest. Jedes deiner Worte hat mich neugierig gemacht auf die Geschichte hinter dem niedlichen Cover. Ich werde es mir auf jeden Fall vormerken. Vielen Dank für die schöne Empfehlung!

    Ganz liebe Grüße
    Leni =)

    AntwortenLöschen
  4. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

    AntwortenLöschen
  5. Ein tolles Buch, das mir sehr gut gefallen hat. Ich habe es leider noch nicht rezensiert.

    Viele Grüße
    Jay von "Bücher wie Sterne"

    AntwortenLöschen